Das Geheimnis der dunklen Nixe
Nina Blazon
cbt, 2014
978-3570162873
16,99 €
Als Jo und ihre Familie das alte Haus an der dänischen Küste erben, erzählt die kauzige Nachbarin Bente die Geschichte von dem Gongur, der an Land kommt und Menschen ins Meer zieht. Anders als ihre Mutter, die das Wasser meidet, lässt Jo sich von der Alten nicht ins Bockshorn jagen. In der Nacht jedoch wird sie tatsächlich von einer Stimme an den Strand gelockt…
Jo ist total cool. Ein bisschen immer im Streit mit der Mama, verbündet mit dem Papa und abenteuerlustig. Also jemand mit dem der Leser sich identifizieren kann. Sie ist nicht unbedingt auf den Mund gefallen, aber auch nicht zu auffällig. Sie hat sogar manchmal Angst im Dunklen, vor bösen Träumen und Dingen, die sie nicht kennt. Also eine ganz normale 12jährige. Das ist toll, denn manchmal sind diese kleinen Mädchen in Büchern schon immer so altklug, dass sogar unser Mädel die Nase rümpft.
Die Mama von Jo ist mir am Anfang sehr suspekt. Scheinbar hat sie ein Geheimnis! Grund genug dem auf den Grund zugehen. Natürlich will Jo alles wissen – schließlich ist sie ihre Tochter! Der Papa hingegen ist ein ganz lieber, der auch mal seinen Schatz ans Meer laufen lässt.
Es gibt auch Bösewichte und die hat Nina Blazon so konzipiert, dass sogar ich Angst vor ihnen hatte. Ich wollte ihnen nachts nicht begegnen und ich sage nur soviel: Märchen können ganz schön gruselig sein.
Meer und Dünen – da bin ich dabei! Ich mag es, wenn Jo die Wellen beschreibt, gerne zum Wasser möchte und es dann nicht darf. Ihre Sehnsucht ist sehr gut eingefangen und ich verstehe sie, denn das Meer ist ein schöner und mysteriöser Ort. Wie gerne wäre ich mit ihr am Strand gewesen!
Auch das kleine, verwunschene Haus konnte ich mir sehr gut vorstellen. Die Beschreibung der Autorin sind sehr gut, lassen aber auch noch Raum für eigene Ergänzungen und sind somit perfekt.
Eingebettet in eine Abenteuergeschichte, die wirklich viele Hochs und Tiefs hat, lernen die Leser und Leserinnen noch einmal das Märchen “Die kleine Meerjungfrau” von Hans Christian Andersen kennen. Märchen sind im Original immer etwas gruseliger, als zum Beispiel in der Disneyversion.
Nina Blazon schafft es die kleine Meerjungfrau wirklich sehr gruselig zu machen und ihr einen neuen Touch zu geben. Durch Jo, die wirklich sehr neugierig ist und der immer mehr Ungereimtheiten in ihrer Familie auffallen, hat der jüngere Leser richtig Lust auf Spurensuche zu gehen. Da wird durch das Schlüsselloch geguckt, heimlich ein Foto gemacht, aber auch mit einem Jungen zusammengearbeitet, den man eigentlich nicht mag.
Dabei ist es nie so, dass Jo und ihre Freundinnen es übertreiben, zu schlau sind oder irgendwie nerven. Sie sind genau so, wie ich mir 12jährigen (oder jünger) vorstelle: neugierig, manchmal ängstlich und manchmal auch tollpatschig.
All diese Elemente werden mit dem Märchen und der Jetzt-Zeit sehr gut verbunden. Einzig am Ende war ich etwas verwirrt und habe zu spät gemerkt, dass wer anders gut ist, der vorher böse erscheint.
Für mich füllt das Buch die Lücke zwischen kitschigem Disneyfilm und richtigem Märchen und das auf eine sehr schöne Art und Weise.
Die Fischschuppen glitzern und sagen: “Lies mich!” Auch Innen ist das Buch sehr schön, da es über jedem Kapitel etwas zu gucken gibt: Aale oder Fische. Das hat mir sehr gut gefallen und würde auch die jüngeren Leser ans Buch fesseln.
Nina Blazon überzeugt mich wieder einmal. Diese Geschichte verbindet ein Märchen mit soviel Abenteuer, dass ich unbedingt weiterlesen musste. Danke dafür, liebe Nina Blazon. Ich werde das Buch in Ehren neben deine anderen Bücher stellen und nie wieder hergeben.