Und alle benahmen sich daneben

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke


| Und alle benahmen sich daneben | Lesley M. Blume | Übers. Jochen Stremmel | dtv, 2017 |  978- 3423281096 | 24,00 € | 

Das Cover führt Euch zum Buch!

Durchsoffene Nächte, wilde Affären, hemmungsloser Ehrgeiz. Ellbogen zählen ebenso wie Talent. Der junge Ernest Hemingway hat nichts Geringeres vor, als die Romanliteratur zu revolutionieren, den großen Zeitgeistroman zu schreiben, nach dem alle Verlage fiebern. Mit ›Fiesta‹ gelingt ihm dieser Coup, und er wird, erst 27jährig, auf einen Schlag berühmt. Es sind die wilden Zwanziger in Paris, und die angelsächsische Expat-Gemeinde ist legendär: reiche Männer, schöne Frauen, Mäzene, erfolgreiche Literaten und solche, die es noch werden. im Mittelpunkt Hemingway, ein todestrunkener, stierkämpfender Aficionado, hartgesottener Trinker, hitzköpfiges literarisches Genie und – tatsächlich – Ehemann.

Lesley M. M. Blume erforscht das schillernde Universum, in dem aus einem unbekannten jungen Autor eine Ikone der Weltliteratur wurde und erzählt von den Menschen, die Hemingway (oft wenig schmeichelhaft) in seinem Werk verewigte. Sie dringt ein ins Herz der Lost Generation und zeigt, wie sehr diese bis heute beeinflusst, was wir lesen und wie wir denken – über Jugend, Liebe, Sexualität und Exzess.

Hemingway zieht mich magisch sein. Sein Buch „Paris, ein Fest fürs Leben“ hat mich fasziniert. Sein Leben ist bunt, anders und von Groll geprägt. Er kannte viele Frauen, war mehrmals verheiratet, ein unruhiger Geist und wollt immer der beste sein. Ich habe erst vor ein paar Wochen versucht, seinen Roman „Fiesta“ zu leben und bin gescheitert. Zu schwerfällig wirkte er und ich hatte keine Lust ihn weiter zu lesen.

Jetzt also wieder eine Art von Biografie, ein Buch, in dem ich Zeitgenossen von Hemingway treffen sollte, seine damalige Frau, seine Kontrahenten und vor allem ihn selbst. Was sich wirklich gut anhört: durchsoffene Nähte, viele Partys, Einblick in ein Leben, das nicht immer leicht war, bringt für mich keine neuen Erkenntnisse mehr.

Natürlich kann Hemingway in den 20ern nur Esra Pound treffen, da die beiden jahrelange befreundet sind. Klar ist auch, dass Fitzgerald seinen großen Roman schreibt und Hemingway die Literatur verändern möchte. Es sind viele Anekdoten dabei, die ich bereits kenne. Es wäre nicht so schlimm gewesen, wenn Lesley M. Blume vielleicht neue Erkenntnisse aus ihnen gezogen hätte. Vielleicht hätten die Begebenheiten auch anders aufeinander bezogen werden können und es wäre ein neuer Blickwinkel auf Hemingways Leben entstanden. Leider ist dem nicht so. Wir wandeln mit ihm auf ausgetretenen Pfaden, somit ist es nur noch einmal sein Leben nacherzählt. Das Buch brilliert auch nicht mit besonders viel Witz, aber die Fakten werden detailgetreu wiedergegeben – da ist kein Fehler unterlaufen.

Nach ungefähr 120 Seiten, dem Auftauchen von Esra Pound und dem Pochen darauf, dass Hemingway ein stierkämpfender Trinker war, habe ich es leider aufgegeben. Nicht weil ich glaube, dass das Buch schlecht ist, sondern weil ich die Geschichte bereits kennen und dieses Buch denjenigen empfehlen möchte, die sich noch nie mit der Literaturszene der 20er Jahre beschäftigt haben. Jene, die Hemingway noch nicht kennen und erstaunt sein werden, wie bunt und lebhaft das Treiben, um ihn herum war.


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