Mit einer in Lissabon eingereichten Petition haben 27 Umweltverbände und Bürgerinitiativen Portugals Ministerpräsident António Costa aufgefordert, die geplante Erkundung möglicher Öl- und Gasvorkommen im Meeresbecken zwischen südlichem Alentejo und nördlicher Algarve zu stoppen. Eine Konzession dafür will das Konsortium der Energiekonzerne ENI und Galp laut Medienberichten nutzen, um gegebenenfalls noch in diesem Jahr mit Bohrungen zu beginnen.
Titelbild auf der MALP-Facebookseite
João Martins von der Bewegung „Algarve Livre de Petróleo“ (MALP), einer von 42.000 Unterzeichnern der Petition, verwies darauf, dass sich bei der Anhörung von Interessensvertretern im Parlament die politischen und gesellschaftlichen Kräfte gegen eine Erkundung und Ausbeutung von Kohlenwasserstoffen auf dem Land und auf dem Meer ausgesprochen hätten. Vor dem Parlament demonstrierten während der Anhörung rund 200 Umwelt- und Naturschützer.
Auf öffentlichen Druck hin hatte die Regierung in Lissabon bereits vergleichbare Konzessionsverträge mit dem Konsortium Repsol/Partex und auch mit dem Unternehmen Portfuel suspendiert. Diese bezogen sich auf Gebiete im Hinterland der Algarve wie auch vor deren Südküste.
In einer Pressemitteilung vom 23. Februar kritisierten speziell die in dem Bündnis C6 zusammengeschlossenen Umweltorganisationen die Regierung in Lissabon dafür, dass sie die Erkundung von Ölvorkommen vor der Westküste im südlichen Alentejo-Becken (rund 45 Kilometer nordwestlich vor Aljezur) nach wie vor ermöglichen wolle. Gleichzeitig hoben GEOTA, FAPAS, LPN, Quercus, SPEA und WWF (als Koordinator) das Ende der Verträge über Exploration und Ölförderung im Bereich der Algarve ausdrücklich als positiv hervor. Die Südküste sei eines der reichsten Ökosysteme Portugals, heißt es in der Pressemitteilung.
Auch die Organisation Associação de Surf e Actividades Marítimas do Algarve (ASMAA) wendet sich gegen das noch verbliebene Projekt im Meeresgebiet zwischen Alentejo und Algarve. Schon vor einigen Tagen forderte die in Lagos beheimatete Organisation den Generalstaatsanwalt auf, eine einstweilige Verfügung zur Aussetzung der Erkundungsmaßnahmen zu erlassen und für die Veröffentlichung des bestehenden Konzessionsvertrags zu sorgen. Es gelte, im öffentlichen Interesse das Auftreten irreparabler Schäden zu verhindern.
Bereits Anfang Februar hatte die Umweltschutzorganisation ZERO öffentlich die Frage nach den Kosten für eine Aufhebung des entsprechenden Vertrags über die private Nutzung des Atlantikabschnitts nordwestlich von Aljezur gestellt. Nach Auffassung des Verbands, der sich für mehr Nachhaltigkeit einsetzt, hat die Regierung in Lissabon die Gelegenheit verpasst, das Abkommen rechtzeitig zu kündigen. Wenn ein Schiedsgericht in der strittigen Angelegenheit vermittelnd tätig werde, könnten höhere Entschädigungsleistungen durch die Regierung fällig werden als die Vertragsstrafen bei schneller Kündigung betragen, vermutet ZERO. Die Organisation sieht Umweltrisiken schon bei der Suche nach dem richtigen Bohrloch-Standort auftreten.
Hacker kapern Webseite der regionalen Agentur für Energie und Umwelt
Gehackte AREAL-Webseite
Der Streit um eine mögliche Suche nach Erdöl und Gas im Bereich der portugiesischen Südküste hat unterdessen eine kriminelle Wendung genommen: Hacker übernahmen am Mittwoch, 22. Februar, die Webseite der Agência Regional de Energia e Ambiente do Algarve (AREAL) und verbreiteten auf der Startseite ihre Botschaften. Darin spricht sich die Gruppe, die sich „Anon Ghost Portugal“ nennt, strikt gegen jegliche Erkundung von Öl- und Gasvorkommen aus. Sie werde mit allen ihren Mitteln kämpfen, erklärt die Gruppe, die zum portugiesischen Zweig des Hacker-Netzwerks Anonymous zu zählen ist.
Auch am Tag nach der Attacke hatte die regionale Energie- und Umweltagentur noch immer nicht die Kontrolle über ihre Internetseite zurückgewinnen können. Im Kurznachrichtendienst Twitter sowie im sozialen Netzwerk Facebook verweisen die Eindringlinge auf ihr Kapern der AREAL-Webseite.