Und dann schlägt das Schicksal plötzlich zu…

Ich glaube, ich habe es ja schon das ein oder andere Mal erwähnt. Wir Servicekräfte sind eben immer auch ein bisschen Psychologen. Man bekommt so vieles mit in diesem Job. Lobeshymnen, Freundschaftsbekundungen, Schulter klopfende Chefs, Liebeserklärungen, ja sogar Dinge die man nicht erleben will und die sich in den Schlafzimmern  Daheim abspielen sollten bekommt man ab und zu mit. Streitende Pärchen, Weinende Frauen oder auch Männer, und Mütter die eigentlich liebe Kinder für gar nichts in einer Tour anpöbeln. Schön ist es auch wenn ein Stammgast mit seiner Geliebten kommt und die Woche danach wieder mit der Frau, die man schon länger kennt.
 
Die meisten Dinge lassen einen relativ kalt oder sind ein recht kurzer Aufreger, doch es gibt auch manches das einen zu Tränen rühren würde, wenn man es denn zeigen dürfte oder die einen so traurig machen, dass man die Gäste nur noch in Watte packen und Kopfstreichelnd trösten möchte!  Aber man ist ja ein Profi…
 
Manchmal frage ich mich, was das Profi sein einem eigentlich bringt außer emotional zu verkrüppeln. 
 
Vor einigen Wochen habe ich ein älteres Ehepaar zu Gast gehabt. Sie waren Monate zuvor auch schon bei uns, damals mit der Familie und wurden auch von mir bedient. Sie hatten einen Gutschein, diesen hatten Sie in zwei Etappen verbrauchen wollen, weil Sie nicht so eine hohe Rechnung hatten. Mein Chef hatte die Gültigkeit noch einmal verlängert, erzählten Sie mir, denn beide sind gleichzeitig an einer Lungenentzündung erkrankt. Ich sagte es müsse ja schrecklich gewesen sein, das beide gleichzeitig so schwer krank waren und sich nicht der eine um den anderen kümmern konnte. Sie sagten mir, dass Sie glücklicherweise gute Freunde und die Kinder in der nähe hatten, die sich rührend um sie gesorgt haben. Der Herr fügte noch -wie es nur ein liebender Mann tun kann- hinzu, dass sie auch dank seiner Frau die immer fleißig Vorräte angesammelt hat, nicht einmal aus dem Haus mussten. Nur mit Obst wurden Sie frisch versorgt. Ich sagte ihnen wie schön es ist, dass sie jetzt wieder gesund sind und es ja nur noch bergauf gehen kann. Beide schauten mich traurig an und erzählten, dass es der Dame zwar besser geht aber der Herr hat seitdem mit dem Herzen zu kämpfen hat. Oh mann, da war es “das Schicksal” und es pinkelt mir vor die Füße, weil ich denke: “Warum immer die lieben, herzlichen?” Die Ätzenden, ja die überleben uns alle aber die freundlichen haben es immer schwer. Das ist unfair, hat mich wirklich traurig gemacht und umgehauen. 
 
Ich habe Ihnen am Schluss nur noch alles Gute und viel Kraft wünschen können, mehr konnte ich nicht tun. Das ist echt hart, denn ich werde glaube ich noch oft darüber nachdenken, was nun weiterhin geschieht. 
 
Vor einigen Jahren habe ich eine ältere Dame oft mit Ihrem Mann bedient, irgendwann war sie dann nur noch allein da und ich erkundigte mich nach Ihm. Sie erzählte mir, dass sie nach 60 Jahren Ehe herausgefunden hat, dass er sie schon seit Jahren mit einer anderen Frau betrogen hat und fing an zu weinen. Ich habe versucht sie so gut wie es mir in diesem Job in dem wir eben auch eine gewisse Distanz zu unseren Gästen wahren müssen möglich war. Dafür war sie mir so dankbar, dass sie von da an immer zum Essen kam, wenn sie wusste dass ich da sein werde. Sie brachte mir einmal soger Schmuck mit den sie mir unbedingt schenken wollte -das war eine ziemlich lange Diskussion- und sie kam sogar in das nächste Restaurant, in dem Ich arbeitete, hinterher.
 
Was macht man nun mit dem Wissen? Das sage ich Euch, man lebt damit. So einfach ist es…

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