Überflieger

Überflieger

Disclaimer: Der Comic und folgender Text entstanden vor der Buchmesse.

Moin moin!

Heute war eigentlich ein anderer Comic in Planung, aber MANCHMAL wird man eben unmittelbar inspiriert. Zum Beispiel, wenn ein geschätzter Journalist (der auch öfters über Comics schreibt) von der FAZ in seiner Kolumne, die “offensichtliche Benachteiligung” von rechten Verlagen auf der Buchmesse schreibt und weiterer von mir sehr geschätzter FAZ-Journalist diesem auf Twitter zustimmt.

Warum mich das so aufbringt? Nun, da gibt es mehrere Faktoren.

1) Zum Einen ist mir nicht ersichtlich, weshalb es eine Meinungsunterdrückung dieser Verlage darstellt, wenn deren Stand nicht zentral in der Buchmesse positioniert ist. Wer auch immer ihre “Meinung” hören will, kann dies immer noch tun. Selbst, wenn sie von der Buchmesse verbannt würden, hätten sie immer noch genug Plattformen auf denen man ihre Theorien nachlesen kann. Es gibt genug andere Verlage, die sich Jahr für Jahr mit ihrer ungünstigen Platzierung auf der Buchmesse begnügen müssen. Um deren “Meinungsfreiheit” scheint es nicht so wichtig bestellt.

2) Mit diesem Artikel reproduziert Herr Platthaus exakt den Opfer-Mythos, den der betreffende Verlag schon seit letztem Jahr in den Umlauf bringt. Sie benutzen dabei die Wortwahl “ins Ghetto abschieben”. (Die Aneignung von Vokabular, welches in anderen Zeiten Menschen gegolten hat, die von Rechten verfolgt und umgebracht wurden aufgrund einer Ideologie, die in diesem modernen rechten Verlag in Buchform propagiert wird, ist besonders perfide). Somit bietet der Artikel einen fruchtbaren Nährboden für das rechte Opfer-Narrativ und was ich noch viel schlimmer finde: Die “bürgerliche Mitte” seiner Leserschaft wird ihm zustimmen, denn alles, was sie liest, ist “Natürlich muss Meinungsfreiheit für alle gelten!”. Ein weiterer kleiner Stupser in die rechte Richtung für Unentschlossene.

3) Rechte Inhalte, so wie sie der betreffende Verlag veröffentlicht und so wie sie von Gastrednern (Björn Höcke, Pirincci, Anhänger der “Identitären Bewegung”) herumposaunt werden, sind nicht notwendigerweise eine “Meinung”. Sie wird als solche getarnt, als “Diskussionsanreger”. Alles, was ich sehe, ist ein trojanisches Pferd gefüllt mit Hass, (verbaler) Gewalt und narzisstischem Machtbestreben. Als Mittel zum Zweck gerne ausgetragen auf dem Rücken von Minderheiten…

4) …Was mich zum letzten Aufreger bringt: Im letzten Jahr bekam die ComicSolidarity, eine Gemeinschaft aus Comiczeichner*Innen einen Stand auf der Buchmesse. Auch linke Verlage und die AMadeo-Antonio-Stiftung wurden dort positioniert. In unmittelbarer Nachbarschaft des rechten Verlags frei nach dem Motto: Was soll schon schief gehen? Man versprach sich davon wahrscheinlich, hier ein buntes Gegengewicht zu schaffen. Aber so einfach funktioniert das nicht. Diese wunderbare Mähr von der “sachlichen Auseinandersetzung” und dem kunterbunten Frühlingsfest der konträren Meinungen wird auf dem Rücken derer ausgetragen, die die unentwegte Zielscheibe für die Diskriminierung von rechter Seite darstellen. Menschen mit anderer Hautfarbe, Frauen, Mitglieder der LGBTQ (und viele andere) hatten erhöhten Blutdruck. Aus Angst. Laut Berichten von Kollegen mussten sie im Dauerfeuer die verbale Gewalt aus der Nachbarschaft aushalten. Aber hey, jetzt bleibt doch gefälligst cool, wenn diese Typen Euch am Liebsten all Eure Rechte absprechen würden, wenn sie an der Macht wären. Oh, Ihr haltet unsere total sachlichen Argumente nicht aus? Dann müsst Ihr wohl “gewalttätige Linke” sein! Am Ende kam es wie es kommen musste und so griffen Mitglieder der ComicSolidarity ein bei einer Ausschreitung ein, nachdem ein benachbarter Verleger einen verbalen Zwischenruf tätigte. (Und, ganz nebenbei: Der Faustschlag kam von einem Fan der rechten Rhetoriker, nur fürs Protokoll für Herr Bahners). Ganz ehrlich: Keine 10 Pferde würden mich dort hinkriegen. Und meinen Freunden/Kollegen möchte ich das auch nicht zumuten.

Die Inklusion von Gewalt, ist die Exklusion derer gegen die sich diese Gewalt richtet.

Und, damit das nicht vergessen wird: Sie hatten ihren Stand auf der Buchmesse. Nur halt keinen mittendrin. Deal with it.

Aufregung beiseite, Euch wünsche ich natürlich noch ne schöne Woche! ^_^


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