Überraschung: Ein-Euro-Jobs sollen nicht mehr „zusätzlich“ sein

Als die Ein-Euro-Jobs eingeführt wurden, hagelte es Kritik von allen Seiten. Die Billig-Jobber würden missbraucht, um regulär bezahlte Stellen abzubauen, hieß es. Bei Arbeitgebern würden mit der Förderung der 1-Euro-Arbeit die falschen Anreize gesetzt, Mitnahme- und Drehtür-Effekte wurden befürchtet und all diesen berechtigten Bedenken zum Trotz wurden Ein-Euro-Jobs im großen Stil eingeführt.

Die „Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung“, so der offizielle Euphemismus für die demokratische, humane Form der Zwangsarbeit – denn die Leute dürfen sich in der Regel die Jobs nicht mal aussuchen, sondern bekommen sie zugewiesen, um, wie es so schön heißt, an regelmäßige Arbeit herangeführt zu werden, um, wie gehofft wird, damit eine Chance zu bekommen, eventuell einen Job auf dem „ersten Arbeitsmarkt“ zu ergattern, genau, dem „richtigen“ Arbeitsmarkt, wo nicht der Staat, sondern echte Unternehmer schlecht (und gelegentlich auch besser) bezahlte Jobs anbieten – diese Arbeitsgelegenheit ist in erster Linie eine Super-Gelegenheit für alle, die finden, dass Arbeit hierzulande einfach zu viel kostet. Und so wurde aus der Arbeitsgelegenheit für die weniger Glücklichen eine fantastische Kostensenkungsmöglichkeit für die Glücklicheren.

Denn dummerweise wird nun genau dieser heiß ersehnte, anbetungswürdige, erste Arbeitsmarkt vom zweiten, dritten, dreieinhalbsten und so weiter, kannibalisiert – eben weil es auch für den dümmsten bzw. anständigsten Unternehmer eher rechnet, vom Staat subventionierte Billigst-Kräfte für „zusätzliche“ Arbeiten einzustellen, als reguläre Arbeitskräfte für die „richtige“ Arbeit zu zahlen. Und plötzlich ist alle Arbeit, die getan werden muss, irgendwie zusätzlich. Der DGB hat das kritisiert und sogar der Bundesrechnungshof.

Und: Überraschung! Jetzt hat sogar das Bundesarbeitsministerium ganz offiziell festgestellt, was von Anfang an klar war: Die Ein-Euro-Jobs werden missbraucht, um reguläre Stellen einzusparen. Die zusätzliche Arbeit sieht genauso aus wie die echte, die wirkliche Arbeit, die Arbeit, die halt getan werden muss, im Kindergarten, im Altersheim, im Park und auf den Straßen. Nein, so etwas! Das es am Ende so kommt, hat schließlich keiner wissen können. Jedenfalls keiner, der irgendwie Ahnung hat, wie unsere Wirtschaft funktioniert.

Und was folgt daraus? Ja, ganz richtig: Die Bundesagentur fordert, die Kriterien „Zusätzlichkeit“ und „öffentliches Interesse“ abzuschaffen. Das ist absolut folgerichtig, denn auf diese Weise haben die Ein-Euro-Jobber volle Kanne das Gefühl, „tatsächlich einen sinnvollen Beitrag zu leisten“ und nicht irgendeine überflüssige Beschäftigungstherapie abzureißen. Das ist zwar nicht so richtig beschäftigungsneutral, aber was soll’s. Angesichts der ganzen Finanzkrisen können sich die Kommunen ohnehin keine regulären Arbeitskräfte mehr leisten. Und warum sollten die Unternehmer diskriminiert werden, die haben ja genug damit zu tun, Billigjobs zu schaffen, und ihre Gewinne gewinnbringend anzulegen, gar nicht so einfach, jetzt mit der Euro-Krise und so. Und wem der Ein-Euro-Job nicht passt, der kann ja in China iPhones zusammenschrauben oder in Kambodscha Billigjeans nähen.



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