Umberto Ecos “Foucaultsche Pendel empfand ich als ziemlich schwierige Lektüre. Und hatte aber schon den Baudolino im Regal zu stehen. Und wo ich beim Pendel regelmäßig ein Glas Wasser trinken musste weil der Text so staubtrocken war… ist Baudolino das pralle Leben.
Ein “Schelmenroman” – so steht es auf dem Buchumschlag.
Ein Parcours-Ritt durch die Geschichte des 12. Jahrhunderts.
Baudolino ist ein Hochstapler, ein Schelm, ein schlitzohriger Aufschneider — das bestreitet er auch gar nicht. Denn mit seiner Fähigkeit, haarsträubende Geschichten zur Wahrheit zu erklären, will er selber in die Weltgeschichte eingegriffen haben: Er will die Stadt Alessandria erst erbaut und dann gerettet haben; er will aus taktischen Gründen die Heiligsprechung Karls des Großen erwirkt haben; er will eine einfache hölzerne Trinkschale zum Heiligen Gral erklärt und damit Barbarossa zum Kreuzzug veranlasst haben.
Umberto Eco erzählt wie spielerisch die Geschichte neu – weil er Baudolino erzählen lässt. Ein Mix geschichtlich nicht mehr überprüfbarer aber rästelhafter Ereignisse (so der Tod des Königs Barbarossa), vom “Heiligen Gral” erzählt er und viel Religionsgeschichte. Wie schon ein Rezensent bei Amazon schreibt: Eco hält uns den Narrenspiegel vor: der unsinnige Kampf der Religionen gegeneinander – immer im Namen des Herren – wird hier ad absurdum geführt. So war es im 12. Jahrhundert; so ist es noch im 21.
Ich habe mich köstlich amüsiert bei der Lektüre dieses Buches. Es steht in einer Reihe mit Till Eulenspiegel, dem Simplizissimus, Felix Krull und ähnlichen – oberflächlich betrachtet – lustigen Büchern, die jedoch voller Hintersinn und Kritik sind.
Nic