In freundlicher Zusammenarbeit mit otto.de
Ich studiere „irgendwas mit Medien“. Davor habe ich habe ein Semester Jura studiert und abgebrochen. Ich bin Bloggerin. Ich fotografiere und schreibe gerne, ich war gut in der Schule, außer in Mathe und den Naturwissenschaften. Ich weiß noch nicht ganz genau, was ich nach dem Studium in zwei Jahren machen werde. Und das ist okay – denn ich weiß, dass ich den richtigen Weg für mich gefunden habe.
Vor fast genau einem Jahr habe ich diesen Artikel geschrieben, in dem ich erzähle, wie ich nach meinem Abi zu dem Studium gekommen bin, das ich gerade studiere. Nach fast drei Semestern weiß ich, dass ich diesmal richtig bin. Aber wie findet man das raus? Woher weiß ich das?
1. Just try – Ausprobieren!
Aber ist das keine Zeitverschwendung? Genau das habe ich mich direkt nach dem Abi gefragt. Etwas einfach auszuprobieren, von dem ich gedacht habe, es könnte mir vielleicht gefallen, kam nicht in Frage. Ich musste direkt mit dem Kopf durch die Wand und sofort „das perfekte Studium“ beginnen und natürlich in Regelstudienzeit durchziehen. Jura dann abzubrechen und mir einzugestehen, dass ich das Studium und mich selbst falsch eingeschätzt habe, war unfassbar schwer für mich. Ein halbes Jahr verschwendet! Erst im Nachhinein hab ich den Wert von dieser Erfahrung erkannt. Auch mein Praktikum danach beim Radio hat mir viel gebracht – ich weiß, dass ich nicht beim Radio arbeiten will. Zeitverschwendung? Nein! Jede Erfahrung ist eine gute Erfahrung – ich habe durch dieses Jahr „Zeitverschwendung“ nämlich auch gelernt, was ich will.
2. Ich weiß, was mir wichtig ist – und was nicht
Ist es mir wichtig, wie anerkannt meine Ausbildung, mein Studium in der Gesellschaft ist? Wieviel muss ich verdienen, um mir den Lebensstandard leisten zu können, den ich mir wünsche? Mit welchen Berufen geht das, mit welchen nicht? Will ich mein Hobby zum Beruf machen oder soll das nur ein Hobby bleiben? Ist es mir wichtiger, ob mir meine Arbeit größtenteils Spaß macht oder will ich einen bestimmten Lebensstandard erreichen, der nur mit einem gut bezahlten Job finanzierbar ist? Gibt es eine Möglichkeit, beides zu verbinden? Will ich für jemanden arbeiten, in einem kleinen oder großen Unternehmen, will ich die Möglichkeit haben, mich selbstständig zu machen? Wenn ja, bin ich bereit, unregelmäßige Arbeitszeiten zu haben, brauche ich viel Freizeit?
In meinem einen Jahr nach dem Abi, in dem ich ausprobiert habe, auf die Nase gefallen bin und wieder neu angefangen, habe ich für mich so viel gelernt. Ich weiß jetzt, dass ich eigenständig etwas produzieren können will, irgendwas, ohne an viele Vorgaben gebunden zu sein, ich bin bereit, hart und viel zu arbeiten und verhältnismäßig wenig Freizeit zu haben. Ich will ortsunabhängig arbeiten können und nicht an einen Arbeitgeber gebunden sein. Geld ist mir wichtig, aber nicht wichtiger, als dass ich meinen Beruf mit Leidenschaft ausüben kann und mir ein großer Teil, von dem was ich tue, Spaß macht. Diese Wünsche an meinen Beruf lassen sich mit mehreren Berufen erfüllen – nicht nur mit dem, was ich jetzt mache. Aber kombiniert mit dem nächsten Punkt wird es schon konkreter… 
3. Ich weiß, was ich gut kann – und was weniger
Damit meine ich nicht nur zu überlegen, in welchen Schulfächern man besonderen gut war – die haben meistens nicht mehr viel mit dem tatsächlichen Berufsleben zu tun.
Während meinem Praktikum hab ich herausgefunden, dass ich unter viel Zeit und Leistungsdruck hochwertige Beiträge produzieren kann, unerschrocken bin, mit Kritik und Konkurrenz umgehen kann und bereit bin, mich jeden Tag neu zu behaupten. Und siehe da, genau diese Fähigkeiten brauche ich jetzt in meinem Studium und auch als Bloggerin. Natürlich kommen Anforderungen dazu wie Sprachgefühl, ein Sinn für aktuelle, spannende Themen, ein Gefühl für seine Leser.
Natürlich werden die meisten Journalisten gut in Deutsch gewesen sein und wer nicht gut in Chemie und Bio war, wird sich nicht in die Medizin verlieben, aber dass ich im Deutsch-Abi eine 1A Interpretation von Kafka hingelegt habe, nützt mir jetzt herzlich wenig – sondern eher die Fähigkeiten, die ich nach der Schule entdeckt habe. Ich kann nicht besonders gut analytisch denken, zumindest nicht auf Sachverhalte bezogen die mit Zahlen zu tun haben. Ich kann zwar gut im Team arbeiten, aber nur für eine begrenzte Zeit – den ganzen Tag konstant mit anderen Menschen zu tun haben würde mich überfordern und stressen.
Meine beste Freundin ist das größte Talent was Sprachen angeht, hat für sich aber keinen interessanten Studiengang gefunden, aus Neugier ein Praktikum im Krankenhaus gemacht, während einer OP dabei gewesen und kann sich jetzt nichts anderes mehr vorstellen als Medizin zu machen. Wer sich gerade vielleicht überlegt, ein Praktikum zu machen, kann hier einmal vorbeischauen: beim Praktikanten-Ratgeben von otto. Da gibt’s ein paar richtig gute Tippe zu Anforderungen, Vorstellungsgespräch und so weiter 
Ich hoffe, ihr habt gemerkt, worauf ich hinauswill 
In jedem von uns stecken Talente, Fähigkeiten, Interessen, die man während der Schulzeit nicht unbedingt an sich selbst entdeckt – die einem aber, wenn man sie findet, unglaublich viel bei der Suche nach dem Beruf helfen, der einem das gibt, was man sucht. Deshalb kann ich jeden nur ermutigen sich neben der Suche nach dem „perfekten“ Studiengang oder der perfekten Ausbildung auch auf die Suche nach seinen eigenen Zielen, Zukunftswünschen, Fähigkeiten und Interessen zu machen, einfach mal etwas auszuprobieren, ins Ausland zu gehen, gegen eine Wand zu rennen, wieder aufstehen und daran wachsen – und hinterher einiges über sich selbst gelernt zu haben. Was ich nach dem Studium machen werde? Genau weiß ich es nicht – aber es wird etwas sein, wobei ich frei ich selbst sein, kreativ produzieren und hart arbeiten kann – vielleicht als freie Journalistin und Bloggerin.
Und jetzt interessieren mich eure Erfahrungen – wie habt ihr herausgefunden, was ihr mal machen möchtet? Findet ihr es gerade heraus? Wie? Woraus lernt ihr am meisten über euch – aus Erfolgen oder wenn mal etwas nicht direkt funktioniert? Ich freu mich auf eure Kommentare!
