Underworld: Blood Wars
1Action„Die Zeiten ändern sich, Vampire nicht“, sagt Selene (Kate Beckinsale) im fünften Vehikel der Fantasy-Action-Reihe Underworld und benennt damit die essentielle Schwäche des Franchise. Das fährt nach diversen Wechseln hinter der Kamera, wo sich diesmal TV-Regisseurin Anna Foerster erprobt, weiterhin rigide in der gleichen eingerosteten Schiene.
Die stets räudig aussehenden Lykaner raufen sich vor synthetischen CGI-Kulissen mit aristokratischen Blutsaugern. Steckt dahinter gar eine ironische Parabel für den Klassenkampf zwischen Unterschicht und Adel? Nein, nichts da mit Ironie. Die titelgebenden Kriege ähneln mehr einem Szene-Battle: New Romantics vs. Slacker. Die überkandidelten Kostüme der Vampire, besonders der intriganten Semira (Lara Pulver), sind eine Lachnummer für sich. Auf ihrer High-Tech-Festung laufen die Sargschläfer rum wie Models auf einer Goth Party.
Wenn der unbeabsichtigte Camp auf dem Gipfel scheint, setzen sie einen drauf und geben tatsächlich Party. Anlass ist die Rückkehr der ausgestoßenen Selene, die den schwächlichen Nachwuchs zu fähigen Deathdealern, wie sie selbst eine ist, ausbilden soll. Würden die Vampire vielleicht besser kämpfen, wenn sie weniger unpraktische Kostüme trügen? Oder wenn sie statt mittelalterlicher Schwerter und Speere moderne Waffen einsetzten, wie ihre Feinde es tun? Oder wenn sie Fähigkeiten wie Fliegen nicht nur sporadisch nutzten? Oder wenn sie angreifen würden, wenn ihre Gegner sich umständlich in Werwölfe verwandeln, statt dazustehen, als wollten sie sagen: Mach in Ruhe, Kumpel, ich warte so lange? Vermutlich ist Selene die beste Kämpferin, weil sie als Einzige die unsinnigen Verhaltensmuster ansatzweise durchbricht. Aber auch sie ist nicht schlau genug, auf der Flucht ihre Trademark-Montur gegen eine unauffälligere zu tauschen.
Wohl wegen dieser aberwitzigen Indiskretion hatten die Menschen im letzten Teil Wind von den Monstern bekommen. Und wo sind die Menschen in Underworld: Blood Wars? Auf der Leinwand jedenfalls nicht, obwohl Underworld: Awakening ein großes Gruppenkeilen zwischen Vampiren, Werwölfen und Menschen teaserte. Stattdessen wird Lykaner-Führer Marius (Tobias Menzies) als neuer Schurke vorgestellt, Selenes Vampir-Freund David (Theo James) kriegt eine Hintergrundstory und ihre Tochter Eve taucht bloß als McGuffin auf. Aus dem Material, das in vier Teilen angehäuft wurde, macht der Drehbuchautor das Schlechteste. Das in 13 Jahren endlos ausgewalzte Duell stolpert blind in die nächste Runde. Die Wievielte es ist, weiß nicht mal die Heldin. Hunderte Jahre sei sie alt, resümiert sie zu Beginn. Genauso verstaubt und generisch wirkt das Action-Theater, das visuell und dramaturgisch an eine Computerspielverfilmung erinnert – eine von der ganz miesen Sorte.
Regie: Anna Foerster, Drehbuch: Cory Goodman, Darsteller: Kate Beckinsale, Theo James, Lara Pulver, Charles Dance, Tobias Menzies, Filmlänge: 91 Minuten, Kinostart: 02.12.2016, www.underworld-film.de
Autor
Lida Bach&post;