40 Jahre als Diätassistentin unterwegs.
In meinemletzten Beitrag habe ich Euch über den Krankenhausumzug berichtet. Das ist schon einige Zeit her. Wer noch einmal lesen möchte, der klicke einfach hier.
Es war eine mehr als stressige Zeit und bei mir kam das Gefühl hoch: „Ich muss einfach mal raus aus dem ganzen Alltagswahnsinn, etwas Neues machen, Luft holen, Kopf frei bekommen.“Dafür habe ich mir dann die Weiterbildung zum Diätküchenleiter/in in Düsseldorf ausgesucht.Nicht wirklich Zeit zum Luftholen, in diesen drei Monaten wurde sehr viel von uns verlangt, aber es war etwas anderes als der Arbeits-Alltag im Krankenhaus.Ich habe auch ganz schnell bemerkt, wie schnell man aus dem Lernmodus raus ist. Die erste Zeit war für den Kopf anstrengend, da ich mich ausschließlich mit theoretischen Dingen beschäftigen musste.Daran musste ich mich erst wieder gewöhnen.
Erste Hürde: ein Zimmer finden und das in einer Studentenstadt. Das hat Gott sei Dank geklappt.Aber wenn ich mir überlege, wie ich da gewohnt habe und was ich dafür bezahlen musste… Im Badezimmer funktionierte die Heizung nicht (die Weiterbildung war im Winter), der Boiler war nicht in der Lage heißes Wasser für eine Badewannenfüllung zu produzieren, der Kühlschrank stand im wohn-Schlafzimmer und brummte ständig vor sich hin. Vorteil: Zwei Schlafstätten.Ich hatte nach kurzer Zeit Kontakt mit einer „Mitschülerin“, die eigentlich jeden Tag pendeln wollte, die sich aber dann gerne dafür entschieden hat bei mir zu übernachten, denn die Straßen waren in diesem Winter gut glatt. Wir hatten sehr schöne Abend und haben auch zusammen gelernt.
Unser DKL 36 (die Kurse wurden durchnummeriert) war der Kurs, der den ersten Mann weitergebildet hat. Bei den Dozenten war am Anfang spürbar, dass es ein Problem gab, wie man sich denn morgens begrüßen wollte. Bis der Mitschüler erklärte, dass er kein Problem damit hätte ohne Extra-Begrüßung auszukommen, es blieb also bei „Guten Morgen meine Damen“, aber immer mit einem Augenzwinkern.In dieser Zeit habe ich schnell feststellen müssen, dass die Inhalte aus meiner Ausbildungszeit zum größten Teil schon wieder überholt waren. Aber neues zu Lernen hält den Kopf fit.Eine Sache hat mich sehr angepiekt, die ist mir auch noch stark in Erinnerung geblieben. Wir hatten die Aufgabe eine Probeberatung durchzuführen, die Mitschüler durften im Anschluss daran Kritik einbringen. Die Beratende durfte sich zur Kritik nicht äußern. Eine Kollegin durften wir bestimmen, die diese Kritik notieren konnte.Mir wurde von einer Kollegin angekreidet, dass ich zu viel mit „dat“ und „wat“ rede. Ich solle mir ein besseres Hochdeutsch aneignen. Ich durfte nicht sagen, dass meine Patienten genauso reden. Authentizität war damals nicht gefragt Mitte der 80er.Das hat mich geärgert, das hat mich damals verunsichert. Mittlerweile kann ich darüber lachen.
Noch ein Erlebnis. Unser Dozent für Statistik war ein Mitarbeiter der Firma Henkel (#Werbung- vorsichtshalber). Was ich unverständlich fand war, dass er, nachdem er einen leitenden Posten in der Firma bekam, seinen Freunden verboten hat ihn zu duzen. Wir wurden dann auch zu einer Besichtigung der Henkel-Werke eingeladen. Alles roch nach Seife!Wir wurden auch zu Kaffee und Kuchen eingeladen und ich erinnere mich gut an die Windbeutel, gefüllt mit Kirschen und Sahne, die uns anlachten. Nach dem ersten Bissen haben wir uns nur angeschaut, haben wirklich mit Mühe unseren Windbeutel gegessen und ein zweites Teil dankend abgelehnt. Warum? Auch das schmeckte nach Seife.Diese Weiterbildung hat mir dann letztendlich doch den Kopf wieder frei gemacht für den Krankenhausalltag, so dass ich nach bestandener Prüfung wieder in den Alltag im Krankenhaus zurück kehren konnte.Manchmal tut eine Auszeit gut!