Umzüge sind die Zeit des Ausmistens. Auch wenn wir erst vor etwas mehr als drei Jahren von Hamburg ins Rheinland gezogen sind, haben wir wieder gut aussortiert. Einiges haben wir verkauft, anderes verschenkt und ein paar Teile auch entsorgt. Um nicht in ein finanzielles Loch zu fallen, haben wir beim letzten Umzug einige alte Möbel aus Hamburg mit ins Rheinland genommen, auch wenn wir uns schon damals an ihnen schon mehr als satt gesehen hatten. Bettgestell, Kleiderschrank, Esstisch, Couch – alles Möbelstücke, die noch intakt, die wir aber einfach Leid waren. Nach Heidelberg sollten sie uns nicht mehr begleiten und so lautete unser größtes Hobby in den letzten Wochen „Ebay“. Wir waren selbst erstaunt, wie schnell und zuverlässig die Verkäufe bei Ebay liefen.
Vermieter nerven
So reibungslos und erfolgreich unsere Verkaufsaktionen liefen, so schleppend und holprig liefen die Kommunikation und die Vorbereitungen für die Übergabe mit unserem jetzigen Vermieter. Wir waren darauf gefasst, dass die Wohnungsübergabe nicht ohne Ärger verlaufen würde, schließlich hatte sich das Verhältnis schon kurz nach unserem Einzug als sagen wir mal etwas schwierig herausgestellt. Typischer Fall von privatem Vermieter, der zwar Interesse an einer regelmäßigen Mietzahlung, aber kein Interesse an Instandhaltungsmaßnahmen seines Eigentums hat. Über verzogene Türen und nicht vollkommen schließende Fenster stritten wir uns schon zu Beginn der Mietzeit. Eine defekte Duschkabine und Balkonfliesen sollten alsbald nach unserem Umzug ausgebessert werden – es kam halt immer was dazwischen.
Aber wie das so ist, sollen wir nun sein Objekt natürlich in einwandfreiem Zustand übergeben. An einen neuen Mieter, den er nach unzähligen Besichtigungsterminen in den frühen Abendstunden endlich gefunden hat. Da der Herr nicht mit uns klären wollte, was genau gemacht werden soll, besserten wir nach Absprache mit Fachkundigen das laut Mietvertrag rechtlich Notwendige aus. Nun hoffen wir, dass die Übergabe Ende der Woche gut über die Bühne geht. Dann hätte der Mist endlich ein Ende.
Mist-Auto oder Auto-Mist
Nach der Übergabe, wie auch immer sie verlaufen mag, werden wir mit Sack und Pack zum Zug rennen und der Spedition hinterher nach Heidelberg eilen. Warum mit dem Zug? Weil wir unser Auto verkauft haben. In Hamburg hatten wir kein Auto. Wir wollten keins und brauchten auch keins. Im Rheinland wollten wir kein Auto. Wir brauchten aber eins und kauften uns ziemlich schnell nach unserem Umzug eins. Eine halbe Stunde zu Fuß bis zur nächsten Bahnstation. Der nächste akzeptable Supermarkt zwanzig Minuten zu Fuß entfernt, das schien uns mit Kleinkind nicht möglich. Und wenn das Auto erstmal in der Garage steht, dann nutzt man es eben auch. Nicht für die alltäglichen Dinge wie den Weg zur Arbeit, aber für längere Fahrten. Ist dann eben doch bequemer. Aber weniger nachhaltig und auch nervenaufreibend, wenn 600 km vom Wohnort entfernt auf einmal die Motorkontrolleuchte angeht.
Auch wenn wir unser Auto lieb gewonnen haben, war der Abschied uns eine große Freude. Wir sind gespannt, wie sehr oder wenig uns unser Gefährt fehlen wird. Die größte Herausforderung wird der tägliche Weg zum neuen Kindergarten sein. Der ist nämlich 5 km von unserer Wohnung entfernt. 20 km bei Wind und Wetter – das radeln der Vater und ich momentan auch fast täglich, nur ohne Kind hinten drauf. Unser Sohn ist Regen- und Sturmfahrten nicht gewöhnt, denn jetzt wohnen wir 500 Meter von der Kita entfernt. Aber wir werden alle an der Herausforderung wachsen und wenn alle Stricke reißen, gibt es die Bahn fünf Minuten von der neuen Wohnung entfernt.
Ich würde sagen: Ziemlich gut ausgemistet. Wir sind mit viel Abschiedsschmerz bereit für den Neuanfang. Drückt uns die Daumen, dass der Mist am Freitag ein gutes Ende findet.