Wenn Träume zu Lasten werden und Sehnsucht zur Zerreißprobe dann zeigt sich, wie stark Liebe wirklich ist… …und ob sie die Stürme des Lebens übersteht.
Cover von Unerreichbar: Fern
Eine Geschichte über Liebe, die kämpft und Hoffnung, die niemals schweigt.
Wenn das Versprechen „für immer“ auf die Probe gestellt wird – Es gibt Geschichten, die sich nicht wie ein leichter Sommerwind lesen, sondern wie ein Sturm, der einen mitten ins Herz trifft. „Unerreichbar: Fern.“ – erschienen im Himmelstürmer-Verlag – ist genau so eine Geschichte. Nadine Schwager gelingt es, mit feinfühligem, aber zugleich intensiven Schreibstil, die Zerbrechlichkeit einer langjährigen Liebe einzufangen – und damit Fragen aufzuwerfen, die uns alle betreffen: Wie viel Last kann eine Partnerschaft tragen? Wann wird aus Nähe Distanz? Und wie kämpft man für eine Liebe, die man doch eigentlich nie verlieren wollte? Bereits der erste Band „Unerreichbar: Nah“ hat mich tief berührt. Doch hier, im zweiten Teil, spürt man noch deutlicher die Wucht der Gefühle – Liebe, Eifersucht, Enttäuschung und das schmerzhafte Gefühl, nicht mehr dieselbe Sprache zu sprechen. Wenn Du jetzt neugierig geworden bist, dann komm doch mit, begleiten wir die Beiden ein Stück. Auf geht’s…
Seth – der Kämpfer am Rande seiner Kräfte – Seth ist Ende zwanzig, verlässlich, loyal, ein Mann, der sein Leben auf Pflichten und Versprechen gebaut hat. Er will Jesse alles geben: ein Zuhause, Sicherheit, das Gefühl, getragen zu sein. Doch genau dieser Wille wird zu seiner Falle. Er arbeitet Doppelschichten im Sanitätsdienst, schleppt sich von Einsatz zu Einsatz, verliert Schlaf, verliert Freude und verliert irgendwann auch das Gefühl für sich selbst. Alles, was bleibt, ist diese Müdigkeit in seinen Knochen, dieser Druck in seiner Brust.
Seth liebt Jesse. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber seine Liebe zeigt sich im Tun, im Kämpfen, im Funktionieren. Und genau das übersieht Jesse. Für ihn wirkt Seth abwesend, kalt, unnahbar – während Seth sich innerlich aufreibt, um das Fundament für ihre Zukunft zu sichern. Seth ist der Inbegriff von Stärke nach außen – und gleichzeitig eine verletzte Seele, die niemanden findet, der sie wirklich sieht.
Jesse – der Träumer mit dem unerfüllten Wunsch – Jesse ist ebenfalls Ende zwanzig – leidenschaftlich, voller Sehnsucht, voller ungestillter Träume. Sein Herz brennt für den Gedanken, Vater zu werden. Für ihn ist ein Kind nicht nur ein Wunsch, sondern die Erfüllung, die sein Leben komplett machen würde. Doch jede Absage, jede gescheiterte Hoffnung reißt ihn tiefer in ein Loch aus Schmerz und Vorwürfen.
Und die richten sich immer öfter gegen Seth. Statt seine Verzweiflung zu teilen, sucht er Schuld. Statt Nähe wächst Distanz. Jesse liebt – aber seine Liebe verwandelt sich in Drängen, in Fordern, in einen ungeduldigen Ruf nach etwas, das einfach nicht greifbar scheint. Er ist kein einfacher Charakter. Aber er ist zutiefst menschlich. Seine Sehnsucht macht ihn verletzlich, seine Ungeduld macht ihn kantig, seine Träume machen ihn verletzbar. Jesse ist Herz und Schmerz zugleich.
Seth & Jesse – Liebe im Sturm – Zusammen sind sie ein Paar, das man eigentlich beneiden müsste. Elf Jahre Liebe, ein Eheversprechen, eine gemeinsame Geschichte. Und doch zeigt sich: Gerade die längsten Beziehungen sind es, die am stärksten ins Wanken geraten können. Ihre Liebe ist da. Man spürt sie. Man zweifelt nie daran. Aber sie erreichen einander nicht mehr. Seth kämpft im Außen, Jesse träumt im Innen – und anstatt Brücken zu bauen, werfen sie sich Vorwürfe über die wachsende Kluft hinweg.
Es ist herzzerreißend, diese beiden Männer zu begleiten. Denn man versteht beide. Man möchte Seth in die Arme nehmen, ihm sagen: „Du bist genug, so wie du bist.“ Und man möchte Jesse trösten, ihm sagen: „Deine Sehnsucht ist nicht falsch, aber sie darf dich nicht kaputt machen.“ Doch Liebe ist manchmal nicht genug. Und genau das macht die Geschichte so real und so schmerzhaft.
Nick & Mark – Stimmen, die alles lauter machen – Nick ist Jesses neuer bester Freund. Einer, der zuhört, einer, der Hoffnungen weckt, einer, der Jesse genau das gibt, was er gerade so dringend braucht: Aufmerksamkeit und Zuspruch. Doch Nick bleibt nicht neutral. Er drängt sich dazwischen, subtil, unaufdringlich, aber mit einer Wirkung, die Seth immer weiter an den Rand treibt. Für Jesse ist er Rettung, für Seth ist er Bedrohung.
Und dann ist da Mark. Seths Vergangenheit, Freund und ehemaliger Liebhaber. Mark ist wie ein Echo aus alten Zeiten, eine Stimme, die Seths Schwächen kennt und sie gnadenlos ausnutzt. Er bringt nicht nur Erinnerungen zurück, sondern auch Versuchungen – und mit ihm kommt ein weiteres Stück Chaos in eine Beziehung, die ohnehin schon brüchig ist. Nick und Mark sind mehr als Nebenfiguren. Sie sind Katalysatoren. Sie verkörpern all das, was eine Liebe von außen schwächen kann: Zweifel, Konkurrenz, Vergangenheit.
Die zerstörerische Kraft von Erwartungen – Hier liegt die wahre Tragik: Seth und Jesse lieben sich. Und doch stehen sie sich selbst im Weg. Seth will Stabilität, Jesse will Erfüllung – und beide übersehen, dass sie im Grunde dasselbe Ziel haben. Ihre Erwartungen prallen aufeinander, ihre Enttäuschungen türmen sich, und jedes unausgesprochene Wort vergrößert die Distanz. Es ist nicht Hass, der sie trennt. Es ist Schmerz. Es ist das Gefühl, nicht gesehen zu werden. Und das macht alles noch unerträglicher.
Die Sprache – nah, ehrlich, ungeschönt – Nadine Schwager hat einen Schreibstil, der mitten ins Herz geht. Sie schreibt keine Märchen, keine beschönigten Liebesgeschichten. Sie schreibt Wahrheiten. Ihre Figuren sind nicht perfekt, sie sind verletzlich, fehlerhaft, roh – und genau das macht sie so echt. Beim Lesen hat man nicht das Gefühl, einer erfundenen Geschichte zu folgen. Man hat das Gefühl, Zeuge einer Beziehung zu sein, die genau so im echten Leben existieren könnte. Man will eingreifen, man will helfen – und man merkt, dass man nur zuschauen kann.
FAZIT: Wenn Liebe nicht verschwindet, aber zerreißt – Dieser zweite Band von Seth und Jesser bekommt von mir eine absolute – eine 110%ige – Leseempfehlung. „Unerreichbar: Fern.“ ist kein Buch, das man einfach liest und wieder weglegt. Es ist ein Roman, der bleibt. Einer, der einen aufwühlt, der schmerzt, der nachklingt, lange nachdem die letzte Seite geschlossen ist. Seth und Jesse sind zwei Männer, die einander lieben – und doch kaum zueinanderfinden. Nadine Schwager hat eine Geschichte geschrieben, die tief ins Herz schneidet und gleichzeitig daran erinnert, warum wir an die große Liebe glauben wollen – trotz aller Zweifel, trotz aller Rückschläge. Diese Geschichte ist eine Achterbahnfahrt aus Hoffnung und Verzweiflung, Nähe und Distanz, Zärtlichkeit und Vorwürfen. Und genau darin liegt ihre Stärke: Sie ist echt. Sie ist roh. Sie ist voller Liebe – und voller Schmerz. Für mich war dieses Buch eine intensive Erfahrung.
Seth ist und bleibt für mich das Herzstück dieser Geschichte. Er trägt, er kämpft, er schweigt und doch spürt man auf jeder Seite, wie sehr er liebt. Manchmal wünsche ich mir, dass Jesse diesen stillen Kampf deutlicher sehen könnte. Denn Seth ist nicht schwach, er ist erschöpft – und genau das macht ihn so menschlich und greifbar. Mit Jesse tue ich mich weiterhin schwer. Schon in Teil 1 hatte ich oft das Bedürfnis, ihn kurzerhand zum Mond zu schicken. In diesem Band ist es nicht leichter geworden. Seine Ungeduld, seine Vorwürfe und diese unerschütterliche Fixierung auf seinen Traum machen es mir schwer, ihn wirklich zu mögen. Aber genau das zeigt auch: er ist kein glatter Charakter, er ist kantig, fehlerhaft und dadurch so echt.
Nick bleibt für mich ein schwieriger Punkt. Er gehört inzwischen zu Jesses Leben, und Seth muss lernen, ihn als Teil dieser Welt zu akzeptieren. Er muss ihn nicht mögen – er muss ihn nur aushalten. Und das allein ist schon Herausforderung genug. Umso wichtiger ist Mark. Auch wenn er seine eigenen Schattenseiten hat, ist er für Seth der Anker in stürmischen Zeiten. Er gibt ihm Halt, wenn Jesse fehlt, fängt ihn auf, wenn er ins Wanken gerät. Mark ist kein Heiliger, aber er ist jemand, der in den entscheidenden Momenten da ist und genau das macht ihn für mich unverzichtbar in dieser Geschichte.
Am Ende bleibe ich zerrissen zurück: zwischen Frust und Mitgefühl, zwischen Wut und Hoffnung. Doch genau das macht die Stärke dieses Buches aus. Es weckt Emotionen, es fordert heraus, es tut weh und es schenkt gleichzeitig diese kleine, leise Hoffnung, dass Liebe, so zerbrochen sie auch wirkt, immer noch eine Chance haben kann. Und genau deshalb freue ich mich auf Teil 3. Denn Seth und Jesse haben ihre Geschichte noch lange nicht auserzählt. Mir bleibt jetzt nur noch dir eine schöne Zeit mit den Beiden zu wünschen, denn auch wenn Liebe fern wirkt, kann sie immer noch tief im Herzen unerreichbar nah sein.
Wieder lege ich ein sehr sehr tolles Buch beiseite. Es hat mich sehr berührt und auch viele Fragen aufgeworfen. Wie ist das denn in Deiner Beziehung, wenn der Alltag Einzug hält? Würde mich mal interessieren. Freu mich über jeden Kommentar und schau so lange mal auf meinen Reader, was mich da erwartet. Bleibt also neugierig und bis bald 
