Übles Spiel im Regenwald

Von Lesyi

Vor einiger Zeit war ich einem Land im „Globalen Süden“ unterwegs, das mit einem dichten Regenwald gesegnet ist. Ein solcher Regenwald ist eine wertvolle, vielseitige, schützenswerte Ressource. Die Versuchung, sie auf falsche Weise zu nutzen, ist leider auch riesengross. So halt auch im besuchten Land. Eine Vertrauensperson berichtete mir, wie durch Irrtum ein Dokument gesichtet wurde, in welchem die offizielle, von der Regierung vorgenommene Aufteilung des Regenwaldes festgehalten war. Die einzelnen Gebiete wurden ausländischen, multinationalen Holzfirmen zugewiesen, die dadurch das Recht zur Bewirtschaftung „ihres“ Gebietes erhielten.

Natürlich gäbe es auch eine lokale Bevölkerung, welche (traditionell legitimierte) Ansprüche auf den Regenwald erhebt — aber das ist eben zweitrangig, da finanziell weniger interessant. So wurde die lokale Bevölkerung denn auch massiv unter Druck gesetzt, hier keinen Widerstand zu leisten.

Mir wurde leicht mulmig, wie ich das hörte… Und ich frage: sollte sich das Ausland da nicht einmischen? Sollte man da nicht der Regierung sagen, entweder ihr respektiert die Rechte eurer eigenen Bevölkerung, oder … wir geben euch keine Gelder mehr für eure Programme, z.B.?
Das nütze eben nichts, bekam ich zur Antwort, weil es in diesem Fall andere Regierung mit gut gefüllter Schatulle aber weniger moralischen Skrupeln gäbe, die nur allzu gerne in die Lücke springen würden (…um sich damit ihren Teil am Kuchen sichern zu können).

Noch jetzt, wenn ich daran denke, wird mir übel. – Ich sah mit eigenen Augen, wie schon grosse Flächen von Regenwald in Monokulturen verwandelt wurden, und ich traff Menschen, deren Existenzgrundlage durch diese Entwicklung ganz real in Frage gestellt ist. Leider weiss ich nicht, was man machen könnte oder sollte. Man fühlt sich ohnmächtig – weil man es eben auch ist.

(Photo von hier)