Kinderrechte – Logo
Am Ende des letzten Jahres tickerte die Süddeutsche: “Der niedersächsische Grünen-Landtagskandidat Ulf Dunkel zieht Konsequenzen aus der scharfen Kritik an seinem im Internet veröffentlichten Gedicht zur Beschneidung von Jungen. Er wolle im Fall eines Wahlsiegs auf sein Mandat verzichten… Dunkel reagiere damit auf Forderungen des Zentralrats der Juden und des Landesvorstands der Grünen.”
Das wäre eigentlich kaum der Erwähnung wert, wenn es denn nicht einen Sachverhalt betreffen würde, der auch mich umtreibt: die Zustimmung des Bundestages zum „Gesetz über den Umfang der Personensorge bei der Beschneidung des männlichen Kindes“ vom 20.12.2012.
Dunkel wirft – nicht anders als auch andere – der Bundesregierung ein Einknicken vor den lautstarken Vertretern der betroffenen Religionsgemeinschaften vor.
Zugegeben: Einige der Formulierungen, die Ulf Dunkel wählte, waren sehr – nennen wir es: unglücklich. Er schrieb ein Gedicht, nachdem er den Film “It’s a boy” des jüdischen Regisseurs Victor S. Schonfeld sah.
Gedicht zur Abschaffung der Menschenrechte für Jungen in Deutschland
Wetzt das Messer, singt ein Lied,Ab die Vorhaut von dem Glied. Kinder können sich nicht wehren,darum müssen sie uns ehren.
Wir verstümmeln, wir beschneiden
Recht und Vorhaut; allen beiden
muss man hier den Garaus machen,
denn wir steh’n auf solche Sachen.
Und ihr Schreien hilft so wenig,
denn wer festhält, ist der König.
Wir bestimmen, was hier Recht.
Wer dagegen ist, ist schlecht.
Gründe sind uns ganz egal,
der Verstand, der kann uns mal.
Bist Du für ein intaktes Glied,
so bist Du gleich Antisemit. Für dieses Gedicht wurde Ulf Dunkel von verschiedenen Seiten – vor allem auch von jüdischer – angegriffen, die ihm genau das vorwarfen, wovon er in seinem Gedicht spricht: dass Jeder, der sich gegen die Beschneidung ausspricht, zu einem Antisemiten gestempelt wird. Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, sagte dazu: “Das Machwerk von Herrn Dunkel strotzt nur so vor hasserfülltem Hochmut gegenüber Juden und Muslimen.”
Ich kann zwar keinen Hinweis darauf in dem zitierten Gedicht entdecken; aber was macht das schon? Wenn der Zentralrat der Juden “Antisemitismus” ruft, knicken alle ein.
Aus welchen Quellen sich Ulf Dunkels Gegner rekrutieren, zeigt sich deutlich in einem Artikel auf kidmed.org. Es sind vorrangig rechte Außenseiter, die sich plötzlich als Verfechter der Menschenrechte aufspielen. Und die Nazikeule schwingen. Wenn das nicht so wahnsinnig verlogen wäre könnte man drüber lachen.
Nicht darüber lachen dürfte Ulf Dunkel. Denn der zog nun Konsequenzen und gab bekannt, dass er im Falle einer Wahl auf sein “Mandat im (unwahrscheinlichen) Falle seiner Wahl” verzichtet.
Er selbst entschuldigt sich in seinem Blog für seine Wortwahl und stellt klar: “Ich bin weder Antisemit noch Antimuslim, noch bin ich hasserfüllt oder möchte gar hochmütig erscheinen. Ich bedaure aufrichtig, wenn ich diesen Eindruck gemacht haben sollte oder meine Worte diesen hinterließen.”
Beachtenswert sind die Kommentare zu einem Spiegel-Online-Artikel zum Fall Dunkel.
Screenshot SPON
Es zeigt einmal mehr: Das vom Bundestag mit großer Mehrheit beschlossene Gesetz zur Beschneidung von Jungen wird von 70 Prozent der Deutschen abgelehnt. So das Ergebnis eine repräsentative Umfrage des Instituts Infratest dimap im Auftrag des “Facharbeitskreises Beschneidungsbetroffener im Verein MOGiS e.V.
Ulf Dunkel hat den Mund aufgemacht und seine Wut hinausposaunt. Und er wurde geopfert – von seiner Partei und den Medien. Die hier – wie schon bei den Diskussionen im Vorfeld des Gesetzes zur Knabenbeschneidung – den Religionsgemeinschaften in den Allerwertesten krochen und dabei die Rechte der Kinder mißachteten.
Nic