Die Deutschen befinden sich auf der europäischen Beliebtheitsskala im Sinkflug, ebenso wie ihre Sprache. Wie das statistische Bundesamt in Wiesbaden am vergangenen Mittwoch mitteilte, wollen immer weniger Europäer die deutsche Sprache lernen.
Wenn ein Deutscher ein fremdes Land besucht, dann wird er sich fragen: „Muss ich mich hier benehmen, oder waren schon Deutsche hier?“ Einst als Witz gedacht, gerät dieses Bonmot zusehends zur europäischen Realität. OK, wer als Europäer seine ersten Deutschen im Juli in Malle kennenlernt, wird sicherlich Jahre und viele gute Gespräche benötigen, um das Erlebte zu verarbeiten. Es gibt jedoch tiefergehende Gründe, als den Kleidungsstil der Deutschen, der einer Umfrage des Portals Ciao zufolge auf dem vorletzten Platz in Europa rangiert. Als schlechter gekleidet gelten demzufolge nur noch Engländer.
Die Deutschen sind nicht zuletzt wegen ihrer rigorosen Niedriglohnpolitik und den daraus erwachsenden Exportnachteilen ihrer europäischen Nachbarn in die Kritik geraten. Der Vorwurf: Die Bundesrepublik drücke ihr Lohnniveau massiv, gewinne dadurch im Ausland immer mehr Marktanteile hinzu und saniere sich so auf Kosten der Nachbarn, was letztlich den Bestand der Euro-Zone gefährde. Sei’s drum, an das Schicksal der unterbezahlten Lohnsklaven denkt ohnehin niemand. Arbeiten in Deutschland macht schon lange keinen Spaß mehr. Dafür wird Merkel zusehends in den Dunstkreis der eisernen Lady Magret Thatcher gerückt.
In dem Maße, in welchem Deutschland nun wirtschaftlich zu wanken beginnt, verlieren die Europäer zudem ihr Interesse an der deutschen Sprache. So belegten im vergangenen Jahr lediglich 44 Prozent der niederländischen Schüler Deutsch als Fremdsprache. Fünf Jahre zuvor waren es noch 86 Prozent gewesen. Dass in Luxemburg inzwischen für alle Schüler die deutsche Sprache als Pflichtfach eingeführt wurde, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass zugleich ein weiterer Rückgang in anderen europäischen Staaten zu verzeichnen ist. In Dänemark sank das Interesse am Deutschunterricht in den letzten fünf Jahren von 50 auf 35 Prozent, während die Quote in Finnland im selben Zeitraum von 38 auf 26 Prozent sank. Auch in Polen, Slowenien, der Slowakei und der Tschechischen Republik ist die Tendenz fallend, im südeuropäischen Raum liegt sie sogar im einstelligen Bereich.
In elf von 27 EU- Staaten stehen die Deutschen auf Platz eins der Unbeliebtheitsskala. Bereits im Jahre 2004 ergab eine Umfrage von „Reader’s Digest“ in 19 Ländern, dass 22 Prozent der Befragten die Deutschen am wenigsten mögen. Zugleich gelten die Deutschen als die fleißigsten Europäer überhaupt, frei nach dem Motto: „Ein bisschen blöd, aber gut arbeit.“ Andere Völker bedienen ebenfalls Klischees, jedoch deutlich vorteilhafter als die fleißigen, arbeitslosen Dumping- Deutschen. So wird den Briten der größte Humor zugesprochen, den Niederländern die größte Toleranz und an erster Stelle stehen die Italiener. Nicht nur wegen ihres guten Essens. 34 Prozent der Befragten gestanden den Italienern das größte Sexappeal zu. An Bunga Berlusconi wird’s wohl nicht gelegen haben.
Quellennachweis und weiterführende Links:
- http://www.xtranews.de/2010/10/30/merkel-bald-so-unbeliebt-wie-thatcher/
- http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2011/12/12723/
- http://www.dw-world.de/dw/article/0,,1242282,00.html
- http://www.shortnews.de/id/823996/Deutscher-Style-in-Europa-unbeliebt
- http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/2899467/deutsch-fremdsprache-unbeliebter.story
- http://diepresse.com/home/bildung/schule/hoehereschulen/716642/Deutsch-als-Fremdsprache-in-EULaendern-unbeliebter-?from=gl.home_bildung