Über Zombies, Zombiefilme, Zombies in der Wirtschaft und Zombies beim Profiboxen

Es gibt tatsächlich den Begriff des Zombies in der Wirtschaft. Das hat mich doch sehr erstaunt. Jeder weiß natürlich, dass Haiti die Heimat der neuzeitlichen Zombies ist. Sprachgeschichtlich gesehen kommt der Begriff ursprünglich allerdings aus Zentralafrika. Wikipedia definiert Zombies wie folgt: „Als Zombie wird ein Mensch bezeichnet, der scheinbar von den Toten wieder auferstanden und zum Leben erweckt worden ist und als so genannter Untoter oder Wiedergänger, als ein seiner Seele beraubtes, willenloses Wesen herumgeistert.“ In Zentraleuropa kennt man Zombies, sofern man nicht welche in der Nacht in der Altstadt trifft, zumeist aus Filmen. Meine persönlichen Lieblingsfilme mit Zombies sind: Das Cabinet des Dr. Caligari (1920 von Robert Wiene), Ich folgte einem Zombie (1942 Jacques Tourneur), Die Nacht der lebenden Toten (1968 von George A. Romero) und Shaun of the Dead (2004 von Edgar Wright).
Mit Zombies in der Wirtschaft ist eigentlich etwas, wie es scheint, ganz Einfaches gemeint, nämlich dass eine Firma noch weiter existiert, obwohl sie eigentlich schon längst vom Markt hätte verschwinden müssen. „Ein Unternehmen, das mehr als tot als lebendig ist“, so definierte das „Handbook of International Financial Terms“. Und weiter: „Ein solches Unternehmen wird durch den guten Willen und die Unterstützung von Gläubigern und vor allem von Geldgebern lebendig gehalten.“ Von diesen wirtschaftlichen Zombies geht eine Gefahr für die ganze Wirtschaft, oder zumindest für bestimmte Sparten, aus. Für das Funktionieren der Marktwirtschaft ist es nämlich unabdingbar, dass nicht profitable Firmen vom Markt verschwinden. – So jedenfalls lautet die kapitalistische Theorie.
Was mich aber nun erstaunt, ist, dass genau dasselbe, was man über Zombies in der Wirtschaft sagt, auch auf das Profiboxen übertragen werden kann. Der Zombie wäre demnach also ein Veranstalter, der sportlich und damit auch wirtschaftlich agiert, der nach sportlichen und wirtschaftlichen Begriffen aber längst vom Markt hätte verschwinden müssen. Dieser Zombie wird aber noch durch den guten Willen eines Geldgebers, oder genauer gesagt eines TV Senders, am Leben gehalten. Der Zombiepromoter nutzt seine marktbeherrschende Stellung dazu aus, den Ruf des Profiboxens in Deutschland zu unterminieren. Mittelmäßige Veranstaltungen werden in den Himmel gelobt. Die Boxer des Zombies werden nahezu unschlagbar, nicht zuletzt dank willfähriger Punktrichter. Der TV Sender, der diesen Zombie schuf, beteiligt sich dann auch selbst aktiv an diesen Machenschaften. Dieser Sender hat aufgehört, journalistisch zu berichten und wird zu einem Mitzombie, zum Mitveranstalter. Durch den Zombie droht das Profiboxen in Deutschland in den Abgrund der Bedeutungslosigkeit zu stürzen.
Wie gut, dass es gar keine richtigen Zombies gibt! Zombies gibt es nur im Film. Und nur, weil bei Wirtschaftswissenschaftlern und Wirtschaftsjournalisten Zombies gerade in Mode sind, heißt das ja noch lange nicht, dass es sie wirklich gibt. Und selbst wenn es sie in der Wirtschaft geben sollte, heißt das doch noch lange nicht, dass es sie beim Profiboxen auch gibt. Jeder weiß doch schließlich, dass es den großen Veranstaltern von Profiboxkämpfen in erster Linie um den Sport und um das Gute, das Edle und das Schöne – um nicht zu sagen den Weltfrieden – geht.
© Uwe Betker



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