Liebe kennt kein Alter
Beinahe wären sie einander nie begegnet: Marcel, der den Sternenhimmel liebt, und Marguerite, die nur dem Tag Schönheit abgewinnen kann. Er, für den nur die Freiheit zählt, und sie, die ausnahmslos allen Regeln folgt. Doch dann verlieren beide ihre langjährigen Ehepartner. An diesem Wendepunkt in ihrem Leben treffen Marguerite und Marcel aufeinander und stellen überrascht fest, dass sie über die gleichen Dinge lachen. Wagen sie es auch, noch einmal zu lieben? (Inhaltsangabe Amazon)
Ist das Verlieben im Alter tatsächlich so ein Drahtseilakt, wie es auf dem überaus gelungenen Cover dargestellt wird? Es ist auf jeden Fall anders, wenn man die Unbeschwertheit und Spontanität der Jugend schon lange abgelegt hat.
Marguerite wurde ihr Leben lang von einem verstockten und überaus korrekten Ehemann dominiert. Es beginnt mit seiner Beerdigung und schon da wird ihre Entscheidungsunfreudigkeit deutlich: „Ich bin achtundsiebzig Jahre alt, was soll ich jetzt bloß mit mir anfangen?“ S.15
Marcel ist in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil von Marguerite. Er ist aus seiner Heimat geflohen und hat mit seiner Jugendliebe ein wunderbares und intensives Leben gehabt. Dafür ist sein Schmerz umso größer als sie ihm genommen wird. Marguerite tut mir Leid, aber mit Marcel leide ich.
Nach der Vorstellungsphase und vielen Erinnerungen begegnen sich die beiden und das ist eher drollig als romantisch und gleichzeitig berührend und tröstlich.
Die kleine Liebesgeschichte, die ohne jeden Kitsch auskommt, geht mitten ins Herz. Die Unbeholfenheit, das Zögern, die Gedanken, die Ängste und dann doch der Mut, es noch einmal zu wagen, das war einfach wunderschön.
„Sie sinniert über all das, was sie nie getan hat. Nun ist sie frei. Aber es ist zu spät.“ (S. 48)
Ist es nicht genau das, wovor wir alle Angst haben? Dass es irgendwann zu spät ist? Sätze wie dieser haben mich sehr nachdenklich gemacht. In jungen Jahren habe ich darüber nie nachgedacht, aber je weiter die Zeit fortschreitet, kommen auch solche Gedanken.
Genau deshalb finde ich Geschichten wie diese so wichtig. Sie machen Mut und sie zaubern ein Lächeln ins Gesicht. Karine Lambert hat mir ihrem sanften Stil so viele zauberhafte Momente eingefangen und Marcel mit einem Humor ausgestattet, der mich sehr oft grinsen ließ.
Ebenfalls sehr treffend beschrieben fand ich das Verhalten der Kinder. Irgendwann kehrt sich alles um und die Jungen wollen über die Alten bestimmen. Daraus kann man schon einige Lektionen lernen, die für beide Generationen wichtig sind. Den Alten macht es vielleicht Mut, sich noch einmal auf das Abenteuer Leben und auch Liebe einzulassen und den Jungen führt es vor Augen, dass das Einmischen in jedem Alter nicht gut ist. Und alle anderen sollten dieses schöne Buch einfach nur genießen. Denn manchmal hält das Schicksal am Ende eben doch noch eine Überraschung bereit.
Fazit: Ein wunderschöne Geschichte über die späte Liebe mit der richtigen Prise Humor, vielen Weisheiten und frei von jeglichem Kitsch!
Die Autorin:
Karine Lambert ist Fotografin und Schriftstellerin. Nach längeren Aufenthalten in verschiedenen Ländern lebt sie heute wieder in ihrer Geburtsstadt Brüssel. Für Das Haus ohne Männer, das in Frankreich zum Bestseller avancierte, erhielt sie den Prix Saga Café für das beste belgische Debüt. Ihr zweiter Roman Und jetzt lass uns tanzen erscheint in 21 Ländern und gelangte in Deutschland sofort nach Erscheinen auf die SPIEGEL-Bestsellerliste.
„Und jetzt lass uns tanzen“ ist im Diana Verlag erschienen
Meine Rezension bei Amazon und weitere Infos zum Buch findet ihr hier