Alles beginnt mit dem Warten auf den richtigen Mann, auf den Vater unserer noch ungeborenen Kindern. Mit ihm geht das Warten weiter, auf den passenden Zeitpunkt, um gemeinsam eine Familie zu gründen. Ist dieser Augenblick gekommen, warten wir sehnlichst darauf, dass es einschlägt, dass wir endlich schwanger werden. Sind wir es erst, warten wir neun lange Monate auf die Ankunft unserer Kinder. Und sobald sie geboren sind, geht es mit der Warterei erst richtig los.
Anfänglich warten wir täglich mehrmals gefühlte Ewigkeiten, bis sich die Kinder an unserer Brust satt getrunken haben und drei Monate lang darauf, dass die Koliken vorüber gehen. Später warten wir Nachmittage lang auf der Chrabbeldecke sitzend auf den Moment, in dem man mit den Kindern endlich etwas Anständiges spielen kann. Und dass das Zahnen abgeschlossen ist, dass wir sie nicht mehr tragen müssen, dass sie selber essen und selbständig ihr Geschäft verrichten können.
Sind die Kinder erst selbständiger, wird das Warten zur noch grösseren Geduldsprobe. Wir warten, bis sie sich endlich angezogen, beim Gehen wieder aufgeschlossen oder den Teller leer gegessen haben und wir warten und warten, bis sie endlich müde sind und einschlafen können. Irgendwann warten wir vor der Turnhalle, bis das Kinderturnen vorüber, am Rand des Fussballplatzes bis das Training oder in der schwülen Schulschwimmanlage der Schwimmkurs fertig ist.
Und wenn wir auch samstags darauf warten, unsere Kinder unversehrt von der Pfadi wieder abholen zu können, so ist dies wohl nur der Vorgeschmack auf die Zeit, in der wir Nächte lang wachen und warten werden, bis sie wohlbehalten vom Ausgang endlich wieder zurück nach Hause kehren.
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Worauf wartet Ihr die ganze Zeit?