Was sich Gesine Lötzsch da erlaubt hat, das ist wahrhaft unverfroren. Die Opfer allumfassender Systeme müssen genannt werden, die Blutspur darf nicht unter dem Tisch verharren - das ist vollkommen richtig. Es ist unverzeihlich, wenn man auf den Pfaden des Kommunismus schwelgt, ohne dabei an jene zu denken, für die der Pfad ein Trampelpfad war; trefflicher gesagt: für den sie selbst der Trampelpfad waren, auf dem sie niedergetrampelt wurden. Gelobte und ersehnte Systeme und Heilslehren, sie lassen selten Freiräume für die Opfer - und alleine diese fehlende Räumlichkeit macht totale Ideen suspekt.
Wo eigentlich gedenken die Anführer der Wirtschaftsliberalen, die hierzulande unter der Abbreviatur FDP firmieren, der vielen vielen Opfer, die der Kapitalismus fabriziert hat? Hat man die schon mal dem Fundament des Kapitalismus gedenken gehört, das laut Lutz Graf Schwerin von Krosigk (1887 - 1977) aus den "Leichen von Tausenden von Kindern" besteht? Haben die schon mal gezielt um jene getrauert, die im Strudel der jungen Industrialisierung abmagerten, verhungerten, jämmerlich verreckten? Warum fallen so selten die Namen der Opfer, wenn vom Kapitalismus gesprochen wird?
Lobten die Kanzler dieses Landes, die zuweilen den Kapitalismus hofierten - den sie obzwar zu zähmen überzeugt waren, der aber nichtsdestotrotz alternativlos sei, weil er dem Wesen des Menschen entspräche -, jemals auch dessen Opfer? Gedachten sie dabei all jener Menschen, die dem System geopfert wurden? Oder denen, die noch immer dem System zum Fraß vorgeworfen werden? Hat man schon mal einen Minister schluchzen gesehen, weil ihm plötzlich in dem Sinn kam, Rädchen eines Systems zu sein, das immer noch Menschen zermalmt? Wer denkt an die Abertausenden von Schicksalen, die in den zyklischen Krisen des Kapitals vor die Hunde gingen und gehen werden? Wer weint heute um die Opfer der Anfänge, als noch Kinder schufteten und schnell starben - (schwangere) Frauen bis zum Umfallen schufteten und schnell starben - Männer bis zum Exzess schufteten und schnell starben? An Tagelöhner und prekär Beschäftigte? An Kinderangestellte in der Dritten Welt oder an Gewerkschafter, die dort im Namen des Kapitals gelyncht werden?
Weinte ein Ökonom aus irgendeinem irrationalen Impuls heraus der DDR-Wirtschaft nach, würde man ihn erstens für verrückt erklären und, zweitens, ihn ermahnen die blutige Seite des Systems zu bedenken - und was ist mit den Opfern?, würden sie oberlehrerhaft nachschieben. Wimmern die hiesigen Ökonomen, wenn sie frohlocken, dass der Kapitalismus jene Wirtschaftsform sei, die dem Menschen in seiner Art gerecht würde? Hat man je einem aus dieser bebrillten und bärtigen Sippe Tränen aus den Augenwinkeln laufen sehen? Kollateralschäden!, rufen sie meist aus; traurig aber unvermeidbar!, wissen sie dann ganz professoral und sinnig; ein bisschen Schwund ist immer!, kommentieren sie dann schelmisch. Sie erhöhen die Opfer ins Mystische, machen sie zum Kult, erklären sie für notwendig, damit es der Mehrheit besser gehen könne: zynisches Gedenken an anonyme Opfer, die es überdies nicht gibt, die es nur unter Umständen, vielleicht, mit etwas Pech, und dann auch nur vermutlich und ohne Beleg, geben könnte. Könnte!
Trat ein Minister, ein Kanzler, ein Ökonom je zurück, weil ihm plötzlich gewahr wurde, dass er quakendes Organ eines Systems ist, das Blut zapfte und weiterhin abzapfen wird? Hat man jemals irgendwo gelesen, dass der oberste Bajazzo der Wirtschaftsliberalen seinen Panamahut nahm, weil ihm plötzlich ein irrsinnig zwickendes Gewissen plagte? Wo stehen die Denkmäler für ausgebeutete, ausgesaugte, durch Arbeit vernichtete Kinder, Frauen, Männer? Wann werden Gedenkminuten für afrikanische oder asiatische Opfer des Systems abgehalten, für jene Menschen, denen wir ihre Ressourcen stehlen, denen wir einen unangebrachten Lebensstil aufnötigen, die wir in Schuldenspiralen gefangenhalten? Gibt es an irgendeiner Stelle ein Monument für all die Prekariaten, denen die Lebensfreude peu a peu ausgetrieben wurde und wird? In welchen Magazinen liest man von der Blutspur, die Minister, Kanzler und Ökonomen vertuschen, wenn sie den Kapitalismus hochleben lassen?
Fürwahr, Gesine Lötzsch hat sich disqualifiziert - doch alle anderen, die nun ihre Nüstern blähen, die stehen gleichfalls im Abseits.
Wo eigentlich gedenken die Anführer der Wirtschaftsliberalen, die hierzulande unter der Abbreviatur FDP firmieren, der vielen vielen Opfer, die der Kapitalismus fabriziert hat? Hat man die schon mal dem Fundament des Kapitalismus gedenken gehört, das laut Lutz Graf Schwerin von Krosigk (1887 - 1977) aus den "Leichen von Tausenden von Kindern" besteht? Haben die schon mal gezielt um jene getrauert, die im Strudel der jungen Industrialisierung abmagerten, verhungerten, jämmerlich verreckten? Warum fallen so selten die Namen der Opfer, wenn vom Kapitalismus gesprochen wird?
Lobten die Kanzler dieses Landes, die zuweilen den Kapitalismus hofierten - den sie obzwar zu zähmen überzeugt waren, der aber nichtsdestotrotz alternativlos sei, weil er dem Wesen des Menschen entspräche -, jemals auch dessen Opfer? Gedachten sie dabei all jener Menschen, die dem System geopfert wurden? Oder denen, die noch immer dem System zum Fraß vorgeworfen werden? Hat man schon mal einen Minister schluchzen gesehen, weil ihm plötzlich in dem Sinn kam, Rädchen eines Systems zu sein, das immer noch Menschen zermalmt? Wer denkt an die Abertausenden von Schicksalen, die in den zyklischen Krisen des Kapitals vor die Hunde gingen und gehen werden? Wer weint heute um die Opfer der Anfänge, als noch Kinder schufteten und schnell starben - (schwangere) Frauen bis zum Umfallen schufteten und schnell starben - Männer bis zum Exzess schufteten und schnell starben? An Tagelöhner und prekär Beschäftigte? An Kinderangestellte in der Dritten Welt oder an Gewerkschafter, die dort im Namen des Kapitals gelyncht werden?
Weinte ein Ökonom aus irgendeinem irrationalen Impuls heraus der DDR-Wirtschaft nach, würde man ihn erstens für verrückt erklären und, zweitens, ihn ermahnen die blutige Seite des Systems zu bedenken - und was ist mit den Opfern?, würden sie oberlehrerhaft nachschieben. Wimmern die hiesigen Ökonomen, wenn sie frohlocken, dass der Kapitalismus jene Wirtschaftsform sei, die dem Menschen in seiner Art gerecht würde? Hat man je einem aus dieser bebrillten und bärtigen Sippe Tränen aus den Augenwinkeln laufen sehen? Kollateralschäden!, rufen sie meist aus; traurig aber unvermeidbar!, wissen sie dann ganz professoral und sinnig; ein bisschen Schwund ist immer!, kommentieren sie dann schelmisch. Sie erhöhen die Opfer ins Mystische, machen sie zum Kult, erklären sie für notwendig, damit es der Mehrheit besser gehen könne: zynisches Gedenken an anonyme Opfer, die es überdies nicht gibt, die es nur unter Umständen, vielleicht, mit etwas Pech, und dann auch nur vermutlich und ohne Beleg, geben könnte. Könnte!
Trat ein Minister, ein Kanzler, ein Ökonom je zurück, weil ihm plötzlich gewahr wurde, dass er quakendes Organ eines Systems ist, das Blut zapfte und weiterhin abzapfen wird? Hat man jemals irgendwo gelesen, dass der oberste Bajazzo der Wirtschaftsliberalen seinen Panamahut nahm, weil ihm plötzlich ein irrsinnig zwickendes Gewissen plagte? Wo stehen die Denkmäler für ausgebeutete, ausgesaugte, durch Arbeit vernichtete Kinder, Frauen, Männer? Wann werden Gedenkminuten für afrikanische oder asiatische Opfer des Systems abgehalten, für jene Menschen, denen wir ihre Ressourcen stehlen, denen wir einen unangebrachten Lebensstil aufnötigen, die wir in Schuldenspiralen gefangenhalten? Gibt es an irgendeiner Stelle ein Monument für all die Prekariaten, denen die Lebensfreude peu a peu ausgetrieben wurde und wird? In welchen Magazinen liest man von der Blutspur, die Minister, Kanzler und Ökonomen vertuschen, wenn sie den Kapitalismus hochleben lassen?
Fürwahr, Gesine Lötzsch hat sich disqualifiziert - doch alle anderen, die nun ihre Nüstern blähen, die stehen gleichfalls im Abseits.