Zum ersten mal seit der Ära Jelzin ist es Washington gelungen, mit einem Brecheisen in den Türspalt der russischen Haustür vorzudringen. Und diese gilt es nun aufzustemmen. Stück für Stück und mit allen Mitteln
Die Haustiere treffen sich
Das hat den selbsterklärten Herren der Welt nicht gefallen. Bis zum vergangenen Donnerstag währte der 16 stündige Krisengipfel in Minsk, um zu einer Einigung im Ukrainekonflikt zu gelangen. Beteiligt waren der französische Präsident Francois Hollande, Kanzlerin Merkel, der ukrainische Pseudopräsi Schokoschenko und Putin. Nicht eingeladen waren die USA, weshalb Merkel sofort im Anschluss an den Gipfel zum Rapport nach Washington musste. Dort erfuhr man, was man schon wusste. Eine neue Waffenruhe steht ab kommendem Sonntag 00:00 Uhr bevor. Die schweren Waffen werden um 50 Kilometer zurückverlegt und die Grenzen des ursprünglichen Minsker Abkommens wieder hergestellt. Für die Nazijunta in Kiew ein deutlicher Gewinn. Denn seit dem Bruch der letzten Waffenruhe durch die ukrainische Armee, hatten die Bürgerwehren im Donbass deutliche Geländegewinne verbucht. Die sind nun dahin.
Um das Abkommen wenigstens halbwegs wasserdicht zu gestalten, wurde das Dokument neben den geladenen Staatsoberhäuptern auch von der Ukraine- Kontaktgruppe unterzeichnet. Diese besteht zur Zeit aus der OSZE- Vertreterin Heidi Tagliavini, dem ukrainischen Ex- Präsidenten Leonid Kutschma und dem russischen Botschafter in der Ukraine, Michail Surabow. Ebenfalls dabei sind der gewählte Präsident der neugegründeten Volksrepublik Donezk, Alexander Sachartschenko, sowie sein Amtskollege Igor Plotnizki, der die Volksrepublik Lugansk vertritt. Viel ist nicht passiert bei den Verhandlungen zu einem Waffenstillstand. Kiew steckt dafür zu tief in der Klemme. Nur solange die Junta in Kiew in Washington den Eindruck erweckt, die Ukraine wolle Russland in absehbarer Zeit den Krieg erklären, ist mit weiteren Geldmitteln zu rechnen. Sobald Kiew jedoch ernsthaften Friedenswillen signalisiert und zudem beweist, ist die derzeitige Führung der Ukraine für Washington nicht länger interessant. Es würde entweder der nächste Putsch folgen, vielleicht mit Dmitri Jarosch, dem ‘Führer’ des brutalen, rechtsnationalen Rechten Sektors an der Spitze. Oder aber Washington würde sich gänzlich aus dem Geschehen zurückziehen. Mit Gesichtsverlust.
Zudem hatte der IWF künftige Hilfskredite an Kiew davon abhängig gemacht, dass der widerspenstige Donbass mit seinem Gasfeld, dem Kohletagebau und den Resten der dort angesiedelten Industrie wieder in kiewer Nazihand fällt. Auch wenn dieser Traum mit der ausgehandelten Waffenruhe wieder ein Stück weggerückt ist, werden die Hintermänner der ukrainischen Tragödie nicht davon ablassen, ihr Ziel zu erreichen, weil dieses Ziel eine Etappe zum Sturz Russlands für sie darstellt. Es geht um mehr als nur um Rohstoffe und Industrie.
Dass Washington sich über das ausgehandelte Abkommen der Konfliktparteien ärgert, hat einen bestimmten Grund. Um in die NATO aufgenommen werden zu können, muss die Ukraine einen befriedeten und einheitlichen Staat bilden. Stehen hingegen Staaten unter Kriegsrecht oder sind in Kampfhandlungen verwickelt, so verhindert dies den NATO- Beitritt. Nun möchte Washington jedoch so viele Waffen und Soldaten wie möglich in die Ukraine hineinpumpen, darf dies jedoch nicht, da der Konflikt im Donbass sich nach wie vor in der Schwebe befindet. Sollte die Nazibande in Kiew die Bürgerwehren im Donbass besiegen, so wäre alles gut für die Kriegstreiber. Ein Land, kein Kriegsrecht mehr und jede Menge russophob indoktrinierter Vollidioten. Rein in die NATO und los gegen Russland. Eine False Flag würde in der Ukraine konstruiert werden, die Schuld würde den Russen in die Schuhe geschoben, der Bündnisfall träte ein und wir hätten endlich den Dritten Weltkrieg.
Sollte andererseits der Donbass die Oberhand behalten, die ukrainischen Truppen schlagen und den Donbass zu einem unabhängigen und souveränen Staatsgebilde erklären, wäre aus Sicht der Kriegstreiber in Washington ebenfalls alles in Butter. Ein Staat, kein Kriegsrecht, voila. Dann wäre die neue Ukraine eben ein Zwergenstaat, und wenn schon. Platz für Waffen und Truppen wäre allemal genügend vorhanden. Das mag wohl der Grund dafür sein, dass auch Putin immer wieder für die Erhaltung der derzeitigen ukrainischen Staatsgrenzen eintritt und dem Donbas lediglich gewisse Autonomierechte zugestanden sehen möchte.
Und, wie geht’s weiter?
So wie immer. Bewaffnen, ausbilden und in den Kampf schicken. So haben Washingtons Kriegstreiber und deren NATO- Pudel es in Afghanistan, dem Irak, in Libyen und Syrien versucht. Bislang mit mäßigem Erfolg, davon abgesehen, dass eine ganze Armee fanatischer Religionspsychopathen gerade den Nahen Osten und Westafrika verwüstet. Diesmal geht es allerdings nicht ganz so einfach mit den Waffenlieferungen, nachdem Hollande und Merkel sich mehr als deutlich dagegen ausgesprochen hatten. Nicht dass sie sich daran stören würden. Aber sie sehen dadurch keine Aussicht auf Erfolg. Auch die Sanktionen beginnen langsam ernsthaft zu stören. Sollte Washington nun tatsächlich direkte Lieferungen von Angriffswaffen in die Ukraine vornehmen, ständen die USA noch deutlicher als bisher als der eigentliche Aggresor im Rampenlicht der Weltöffentlichkeit da.
Die Lösung ist ein weiterer Hilfskredit in Höhe von 40 Milliarden Dollar an die Ukraine. Wie IWF- Chefin Christine Lagarde im Interview bekundete, hoffe sie noch vor Ende Februar auf grünes Licht. Laut Lagarde übernimmt der IWF davon 17,5 Milliarden und die restlichen 22,5 Milliarden – nun ja, wenn wir schon unbedingt Krieg in Europa wollen, dann muss der europäische Steuerzahler schon auch etwas von den Kosten übernehmen. Mit diesen Geldern kann Schokoschenko sich dann bis zum Hals mit den teuersten und modernsten Kriegswaffen eindecken, ohne dass jemand es Washington anlasten könnte. Nazis sterben nur ungerne jung, aber länger leben kostet eben.