Wer von euch sich gerade wundert, warum ich so früh schon wieder einen Artikel schreibe, dem sei gesagt: ich bin NOCH IMMER wach! Schuld sind dieses Mal neben den üblichen Verdächtigen die seltsamen Darmgeräusche, die unser Hunde heute Nacht sowohl auditiv, als auch olfaktorisch produzierte. Um die Nacht im Ganzen mal abzureißen hier ein kleiner Einblick.
0:40h – Luna schaut mich gerade an, als hätte ich ihr eine Woche Zärtlichkeit entzogen. Selbstverständlich stürze ich also, wie jeder paranoide Hundebesitzer, sofort auf Luni los und befürchte, dass sie innerhalb der nächsten 3,5 Nanosekunden tot umfallen wird.
0:41h – Puuuh, Entwarnung, sie atmet noch. Aber ihr Bauch macht Geräusche, die mich entfernt an eine Kreuzung aus Harley Davidson und Rasenmäher erinnern. Ok, Schuhe an, Schiebermütze auf den Kopf (so ein Undercut ist momentan zwar sehr modern, nur leider wenig kleidsam, wenn er nicht gestylt ist!) und ab vor die Tür, den kleinen Schieter mal schieten lassen.
0:43h – Herrlich! Passend zum Gassigang hat es nun auch begonnen wie besengt zu regnen. Und Luna scheint sich auch nicht entscheiden zu können, ob sie gerade lieber pinkeln, kacken (pardon!) oder doch lieber in Ohnmacht fallen möchte. Dabei verfällt sie kurzzeitig in einen Gang, der mich nur raten lässt, ob sie pieseln muss oder eine Hüftdysplasie erlitten hat.
0:57h – Luna gibt mir sehr subtil zu verstehen, dass sie keinen Bock mehr auf den Regen hat und zerrt mich unverrichteter Dinge Richtung Haustür. Und was macht jeder paranoide Hundebesitzer, wenn er das Winseln seines Mucks nicht nicht einschätzen kann?!? Richtig, ich habe selbstverständlich versucht der Dame an der Hotline von “Ärzte ohne Grenzen” klar zu machen, dass es sich hier um einen MEDIZINISCHEN NOTFALL handelt, der sofortiger Behebung bedarf.
1:20h – Wie sich heraus stellt, schicken die “Ärzte ohne Grenzen” um kurz nach eins am Morgen keinen Rettungshubschrauber, nur weil die Darmperistaltik des Haus- und Hofhundes wie ein Frettchen im Geschirrspüler klingt. Also: selbst ist die Frau, die Rettungstasche aus dem Auto geholt und mit Beatmungsbeutel schon mal in bequeme Position gesetzt. Bereit, jederzeit mit dem Tod um Lunas Leben zu ringen. Noch schnell eine Wärmflasche auf den Bauch der hübschen Maus und schnell nach Vitalfunktionen bei Hunden gegoogelt.
2:05h – Luna schaut mich schon wieder an wie ein Reh, kurz bevor die Augen brechen. Das ganze Spiel nochmal: Mütze auf, Regenjacke an (man lernt ja dazu
2:20h – Wieso wundert mich nicht, dass es jetzt kein Stück regnet?!?
2:21h – Luna schaut mich mit einem Blick an, den wahrscheinlich jeder Hundebesitzer kennt. Statt sich zu freuen, dass ich mit dem Tod um ihr Leben ringe, schaut sie mich empört an, als wolle sie sagen: “Sag mal, spinnst du? Was schleppstn du mich bei so einem Sauwetter durch die kalte Nacht?!? Schau mal auf den Tacho!!!”
2:22h – Seufzend lasse ich mich von der vierbeinigen Schönheit nach Hause schleifen.
Dieses Procedere wiederholt sich in der gesamten Nach genau fünf Mal. Bei jedem Mal selbstverständlich dramatischer und der Bewusstlosigkeit nah (ich – nicht Luna). Im Geiste sehe ich mich schon Emergency-Room-mäßig in die Notaufnahme stürzen, nur um Minuten später die Faust gen Himmel zu ballen und laut “WARUM?” zu brüllen.
Bei jedem Mal wurden auch die gefühlten 769 Telefonanrufe bei Lunas Tierärztin, die Gott sei Dank eine sehr liebe Freundin von uns ist, hektischer. Innerlich willig ihr jederzeit eine Niere zu spenden (gut, dann hätte ich eine und sie drei) verfalle ich, wie jeder geistesgestörte Tierbesitzer, in ein Kleinkind-Mantra.
“Was hast du denn, Piggeldy? Tut dir der Bauch weh?” säusel ich paranoid auf den Hund ein. Doch selbst für Luna, die die Liebe auf vier Pfoten ist, wurd es langsam, aber sicher zuviel.
Um 6:05h ist es dann passiert. Nachdem sich Luna dreißig Mal in ihrem Körbchen gedreht hat, entfährt ihr ein Darmwind, der mir fast die Netzhaut ablöst. Kurz bin ich versucht die Rettungsleitstelle anzurufen, um mitzuteilen, dass hier kein Angriff auf die U-Bahn von Tokio simuliert wird, sondern dass hier lediglich der süßeste Hund der Welt einen Furz (pardon!) quer sitzen hatte.
Kurzer Blick nach hinten, dann scheint auch Luna den Ernst der Lage erkannt zu haben. Wie ein Torpedo stürzt sie aus dem Wohnzimmer in den Wintergarten und gab mir durch die Kratzspuren im Laminat zu verstehen, dass sie in nächster Zeit auch nicht gedenke sich von dort wegzubewegen.
“Ok, Daniela, überleg! Du kannst doch jetzt niemand wecken und ihn bitten das Wohnzimmerfenster aufzumachen, nur damit du “Von Löwen und Lämmern” zu Ende schauen kannst.” Eilig erinnere ich mich an die Kampfmittelbeseitigungsunterrichte, in deren Genuss ich bei der Bunderwehr gekommen bin.
Handtuch vors Gesicht, Luft anhalten, schnell rein, Fenster aufreißen, schnell wieder raus. Gesagt, getan. Fassungslos darüber, dass ein lebendiger Hund solche Dünste abgeben kann wundere ich mich nach einigen Minuten an der Sauerstoffflasche darüber, dass Luna gar nicht hinterher kommt.
Leise schleiche ich in die Küche und erwische die Kröte dabei, wie die – gut gelaunt, mopsfidel und hundemüde (haha!) – auf der Wäsche liegt, die eigentlich im Wintergarten trocknen sollte.
Und was macht jeder paranoide Hundebesitzer, wenn sowas passiert? Richtig. In Schallwellen, die wahrscheinlich alle Hamster in der Nachbarschaft aufgeweckt haben, stürze ich auf den armen Vierbeiner und fiepse sieben Oktaven über dem hohen C: “Oooooooh, Luni, dir geht es wieder besser! Lass dich knutschen.”