Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Lothar Zanetti erzählen:
„Begegnungen“
„Ich traf einen jungen Mann,
kerngesund, modisch gekleidet, mit einem schicken Sportwagen
und ich fragte ihn beiläufig, wie er sich fühle:
„Was für eine Frage, sagte er, „beschissen!
Ich fragte, ein wenig verlegen,
eine schwerbehinderte ältere Frau,
die in ihrem Rollstuhl saß, wie es ihr gehe:
„Gut“, sagte sie, „es geht mir gut.
Da sieht man wieder, dachte ich so bei mir,
immer hat man mit den falschen Leuten Mitleid.
Ihr Lieben,
heute Mittag bin ich in unsere Bremer Universität geradelt und habe in der Mensa dort zu Mittag gegessen. Das mache ich sehr gerne, weil es dort immer unter vielen anderen Angeboten ein sehr preisgünstiges biologisches gesundes Mittagessen gibt.
Im Anschluss daran bin ich auf dem Nachhauseweg noch zu unserem Familiengrab geradelt, um es zu gießen. Dort traf ich eine alte Dame, die bereits auf der Bank saß, auf die ich mich immer setze, wenn ich den Friedhof besuche.
Ich halte mich sehr gerne auf Friedhöfen auf, sie strahlen so eine unendliche Ruhe auf, es herrscht eine wunderbare Stille, niemand widerspricht einem, wenn man seinen Gedanken nachhängt, und keiner entmutigt einen, wenn man überlegt, was man in den kommenden Tagen tun möchte.In dem Gespräch mit der alten Dame berichtete diese mir, dass sie nur eine ganz kleine Rente habe und sich nur eine Einzimmerwohnung leisten könne.
Aber sie sei der glücklichste (!) Mensch der Welt, denn sie sei gesund, sie könne trotz ihrer 86 Jahre noch Rad fahren und habe so die Möglichkeit, in Gottes wunderschöne Natur zu kommen.
Da ist mir wieder einmal aufgegangen, wie wenig es braucht,
um im Leben glücklich zu sein.
Viele Menschen glauben ja, dass sie, wenn sie immer mehr besitzen, irgendwann einmal den Zustand der Zufriedenheit und des Glücks erreichen, aber das ist ein Trugschluss.
Zufriedenheit und Glück stellen sich vor allem bei den Menschen ein, die für das, was sie haben, dankbar sind. Zufriedenheit und Glück sind nicht durch Besitztümer zu erreichen, dann müssten ja alle reichen Menschen von morgens bis abends nur so vor Glück und Zufriedenheit trotzen.
Wenn man aber aufmerksam die Zeitungen liest, dann stellt man wie in unserer kleinen Geschichte fest, dass gerade unter den reichen Menschen viele unglückliche Menschen sind, die ganz und gar nicht mit ihrem Leben zufrieden sind.
Um wirklich glücklich und zufrieden zu sein, braucht es im Leben drei Dinge:Menschen, die uns lieben und die wir lieben
Zufriedenheit mit dem, was wir haben und sind
Etwas, für das es sich zu leben lohnt.
Der Mensch, der sich geliebt weiß und der auch selbst Liebe verschenkt, an seine Lieben, an seine Kinder, an seine Enkelkinder, seine Partnerin/seinen Partner, seine Freunde und Bekannten, der legt den ersten wichtigen Grundstein für ein glückliches Leben.
Wenn wir mit dem, was wir haben, zufrieden sind, dann werden wir ruhig und gelassen. Wir sind dann nicht mehr von Unruhe getrieben und ruhelos in dem Gedanken, dass uns noch etwas ganz Wichtiges fehlt. Das ist der zweite unerlässliche Grundstein für ein glückliches Leben.
Wenn unser Leben gelingen soll, wenn wir mit unserem Leben zufrieden sein wollen, dann brauchen wir etwas, für das es sich zu leben lohnt.
Das kann die Fürsorge für die Familie sein, die Liebe zur Partnerin, zum Partner, zu den Kindern und Enkelkindern, das kann der ehrenamtliche Einsatz in einem Sportverein oder in einem Verein sein, der mithilft, unsere Erde zu bewahren, das kann aber auch die Mitarbeit in einer Organisation sein, die sich um sexuell missbrauchte Kinder oder um hungernde Menschen überall in der Welt kümmert.
Was das ist, für das es sich lohnt, das muss jeder Mensch für sein Leben selbst herausfinden. Entscheidend dabei ist nicht, was jemand tut, sondern dass er etwas tut.
Ich wünsche Euch nun einen Abend der Freude, des Friedens und des Glücks und schicke Euch von Bremen aus eine weiße Möwe mit ganz lieben Grüßen für Euch
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen
