Umwege

Von Vera Nentwich @veraswelt

Umwege


Veröffentlicht am 23 April 2014 - Tags: Killerin in Grefrath Schreiben

Foto: RainerSturm  / pixelio.de

Meine Bewunderung haben die Autoren und Autorinnen, die eine Geschichte im Vorfeld vollständig entwickeln, sprich: plotten, können und dann nur noch die Szenen ausarbeiten. Ich kann das nicht. Das heißt nicht, dass ich es nicht versuchen würde. Oh ja, das tue ich sehr wohl. Aber gerade lerne ich bei meinem aktuellen Projekt erneut, dass ich es nicht kann. Denn dieser fertige Plot prangt ständig so bedrohlich als Gerüst vor meinem Kopf, dass das Ergebnis dementsprechend gezwungen wirkt. Diese Erkenntnis drängt sich mir auf, nachdem ich nun das Manuskript zu meinem Projekt „Killerin in Grefrath“ nach einiger Zeit des Reifens gelesen habe.

Ich hatte die Handlung und die Figuren so klar vor Augen. Sogar der letzte Satz war mir von Anbeginn an völlig klar. Dementsprechend zielstrebig habe ich darauf hingeschrieben. Und nun muss ich feststellen, es funktioniert nicht. Die Geschichte wirkt konstruiert, ist streckenweise langweilig und die Handlungen einiger Figuren sind nicht nachvollziehbar. Eine sehr erschreckende Erkenntnis. Hatte ich doch kurzzeitig die Vorstellung, der Fertigstellung nahe zu sein. Nun muss alles noch mal auf Anfang.

Tief eintauchen nur beim Schreiben

Bei der Entwicklung der Geschichte hängt vieles davon ab, wie man die Hauptfiguren zu Beginn gestaltet. Oft ergibt sich erst beim tiefen Eintauchen in die Figuren und die Handlung, dass zuvor gemachte Annahmen einfach nicht passen. Vielleicht würde die Figur mit der angenommenen Intention ganz anders reagieren und damit die so schön gedachte Handlungsidee ad absurdum führen. Aber diese Stellen fallen mir beim Plotten einfach nicht auf. So sehr ich mich auch anstrenge, in diesem Moment kann ich niemals so tief in Figuren und Geschichte eintauchen, wie in dem Moment, in dem ich eine Szene detailliert beschreibe. Nur dann wird die Figur wirklich lebendig. Nur dann ergeben sich aus augenscheinlich nebensächlichen oder selbstverständlichen Handlungen plötzlich völlig neue Aspekte.

Plot nur als Orientierung

Der erste Plot kann für mich also nur eine grobe Orientierung sein und, wie ich nun eindrücklich gelernt habe, darf ich niemals das Gefühl aufkommen lassen, darin gefangen zu sein. Letztlich muss ich immer mit dem Bewusstsein schreiben, dass ich alles jederzeit verändern kann. Nur so öffne ich die Tür zu meiner Kreativität und gebe den Einfällen die Chance, mich durch ihr Erscheinen zu beflügeln. Das werde ich mir einhämmern, um demnächst die Umwege, die ich nun gehen muss, vermeiden zu können. Für mein aktuelles Projekt heißt es aber erst einmal, alles auf Anfang und einige Grundannahmen sehr genau hinterfragen. Es dauert also noch etwas, bis es fertiggestellt ist. Ich werde berichten.
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