Überstunden: Ziel erreicht?

Von Kaffeefan
3Jul/130

Überstunden: Ziel erreicht?

Überstunden sind seit Jahren ein großes Thema am Arbeitsmarkt, auch wenn die Aufregung darüber schon wieder deutlich nachgelassen hat. Vor allem Gewerkschaften argumentieren gerne so: Wenn alle Arbeitnehmer nur noch ihre reguläre Arbeitszeit leisten würden, könnte man die bisher während der Überstunden geleistete Arbeit auf arbeitslose Menschen verteilen.

Arbeitgeber halten gerne dagegen, dass die Überstunden notwendig wären, um flexibel auf Auftragsschwankungen zu reagieren. Außerdem fände man teilweise nicht die gewünschten Mitarbeiter. Wenn selbst der Headhunter nicht mehr weiterhelfen kann, müssen die verbliebenen Mitarbeiter eben länger arbeiten.

Zahl der Überstunden in Deutschland in Millionen - Quelle: IAB

Nun kann ich leider nicht die spannende Frage beantworten, wie viele Überstunden sich tatsächlich durch das Einstellen von Arbeitskräften ersetzen liesen, wohl aber einen Blick auf die Entwicklung geben.

Tatsächlich ist die Zahl der Überstunden seit dem Jahr 2000 gesunken. Auffällig ist, dass deren Zahl selbst auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise 2008 und 2009 noch sehr hoch ist. Allerdings sagt uns diese Übersicht noch nicht viel über die Bedeutung von Überstunden, weil sich im gleichen Zeitraum ja auch das Arbeitsvolumen insgesamt verändert hat.

Entwicklung der bezahlten Überstunden seit 1990. Quelle: IAB

Eine Übersicht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, der Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, zeigt, dass der Anteil der Überstunden am Arbeitsvolumen seit 1990 deutlich zurück gegangen ist, von 3,7 auf 2,7 Prozent. Genauer gesagt müsste man aber sagen, der bezahlten Überstunden, denn nur die werden in den meisten Statistiken erfasst.

Das IAB hat sich aber auch die Mühe gemacht, die unbezahlten Überstunden durch eine Umfrage zu erheben beziehungsweise zu schätzen. Deren Zahl ist im gleichen Zeitraum leicht gestiegen, ein Teil des Rückgangs der bezahlten Überstunden geht also schlicht darauf zurück, dass die Arbeit jetzt nicht mehr bezahlt wird.

Entwicklung des Anteils der unbezahlten (rot) und der bezahlten (grau) Überstunden. Quelle: IAB

Unterm Strich ist der Anteil der Überstunden - bezahlt oder unbezahlt - am Arbeitsvolumen allerdings gesunken, vom Höchststand 1995 mit 6,7 Prozent auf 5,6 Prozent im Jahr 2010.

Über die Gründe kann ich nur spekulieren, am wahrscheinlichsten erscheint mir aber, dass die Zunahme von Arbeitszeitkonten hier eine Rolle spielt. Dadurch wird ein großer Teil der Mehrarbeit nicht mehr ausbezahlt, sondern wieder abgefeiert - oder er verfällt, weil Kappungsgrenzen überschritten wurden und trägt damit zum Anstieg der unbezahlten Überstunden bei.