Es existieren mittlerweile weit über tausend deutschsprachige Buchblogs. Dementsprechend groß ist natürlich die Bandbreite hinsichtlich Qualität, Reichweite und Spezialisierung bei den Bloggern, die sich mit Literatur auseinandersetzen. Ein großer Teil dieser Blogs beschäftigt sich mit Genre-Literatur von der Romanze bis zum Fantasy- und Horror-Roman. Hier werden oftmals Bücher besprochen, die nie den Weg ins Feuilleton finden würden. Aber es gibt auch einen nicht unbedeutenden Anteil an Blogs, in denen anspruchsvolle Gegenwartsliteratur behandelt wird, und die durchaus ernstgenommen werden können und sollten.
Ein häufig gehörtes Vorurteil ist, dass Literaturblogs nur oder hauptsächlich von anderen Literaturbloggern gelesen werden. Eine Szene also, die sich selbst beklatscht? Um herauszufinden, wie groß der Einfluss aber tatsächlich ist, habe ich eine Umfrage durchgeführt, an der immerhin 168 Menschen teilnahmen.
Der Gefahr vorbeugend, dass auch hier der Vorwurf aufkommt, dass bei dieser Umfrage lediglich Blogger über ihre eigene Bedeutung im deutschsprachigen Literaturbetrieb mutmaßen, wurde den Teilnehmenden die Frage gestellt, ob sie selbst Literaturblogger sind.
Die Ergebnisse lassen durchaus auf eine Relevanz von Literatur- und Buchblogs für Leser aus Deutschland, Österreich und der Schweiz schließen. Buch- und Literaturblogger werden im Allgemeinen als unabhängige Multiplikatoren im Netz angesehen, die sich mit den Lesern auf Augenhöhe befinden. Das unterscheidet sie unter anderem vom Feuilleton, wo Redakteure und Kritiker nicht die Freiheit haben, Titel gänzlich nach ihrem Geschmack auszuwählen. Natürlich birgt das die Gefahr, dass vor allem Bücher besprochen werden, die dem Blogger gefallen, sodass kein wirklich kritischer Umgang mit Literatur stattfindet. Das mag tatsächlich in einem Teil der Literaturblogs so sein. Es gibt jedoch zahlreiche Blogs, die sich mit anspruchsvoller Gegenwartsliteratur beschäftigen und zu kompetenten Urteilen fähig sind.
Als negativ wird übrigens der immer wieder aufflackernde Zwist zwischen Feuilleton und Literaturblogs wahrgenommen. Deshalb zum Schluss ein Zitat: „Diese Diskussion braucht niemand. Lasst uns lieber über die Bücher reden.“