und morgen mittag bin ich tot

Von Privatkino

Titel: und morgen mittag bin ich tot
Regie: Frederik Steiner
Drehbuch: Barbara te Kock
Musik: Daniel Sus

Produktionsland: Deutschland
Dauer: 102 Minuten
Erscheinungsdatum: 2013
Altersfreigabe: FSK 12

Inhalt:
Lea leidet an Cystischer Fibrose (CF), eine unheilbare Erbkrankheit, die allmählich die Lunge zerstört und einen Tod durch Ersticken bereithält. Für Lea keine Option, auch eine Lungentransplantation lehnt sie ab, sie fährt in die Schweiz – um sich beim Sterben begleiten zu lassen. Ihre Familie erfährt erst davon, als sie längst in der Schweiz ist. Wie wird es sein, Abschied zu nehmen.

Meine Meinung:
Einer dieser Filme, von denen man sagst, ja irgendwann, irgendwann werde ich ihn gucken und weil irgendwann, irgendwann in der Ferne ist, war ich doch froh, als er auf arte lief. Das Thema Sterbehilfe spaltet, wie es auch in den Film tut, zumindest beim Zuseher. Lea leider, keine Frage, fast mag man schon sagen: Der Tod, er ist eine Erlösung und der beste Weg, aber etwas fehlt, um ein Rundes Bild zu ergeben, die Optionen. CF ist nämlich keine unbedingt tödliche Krankheit, wenn man sich eine Lunge transplantieren lässt. Lea lässt sich nicht auf die Liste setzen, weil ihr Bruder, der auch an der selben Krankheit litt, nach der Operation verstarb. Es ist also nachvollziehbar, trotzdem hätte ich gerne mehr Informationen zu Alternativen gewusst. Nicht, dass ich dann gegen die Sterbehilfe gewesen wäre, ich bin der Ansicht, jeder Mensch sollte selbst bestimmen dürfen, wann er geht, aber um eine vollkommene Sicht zu erhalten, wäre dieser Teil eben wichtig gewesen.

Wie man vermutlich schon erahnen kann, als die Familie erfährt, dass Lea in die Schweiz fährt, ist der Schock erst einmal groß. Dies war wirklich wunderbar ausgearbeitet, wenn sich alle auf den Weg zu ihr machen, zuerst um ihr Leben kämpfen wollen, so viel Hoffnung erzeugen wollen, aber letztlich akzeptieren sie, wenn es auch schwer fällt. In all diesem Film, ist leider das Akzeptieren so groß geschrieben. Schaut man sich die Medien an, weiß man, das Thema Sterbehilfe ist eine Kontroverse, aber diese findet im Film nicht statt, dieser ist wirklich für die Sterbehilfe, ohne wenn und aber. Ein bisschen Pfeffer, hätte sicherlich ein guten Geschmack gemacht, um selbst entscheiden zu können, wie man zum Thema steht.

Man sieht, ich bin nicht immer glücklich mit der Umsetzung, aber es gab ein Element, was so grandios, so gedankenanregend war, dass ich über all die anderen Dinge fast hinwegsehen mag. Lea trifft in ihrer Pension auf einen Jungen, auch er ist hier, um Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, doch er hat eine Ablehnung vom Verein erhalten. Unspektakulär mag man denken, doch so ist es gar nicht, der Junge ist nämlich nicht körperlich krank, er hat eine psychische Störung und hier fängt der Zuseher an nachzudenken: Wer entscheidet, ob jemand körperlich mehr leidet, als jemand mit einem psychischen Gebrechen. Darf man sich darüber hinwegsetzen und sagen, man sieht deinen Schmerz nicht körperlich, als hast du gefälligst durchzuhalten. Diese Thematik, sie lässt mich auch heute nicht los und hat mich zu Recherchen gebracht, Sterbehilfe gibt es auch für Menschen, bei denen einen psychische Problematik vorliegt, doch sie ist noch umstrittener, als die Hilfe, bei einer körperlichen Erkrankung. Ich frag mich warum, aber vielleicht frage ich es mich auch nur, weil ich selbst weiß, wie sehr man leiden kann, wenn der Körper auch gesund ist, aber diese Verfahren sind so ausgeklügelt, dass niemand Sterbehilfe erhält, der gerade spontan auf die Idee kommt, es ist ein langer Prozess und wenn sich jemand über so viele Monaten und Jahren sicher ist, dann steht es ihnen, meiner Meinung nach zu, würdig zu sterben und nicht ein risikobehafteten Versuch zu unternehmen, sich vor einen Zug zu stürzen, gegebenenfalls noch andere damit zu traumatisieren.

Fazit:
Sieht man einmal davon ab, dass ich bei dem Film durchgehend geweint habe, ist es doch so, dass es ein Film ist, der extreme Gedankenkreise mit sich zieht. Gegner der Sterbehilfe werden bemängeln, dass die Alternativen zum Tod fehlen, Befürworter hingegen werden in diesem Film sicherlich mehr auf ihre Kosten kommen. Für mich ein Zündstoff an Gedanken, die mich sicherlich dazu bringen werden, mich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen.