noch schnell ein Artikelchen
Es ist heiß hier. Es regnet nicht mehr jeden Tag, dafür ist es an den Tagen ohne Regen immer so, als würde es gleich beginnen, die Schwüle drückt und jeder ächzt. Es ist genauso wie in Österreich, dass man immer wieder übers Wetter anfängt zu reden. Dabei bleibt es allerdings – im Gegensatz zu Österreich – bei „Ach, wie heiß es schon wieder ist …“ oder „Ach, diese Hitze!“. Der zweite Gesprächspartner bestätigt das dann, vielleicht wird noch diskutiert, ob Regen kommt oder nicht, aber das war dann auch schon wieder.
Um mal ein bisschen aufzuholen: Ich bin diese Woche in dem Kurs „manualidades“, was Handarbeit bedeutet. Gemäß der Geschlechterklischees sind dort nur Mädchen und gebastelt werden Ohrringe, Hals- und Armbänder. Was aber allen schon aller spätestens nach einem vollbrachten Stück genug ist und sich alle zu diversen Spielen verziehen. Aller spätestens, weil es auch nicht wenige sind, die einfach bei der Hälfte aufhören. Fertige Werke kommen dann in eine Glasvitrine und bekommen einen Preis zugewiesen, der sie dem Verkauf attraktiver macht. Bisher habe ich allerdings keinen Käufer entdecken können … mal schaun, ob noch jemand auftaucht
„Mein“ Rad macht indessen gewaltige Mucken, die nicht mehr zu ignorieren sind. In voller Fahrt verliere ich mein linkes Pedal, das dann mitten auf der rechten Fahrspur zum Liegen kommt. Nach kurzem Versuch, nur ein Pedal zu nutzen (der zweifellos verdammt doof aussehen muss) bremse ich ab und latsche die letzten 50m zurück. Am nächsten Tag hab ich also kein Rad und muss mich zu Fuß auf die Socken (nein, ich trage keine Socken in meinen Klapperln, das ist nur eine Redensart ) machen. Am nächsten Tag ist alles vorbei, das Radl hat wieder zwei Patscherl und es fährt sich wieder wie immer. Der Fahrradständer dürfte inzwischen fest gerostet sein, der fällt nicht mehr runter, ist nur noch die Sitzhöhe ein Problem, die auf klassische Nicaraguaner zugeschnitten sein dürfte: 1,70.
Das Trommeln wird immer mehr, ich kann nicht verstehen, wie man da als Nachbar der Schulen nicht völlig kirre im Kopf werden soll. Ach ja! Davon hab ich noch nicht berichtet. Am 14. September ist großer Staatsfeiertag, der 15. ist da auch noch frei. Gefeiert wird – glaube ich, bin noch nicht sicher, dass ich alles und richtig verstanden habe – die Unabhängigkeit Nicaraguas. Das gibt es bei uns zwar auch, nicht jedoch den prophezeiten (Trommel)Wirbel. Da sollen sämtliche Schulen, die bereits wochenlang proben, mit Trommlerstaffeln um den Hauptplatz aufmarschieren und sich den Kick geben. Nachdem man selbst aus etlicher Entfernung die Proben zumindest akustisch verfolgen kann, probt auch immer nur eine Schule in Hörweite. 14. und 15. sind auf jeden Fall auch für mich frei, werde mich dann auch ins Getümmel schießen und Fotos werfen. Oder so ähnlich.
Die Piñata ist inzwischen fertig und zum Bär geworden. Die Ohren sind aber dermaßen groß, dass ich eher eine orange-gelbe Maus sehe … Bild kommt hier nach, sobald ich den Computer wieder in meiner Gewalt habe und er aufhört bildvernichtende Faxen zu treiben.
Heute nachmittag helfe ich außerdem einem Jugendlichen einen englischen Text ins spanische zu übersetzen. Die Nicaraguaner stehen mit der Sprache Englisch offenbar auf Kriegsfuß, denn der Text ist deutlich über dem Niveau des Möglichen. Nicht einmal einfache Wörter wie „and“ und „the“ sind geläufig, wozu dann einen Text über Treibstoffe übersetzen!? Jedenfalls haben wir es hingebogen, ich hab alles verstanden, ob es auf Spanisch immer noch logisch klingt kann ich leider noch nicht beurteilen und dem Jugendlichen war es irgendwie eh wurscht
Das Projekt Homepage für Fraternidad wird vermutlich noch gewaltig schwierig werden. Selbst der Informatiker Leonell, der mir dabei zumindest über die Schulter schauen will, damit er dann die weitere Betreuung übernehmen kann, wenn ich wieder in Österreich bin, versteht fast kein Englisch. Und die Anleitungen für das Erstellen von Homepages sind leider nur auf Englisch wirklich gut, maschinelle Übersetzungen (á la Google) sind da auch nicht wirklich hilfreich. Und als wäre das nicht genug, ist selbst bei gleichem Vokabular nicht immer klar, wovon die Rede ist. Es gibt hier nämlich die faszinierend hartnäckige Angewohnheit, englische Worte akustisch einzuspanischen. Alles wird so ausgesprochen, wie man es auf Spanisch lesen würde. Zum Beispiel wird Bowling (gesprochen „bouling“) zu „bolinche“. Das versteht doch keiner!
Das kann ja dann noch heiter werden, bei den ganzen feinen Wörtern wie Python (englisch ausgesprochen „peit’n“), das Leo erst klar wird, als er es lesen kann und dann „piton“ sagt. Ich jammer hier so vor mich hin, dabei weiß ich ja noch überhaupt nicht, wie gut er sich beim Programmieren überhaupt anstellt. Vielleicht wird es eh die totale Hetz und alles leiwaund
Und irgendwie freue ich mich schon total auf das Ende meines einjährigen Aufenthalts hier. Klingt kurios, weil es doch gerade erst angefangen hat? Der Grund ist aber nicht Heimweh, Langeweile oder weil es mir nicht gefiele, das Jahr soll so lange dauern wie möglich. Ich freue mich lediglich darauf so gut Spanisch sprechen zu können, wie es mir hier jeder voraussagt, wenn ich wieder mal überhaupt nichts verstehe
Und das jetzt, damit der Blog noch bekannter wird
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