In der Nähe von Rotterdam vermutet man kaum viel Natur und grüne Oasen. Der Nationalpark De Biesbosch, gerade mal 30 Kilometer entfernt, beweist das genaue Gegenteil. Auf einer Fläche von 90km² erstreckt sich ein natürliches Süßwasserdelta, das mit besonderer Flora und Fauna beeindruckt. Vor knapp 600 Jahren wurde in dem Gebiet viel Landwirtschaft betrieben und von einem Ringdeich geschützt. Erst die Flutkatastrophe im Jahr 1421 zerstörte diese Landschaft und schuf den Nationalpark wie man ihn heute kennt. In einem Labyrinth aus Flüssen, Sumpfwäldern und weitläufigen Weiden kommt man als Naturliebhaber hier regelrecht ins Staunen. Ende April 2016 verbrachten wir in De Biesbosch zum ersten Mal ein verlängertes Wochenende. Auch wenn uns die Niederlande bereits vertraut waren, durch Ausflüge nach Zeeland und Bloemendaal, so war es hier oben im Norden doch ganz anders. Ganz anders schön.
Entstehungsgeschichte: Flut und Segen
Bis 1421 war Groote of Zuidhollandsche Waard eine wohlhabende Region. Torfabbau, Salinen und Landwirtschaft waren die wichtigsten Wirtschaftszweige. Am 19. November 1421 brach der Deich, der das Gebiet schützte, und das gesamte Gebiet wurde überflutet. 16 Dörfer fielen der St.-Elisabeth-Flut zum Oper und es entstand ein riesiges Binnenmeer. Nach und nach entstanden sowohl durch den Tidenhub, sowie durch Sedimente, die die Flüsse mitspülten, als auch durch Landgewinnungsmaßnahmen durch den Menschen wieder trockene Flächen.
Vielfalt an Pflanzen und Tieren
Heute finden wir im De Biesbosch ein einzigartiges Biotop, ein System aus vielen kleinen Flussverzweigungen und dadurch eingefasste Inseln auf denen überwiegend Schilf, Binsen und Weiden wachsen, und große Sumpfgebiete oder weitläufige Wiesen die Landschaft prägen. Viele Tierarten haben sich hier niedergelassen und erfreuen sich an der reichhaltigen Natur. Wildgänse, Graureiher, Seeadler und sogar Eisvögel kann man hier beobachten. Auf den sattgrünen Wiesen stehen Kühe, Pferde und Schafe und laben sich am saftigen Grün. Ganz besonders stolz ist man hier auf den Biber, der sich ebenfalls pudelwohl im De Biesbosch fühlt und dies durch den Bau beeindruckender Burgen bekräftigt. 3% der Fläche des Nationalparks liegen in der Provinz Süd-Holland und 97% in den Provinz Brabant zwischen den Flüssen Amer und Boven-Merwede.
Museum über das Leben in De Biesbosch
Im Biesbosch MuseumEiland, das für seine aussergewöhnliche Bauweise 2016 einen Architekturpreis erhielt, wird anhand von Fotos, Videos, Audioguides und zahlreichen Exponaten in sechs Stationen (auf niederländisch!) beschrieben, wie sich das Land in den letzten 600 Jahren formte und weiter formen wird. Dies in einer sehr modernen und kunstvollen Art und Weise. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Menschen teilweise von Hand schwere Steine und riesige Reet-Teppiche ausbreiteten, um Land und Wasser zu bändigen. Das Museum ist außerdem ein idealer Ausgangspunkt für Wanderungen und Bootsrundfahrten im südlichen Teil des Biesbosch Nationalparks. Eine Kombi mit einem Museumsbesuch und Pause im Café sollte man auf jeden einplanen. Hier geht´s zu den Öffnungszeiten 2016 & 2017.
Aktiv unterwegs im Nationalpark
Man kann diese wunderschöne Landschaft auf verschiedene Weisen erkunden. Es gibt viele Wander- und Radwege, die durch sogenannte Knoppunkte markiert sind. Wenn man dieses System erstmal verstanden hat, kann man sich sehr einfach seine Route zusammenstellen, oder sich auch unterwegs erst entscheiden welchem Weg man weiter folgen will. Es gibt teilweise befestigte und unbefestigte Streckenabschnitte. Es geht über asphaltierte Wege, über Wiesen, durch sumpfige Schilfgebiete und über kurze Brücken, die die vielen kleinen Landbänke und Inselchen verbinden.
Wandern in der Natur
Wir erkunden den Nationalpark gleich auf unterschiedliche Weise: zu Fuß und per Boot. Dazu planen wir eine Wanderung im Norden und im Süden von de Biesbosch, jeweils etwa 5 Kilometer lang. Auf dem Wasser sind wir einmal alleine mit unserem „Fluisterboot“ unterwegs und ein weiteres Mal geführt durch die weiten Gewässer im Süden. Mehr über unsere Touren könnt ihr hier nachlesen: „Zu Fuß, im Boot, per Rad… aktiv unterwegs in De Biesbosch“
Kanu- und Bootverleih
Bei dieser weitläufigen Fläche an Wasser, bietet es sich förmlich an ein Boot zu mieten und auf Entdeckungstour zu gehen. Im Biesboschcentrum Dordrecht im Norden des Nationalparks hat man die Wahl zwischen Fluisterbooten, Kanus und Kajaks.
Sterrenwacht Mercurius
Im nördlichen Teil De Biesboschs steht es sogar eine kleine Sternenwarte. Es gibt hier ein spezielles Sonnenteleskop, Blick in den Himmel bei Einbruch der Dunkelheit und Extra-Programm für Kindern. Geöffnet ist die Sternenwarte jeden Mittwoch und am Wochenende: www.sterrenwacht-mercurius.nl