Rue des Deux Ponts - 2009/13:42, aus der Fotoserie "Übergangenes Paris" von Manfred Koch (c) Manfred Koch
Was noch bis zum 18. Mai in Frankfurt im Haus am Dom zu sehen ist, wird tag- täglich mit Füßen getreten. Zebrastreifen, von denen sich die meisten auf dem Montmartre in Paris befinden. Dort keines Blickes gewürdigt, stilisiert sie Manfred Koch in seinen Fotos zu eigenen Kunstwerken. Vom Boden auf die Wand, so könnte man kurz das Konzept der Ausstellung zusammenfassen. Diese Transformation funktioniert aber nur, weil Manfred Koch mit einem besonderen Auge durch die Welt geht.
Rue Lamarck - 2009/09:43, aus der Fotoserie "Übergangenes Paris" von Manfred Koch (c) Manfred Koch
Bei seinen Besuchen in Paris fiel ihm eines Tages auf, dass sich die Deformationen, die sich auf dem bemalten Asphalt am Montmartre zeigen, als Figuren und Gesichter lesen lassen – hat man eben das Auge dafür. So entstand im Laufe von mehreren Jahren eine ganze Fotoserie. „Ich habe im Abstand von ein, zwei Jahren immer wieder dieselben Straßenübergänge aufgesucht, um meine einst gefundenen Figuren wieder zu sehen. Das war jedes Mal fast wie ein Besuch bei alten Bekannten“, erklärt Koch das Konzept des langen Entstehungszeitraumes. Manches hat sich weniger, anderes mehr verändert; manches war gar nicht mehr auffindbar oder so deformiert, dass die einst so schön lesbare Form verschwunden war. Ein Auflösungsprozess, der dem menschlichen sehr nahe kommt, beinahe schon herzberührend.
Rue Durantin - 2009/13:04, aus der Fotoserie "Übergangenes Paris" von Manfred Koch (c) Manfred Koch
Manfred Kochs Fotografien tragen keine Titel. Seine anthropomorphen Gestalten sind nur mit Straßennamen und Ziffern gekennzeichnet, welche einerseits den Ort und andererseits eine Zeitachse angeben, in welcher die Fotos entstanden. Seine Bilder sind aber mehr als Momentaufnahmen. Sie werden auf dem PC nur insofern nachbearbeitet, sodass Helligkeit und Kontrast verstärkt und unwichtige Details abgedunkelt werden. Auf diese Art verändern sich die Abbildungen zwar nur geringfügig, aber dennoch. Kochs „Übergangenes“ steht in jener Kunsttradition, die dem Foto eine eigene ästhetische Aussage zubilligt, die anders nicht erreichbar wäre. Mit dem Schlagwort der „Poesie des Alltäglichen“ ist ein weiteres Charakteristikum seiner Kunst aufgedeckt.
Der Bamberger Künstler, der seine Ausstellung von seinem Heimatort aus auf die Reise geschickt hat, wird vom 2. – 30. November seine Bilder schließlich dort zeigen, wo sie entstanden sind – in Paris. Näheres dazu wird auf seiner hp zu erfahren sein.