Und offline so? | Tabuthema RDS

Moin Moin, ihr Lieben ♥
 
Das Jammern habe ich mir gestern schon verboten, und ich werde jetzt auch nicht damit anfangen. Dennoch möchte ich heute ein Thema aufgreifen, das im weitesten Sinn tabuisiert wird. Ein Thema, über das nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Es ist irgendwie unangenehm, peinlich, zu intim. Darüber redet man nicht. Aber: Es sabotiert die Lebensqualität und es belastet. Es belastet rund fünfzehn Prozent aller Menschen in der westlichen Welt. Und mich.

Tabuthema RDS
 
Der Reizdarm. Die Verdauung diktiert meinen Tagesablauf. Zwar leidet nur etwa ein Drittel aller Reizdarmpatienten unter besonders starken Beschwerden, aber das ist für mich natürlich kein Trost. Im Gegenteil. Es frustriert eher. Warum ausgerechnet ich? Ja. Diesen Gedanken hatte ich schon ein oder zwei Mal.

Reizdarm ist chronisch und bis heute unheilbar. Und weil keine organischen Ursachen auf das Reizdarmsyndrom hinweisen, wird selten eine Diagnose gefunden. So werden Betroffene nicht selten als Hypochonder abstempelt.
 
Das Reizdarmsyndrom beschreibt das Auftreten verschiedener Symptome von Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, ohne dass diese Erkrankungen tatsächlich vorliegen. Leider sind die Symptome für Reizdarm nicht ganz eindeutig. Wer häufig Bauchschmerzen hat, Druck im Unterbauch, Veränderungen im Stuhlgang, anhaltende Blähungen, Magenkrämpfe und so weiter, kann unter dem RDS leiden, muss aber nicht. 

Natürlich ist ein Reizdarm aus ärztlicher Sicht für die Gesundheit völlig ungefährlich. Beruhigend. Leben muss ich trotzdem mit dieser lebensqualitativen Einschränkung. Und das ist es für mich. Ganz gleich, wo ich bin, ich fühle mich immer befangen, bin angespannt.

Was konkret RDS verursacht, kann bislang nicht nachgewiesen werden. Psychische Gründe, eine gesteigerte Nervenaktivität des darmeigenen Nervensystems, eine Störung der Darmflora oder der Darmbeweglichkeit werden vermutet, können aber auf körperlicher Ebene nicht lokalisiert und dementsprechend nicht behandelt werden.

Ohne Ursache keine Therapie, sondern lediglich Bekämpfung der Symptome.

Ich leide bereits seit vielen Jahren unter RDS. Diagnostiziert wurde er allerdings erst vor neun Monaten.

Kopf- und Gliederschmerzen insbesondere im Hüft- und Beckenbereich, Müdigkeit und Erschöpfung, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Schwindel, innere Unruhe und Nervosität, vermehrtes Schwitzen, Herzrasen, Atemnot trotz Einnahme von Kortison, verstärkt depressive Verstimmung und Angststörungen, wobei ich Letzteres inzwischen gut in den Griff bekommen habe. Ziemlich untypisch – und doch alles Symptome des Reizdarmsyndroms – Dämonen, mit den ich täglich kämpfe *dramamodus.aus*

Die Symptome sind es, die mich aufreiben. Und die vielen gescheiterten Behandlungsversuche.

Arrangieren mit RDS? Ja. Aufgeben und mich damit abfinden? Kommt nicht infrage!

Letztlich schränken die Symptome nicht nur Betroffene ein, sondern werden schnell zu einer Belastung für Familie und unser soziales Umfeld. Angehörige müssen ständig Rücksicht nehmen. Ich habe wegen der Angststörung meine wichtigste Freundschaft aufs Spiel gesetzt.

Danke an alle, die bis zu dieser Stelle gelesen und Interesse gezeigt haben.

Danke an alle, die nicht aus Scham schweigen.

Und, nein! Das ist kein "fishing for pity"-Post. Es war mir einfach ein Bedürfnis, mich über dieses Tabu hinwegzusetzen und offen darüber zu reden, respektive schreiben, was nicht nur mich im Offline belastet.

Einen zauberhaften Samstag euch allen :*

SignaturAvatarKirstin


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