„Könnte es sein das Maria eine Cerebralparese hat?“
„Das kann man ja so genau noch gar nicht sagen! Aber es könnte in die Richtung gehen. Ich schreibe ihnen noch mal Krankengymnastik auf.“
So in etwa lief das Gespräch mit Marias Kinderärztin als sie 7 Monate alt war. Eine genaue Diagnose bekommt man erst, laut den Menschen die Maria in der Zeit betreut haben, wenn das Kind 1 Jahr alt ist. Völlig Banane.
Aber von vorne. Maria kam am 21. Februar 2013 in der 31 ssw mit 1490 gr auf die Welt. Neun Wochen zu früh. Ich hatte am Morgen einen Blasensprung. Wurde dann stationär aufgenommen und hatte noch gar nicht realisiert was da überhaupt mit mir geschah. Bis dato habe ich nicht mal Gedanken daran verschwendet, dass mir sowas passieren könnte. Es ist immer alles so fern und weit weg. Bis dann das Schicksal an deine Tür Klopf, dir einen Zettel vor die Nase hält, auf dem dein Name geschrieben steht und sagt: „ Dann wollnma mal…heute ändern wir dein Leben!“
Bei der Aufnahme Untersuchung gab es dann Entwarnung. Keine Entzündungswerte, ausreichend Fruchtwasser war noch vorhanden, der Muttermund nicht offen. Ich sollte es mir im 4-Bett Zimmer gemütlich machen und liegen. Mindestens 5 Wochen… eine Lungenreife Spritze gab es vorsorglich. Am nächsten Morgen sollte ich nach der Blutabnahme und dem Wehen schreiben zur Geburtsstation um da nochmal an einen speziellen Wehenschreiber angeschlossen zu werden. Meine Entzündungswerte waren gestiegen und es wurden leichte Wehen angezeigt. Nicht nur das sie mich mit einem Blasensprung den ganzen Weg in einen anderen Flügel haben laufen lassen, saß ich vor der Geburtsstation nochmal 20 min und musste warten. Im Nachhinein ein Unding.
Endlich am Wehenschreiber angekommen wurden Ärzte dazu geholt, die sich berieten und mir dann folgendes eröffneten: “Die Entzündungswerte sind sehr hoch gestiegen und sie haben starke Wehen. Ihre Tochter kommt heute.“
„ Wann denn? Ich merke von den Wehen kaum etwas, in welchem Abstand sind sie denn?“ bis auf regelmäßigen starken Schüttelfrost hatte ich nichts. Oder habe es nicht wirklich wahrgenommen.
„Jetzt. Wollen sie auf natürlichem Weg entbinden, oder per Kaiserschnitt?“
Ich bekam die Einverständniserklärungen gereicht, falls ich mich für den Kaiserschnitt entscheiden sollte…zwei Minuten später gab es keine Wahl mehr „ Ihr Kind hat entschieden, die Herztöne gehen runter, wir holen sie jetzt.“
Ich sag euch… die Wolke in der mein Geist eingepackt war und der kaum klare Gedanken zu lies, bekam in der Sekunde noch einen Schaumstoffhelm aufgesetzt.
Alles zog an mir vorbei, die Aufklärungen.. die Zeit…. Ich lag auf meiner Pritsche, wurde Richtung OP-Saal geschoben und von überall füllte sich eine leere Station binnen Sekunden mit den Menschen die meinen Namen kannten und mir alle sagten was ihre Aufgabe nun sein wird. Da liegt man dann also… alleine unter fremden Menschen, die das machen was notwendig ist, um dein Kind zu retten. Was gestern noch sicher und geborgen war und das du jetzt nicht mehr beschützen kannst. Während meine Gedanken mich immer tiefer hinabzogen, hörte ich sie das erste Mal laut und kräftig schreien. Sie wurde mir 1ne Sekunde gezeigt und weg war sie. Ich war leer. Körperlich sowie seelisch.
40 Minuten später blickte ein Arzt vorbei und fragte ob wir unsere Tochter schon gesehen haben. Tim ging mit uns kam mit dem ersten Foto von Maria zurück. Sie war so schön! So wundervoll und so winzig. Ein Mini-Baby-Mädchen in ihrem gläsernen Kasten mit Schläuchen die sie am Leben erhielten. Ich würde euch so gerne Bilder zeigen. Aber mein damaliges Handy ging kaputt bevor ich sie auf meinem PC retten konnte.
So war es nun. Zu dem Zeitpunkt damals konnten wir noch gar nicht abschätzen was alles auf uns zu kommen würde. Das Verständnis fehlte einfach. Damals dachten wir noch, das man gut aufgehoben ist, wenn man auf die Ärzte hört. Sie sagen schon bescheid und werden uns leiten. Heute weiß ich das es nicht so ist. Aber über unseren Marathon bis zur Diagnose erzähle ich euch ein anderes mal. Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich nur :Unser altes Leben war vorbei.