Jede Minute kostet. Früher war das nur bei Anwälten oder vielleicht bei Ärzten so. Heute hat es sich weit herumgesprochen. Banken, Post und Versicherungen haben es vorgemacht, und Gesundheitswesen, Industrie und Gastronomie ahmen es nach. Wieviel kostet eine Minute Deiner Arbeitszeit? Und wer bezahlt es? Von wo kommt dieses Geld? Diese Denkweise beschert uns hunderttausende von Burnouts, Herzinfarkten und Schlaganfällen.
Aber es gibt einen bemerkenswerten Gegentrend. In genau derselben Gesellschaft investieren Millionen von Menschen große Mengen von Zeit in Blogs. Bildgewaltig stellen sie die Dinge dar, die sie lieben, sei es bei Tumblr, Pinterest oder Flickr. Und mit klugen Texten werden liebevolle Blogs gestaltet, kostenlos zum Beispiel bei WordPress, Googl oder bei Blog. Es entfaltet sich da eine bunte Welt, eine nicht-monetäre Welt! Man kann Bilder betrachten, Lebensweisheiten Lesen, qualitativ hochwertige Wissenschaftsberichte studieren oder einfach nur lustige Filme ansehen – ohne einen Kreuzer extra zu bezahlen. Ist das nicht erstaunlich?
Es entwickeln sich heute also zwei ganz gegensätzliche Trends. Einerseits hat sich das Lohnniveau vervielfacht, in den letzten Jahrzehnten, man bekam den Eindruck, dass viele Menschen vor allem mehr und noch mehr verdienen möchten. Und andererseits hat sich das Angebot an vollkommen kostenlosen Reiseberichten, Filmen und Bildersammlungen explosionsartig vermehrt.
Wir Menschen möchten nicht nur sozial sein (daher der Boom der Social Media) sondern wir wollen auch kreativ sein. Dinge erschaffen. Und wenn wir etwas geschrieben, fotografiert, musiziert oder gemalt haben, dann möchten wir es anderen zeigen. Die Welt bereichern. Und plötzlich ist das unglaublich einfach geworden. Mit ein paar Klicks.
Und das finde ich großartig!
Einsteigen / 48cm x 34cm / Farbstift auf Papier / 2005, Nr.05-049