Und dann war da noch die Sache mit dem Friedhof …

Und dann war da noch die Sache mit dem Friedhof …Eigentlich war ja nur ein ganz gemütlicher Abend geplant. Zusammen mit (ehemaligen) Kollegen Essen, ein paar Biere trinken und die gute alte und neue Zeit bequatschen. In einem guten Gasthaus um die Ecke, weswegen eine Kollegin und ich auch zu Fuß unterwegs waren, statt die U-Bahn zu nehmen, auf die ja eh im Moment nur bedingt Verlass ist. Der kürzeste Weg führt über den alten Südfriedhof, mit ebenso alten efeubewachsenen Bäumen, malerischen Grabsteinen und mehreren Meter hohen Backsteinmauern drum herum. Wir marschieren also über den spärlich beleuchteten Friedhof, um die Tür am anderen Ende bereits verschlossen vorzufinden. Was dann auch die eben gestellte Frage beantwortet, wie lange der eigentlich offen hat. Dann doch besser mal zügig zurück zum Eingang, bevor … und in dem Moment sehen wir genau da den Friedhofswärter die Tür schließen. Der ist inzwischen nämlich nicht über den Friedhof gegangen, sondern mit dem Auto außen herum gefahren. Ein kurzer Sprint und Rufen erweisen sich als vergeblich, bis wir da sind, ist er weg. Und die Gittertüre genau so verschlossen wie die auf der anderen Seite.

Die Mauern fallen aufgrund ihrer Höhe aus und auch die Türen wären zwar vielleicht zu besteigen. Wir fühlen uns aber einfach nicht mehr jung und verwegen genug für solche Kletterpartien. In einem Alter, in dem man vor sportlicher Betätigung den Hausarzt um Erlaubnis fragt, steigt man nicht mehr über Friedhofstore.
Aber der moderne Mensch hat ja ein Mobiltelefon und so versuchen wir es erst mal beim Pfarramt gegenüber. Da ist selbstredend niemand mehr, aber immerhin gibt es eine Bandansage mit der Mobilnummer des Pfarrers für dringende seelsorgerische Notfälle. Auch wenn die noch nicht eingetreten sind, gilt es sie dennoch zu verhindern und nehmen diese Nummer. Leider führt uns die ebenfalls nur zu einer Mailbox, die dann wieder die Nummer des Pfarramts nennt. So groß darf die Not da also nicht sein.

Es hilft also nichts, probieren wir es bei den Freunden und Helfern. Die Auskunft liefert uns die nächste Dienststelle und ein Anruf dort verheißt baldige Befreiung, denn dort hat man einen Zweitschlüssel. Zumindest vermutlich, wie die Beamtin meint. Ansonsten würde man sich nochmal melden.

Es dauert eine Zeit, dann fährt ein Streifenwagen vor. Leider nicht von dieser Dienststelle, sondern von einer anderen, einen Schlüssel haben sie also nicht. Aber zumindest Taschenlampen, mit denen die Tür begutachtet werden kann. Das macht selbige aber nur heller, nicht auf. Kurze Debatte, dann beginnen die beiden Beamten, zu telefonieren. Erst mal mit keinem besseren Ergebnis als wir, aber immerhin fordern sie bei den Kollegen besagten Ersatzschlüssel an.

Ein zweiter Streifenwagen fährt vor, diesmal von der richtigen Dienstelle, bei der man inzwischen die Schlüssel gefunden hat. Nur passen die leider nicht, weder am einen Tor noch am anderen. Die Vermutung ist, dass man die Schlösser getauscht und dabei vergessen hat, die Polizei mit dem neuen Zweitschlüssel zu versorgen. Klingt schlüssig, hilft uns aber nicht weiter.

Es folgen weitere Telefonate, bei denen man zumindest den Pfarrer erreicht. Einen Schlüssel hat der aber nicht, den hat nur die Friedhofsverwaltung der Stadt, bei der nach 18 Uhr aber niemand mehr zu erreichen ist.
Damit haben wir dann endgültig den Punkt erreicht, auf den wir schon gewartet hatten. „Da müssen wir wohl die Kollegen von der Feuerwehr um einen Gefallen bitten.“

Bis die kommen, blödeln wir ein bisschen mit den beiden Polizisten rum, die zwar das Tor nicht öffnen können, aber dafür sehr nett und auch hilfsbereit sind und uns sogar anbieten, Tee oder Kaffee von der Tankstelle zu besorgen, sollte uns kalt sein. Ich hätte lieber ein Bier, verkneife mir aber die Bitte darum.

Es dauert noch etwas, feixende Jugendliche ziehen vorbei, sind aber für den letzten Akt angenehmerweise schon ums Eck, so dass und peinliche Youtube-Videos erspart bleiben. Denn nun fährt der Löschzug vor. 5 Mann in voller Montur setzen ihre Helme auf und versorgen uns als erstes mit ein paar dummen Sprüchen, womit sie unsere Erwartungshaltung vollauf erfüllen. Notschlüssel haben sie auch dabei, aber wenig überraschend passen auch die nicht. Also wird das Flutlicht eingeschaltet, die Leitern vom LKW geholt, selbige fachmännisch über das Tor gebaut und mit Seilen gesichert und dann steigt einer auf unsere Seite (um den Aufstieg zu überwachen), einer oben aufs Tor (um selbiges für dem Umstieg zu tun) und zwei Mann überwachen den Abstieg von der Leiter.

Großes Kino für alle Beteiligten. Man hätte es noch steigern können, wäre man nicht über die Tore gekommen. Für die Mauern wären die Leitern nämlich nicht hoch genug gewesen und wie die Rettung dann abgelaufen wäre, bleibt Spekulation (Drehleiter und Abseilen wird zumindest in die Überlegungen eingebaut).

So bleibt es aber bei einem kleinen Abenteuer und einem herzlichen Dank an die Polizisten und die Feuerwehrler (die unser Angebot, einen Kasten Bier zu spenden ablehnen und meinen, dass solche Einsätze auch so mehr Spaß machen als die meisten anderen und das zum Service gehören würde).

Aber wir durften dann endlich zum Bier gehen. Gerettet!


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