Ukraine: Menschenrechte, ein Sommermärchen

Woher kommt es nur, das fingerspitze Entsetzen, mit dem die politische Nationalelf ein ganzes Land in Beugehaft für die eigene Suche nach politischem Debattenstoff nimmt? An der Ukraine kann es nicht liegen, denn die war Sigmar Gabriel, Dirk Niebel und Angela Merkel jahrelang so herzlich egal wie früher Syrien, Ägypten, Tunesien oder Libyen. Geht es also um Julia Timoschenko, die ehemalige Energiekonzernmanagerin und ukrainische Präsidentin? Die nach dem Drehbuch des Sommermärchens 2012 als eine Art Robert Havemann der Ex-Sowjetrepublik in Haft sitzt, weil sie Schluss machen wollte mit Diktatur, Terror und Korruption?


Oder ist es gar der Fußball selbst, dessen Wirkmächtigkeit die Politschranzen magisch anzieht, weil sie wissen, dass auf den das Licht am hellsten fällt, der sich hier am frühesten tummelt?
Unübersehbar – die Mischung ist unwiderstehlich für jeden charakterschwachen Selbstdarsteller. Der neue Bundespräsident Joachim Gauck, ohnehin kein ausgewiesener Freund des Fußballsports, preschte voran, um eine politische Duftmarke zu setzen. Da Sigmar Gabriel ohnehin noch keine Karte für ein EM-Spiel hatte – woher denn auch, denn irgendeine Funktion, die ihn zum pflichtgeladenen Gast hätte machen können, bekleidet er nicht – fiel es ihm leicht, sofort im Anschluss an Gauck eine Einladung abzusagen, die ihn nie erreicht hatte. Ihm folgte eine wahre Welle an Boykotterklärungen, die die Vermutung nahelegt, dass ohne Boykott sämtliche Stadien in der Ukraine ausschließlich mit deutschen Politikern gefüllt gewesen wären.
Das Sommermärchen 2012 ist eine Geschichte von Lug und Betrug, Ranwanzerei und ekligem Verantwortungsposen. 1964 regierte Franco in Spanien, die deutsche Ntaionalmannschaft fuhr fröhlich zur EM, die der Faschist organisiert hatte. 1976 fand die dann in Jugoslawien statt, dank Tito eine Diktatur reinsten Wassers. Man nutzte die Gelegenheit, um Brücken zu bauen über die Gräben des Kalten Krieges.
Dazu diente der Sport, egal, ob eine deutsche Fußballnationalmannschaft gegen die Vertretung der Militärdiktaturen in Griechenland oder der Türkei antrat oder gegen die Mannschaft einer Sowjetunion spielte, die die Familien der deutschen Kicker in jeder Spielminute mit dem Atomtod bedrohte. Nicht mehr so heute. Heute ist der Sport gerade gut genug, politischen Leichtgewichten die Aura von Weltpolitikern zu verleihen. Sie fechten gegen selbstausgedachte Feinde, gegen Phantome, denn die wehren sich nicht. Sie lösen Probleme, die selbst erst schaffen, denn die Gefahr, dabei zu versagen, ist gering.
Siehe, Volk, ich fahre nicht nach Kiew, also wird Kiew auch nicht sein, sagt Sigmar Gabriel, der stets weiß, wie sich gähnend leere Aufgeblasenheit als Größe verkaufen lässt. Eine Herrenmenschengeste, die umso mehr auffällt, wenn sie sich gegen einen Staat richtet, den Deutsche einst uneingeladen ohne Visum bereisten. Die Gedankenwelt dahinter ist dieselbe geblieben: Kommen wir, ist das Beste für die Ukraine. Kommen wir nicht, wollen wir auch nur das Beste. Kurz: Man richte sich nach uns und wenn es dazu gar gelte, eigene Gesetze zu brechen.
Sportlerboykott bei Olympia: Spiele ohne uns


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