Wer oder was bestimmt eigntlich unseren Wert als Mensch? Den Wert über unser ganzes Sein? Sind es gute Noten? Zertifikate? Auszeichnungen? Der Grad unseres Bildungsabschlusses? Wie sehr wir das tun, was andere von uns erwarten?
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Einer Gesellschaft also, in der vor allem die persönlichen Leistungen des Einzelnen für seine soziale Stellung, sein Ansehen, seinen Erfolg usw. ausschlaggebend sind.
So zumindest die Definition. Unsere Leistung bestimmt folglich über unseren Wert. Gekoppelt daran sind nicht selten gewisse Erwartungen an uns. Solche, dass wir Überstunden machen oder einen überdimensionalen Grad an Einsatzbereitschaft zeigen. Dass wir uns mit Ellenbgen gegen unsere Konkurenten durchsetzen. Mit hervorstechenden Ideen brillieren.
Doch nicht nur das. Auch Status ist so eine Sache. Das Auto, das wir fahren. Die Kleidung, die wir tragen. Unser technisches Equipement. Mehr ist besser. So der Anschein.
Also streben wir nicht nur danach möglichst viel zu arbeiten und dabei gute Leistungen zu vollbringen, sondern auch dies nach außen hin zu zeigen. Zu zeigen, was wir erreicht haben.
Das ist per se auch gar nicht schlecht. Negativ wird es nur, wenn man merkt, dass man an seine körperlichen und geistigen Grenzen gerät. Burnout ist hierbei ein nicht selten genannter Begriff, der genau dieses Gefühl beschreiben soll.
Ausbrennen bis zur Erschöpfung?
Der Begriff Burnout hat sich in den letzten Jahren zunehmend gesellschaftlich etabliert und beschreibt in vielen Fällen eine Krise, einhergehend mit psychischen und körperlichen Symptomen, die oftmals auf erhöhten Leistungsdruck in der Arbeitswelt zurück zu führen sind.
Dennoch, Burnout an sich ist keine eigenständige anerkannte Diagnose. Vielmehr ist es ein Begriff, welcher das Gefühl des Ausgebrannt-seins beschreiben soll.
Zentrale Symptome sind hierbei:
- anhaltende Müdigkeit und emotionale Erschöpfung
- eine negative, distanzierte bis zynische Einstellung gegenüber den Klienten/Schülern (Depersonalisation)
- eine reduzierte persönliche Leistungsfähigkeit.
Es gibt nach wie vor keine genaue Definition von Burnout. Im Unterschied zu Menschen, welche an Depressionen oder einer Angststörung leiden, unterscheidet sich ein Burnout durch die Ursache. Ein solcher wird normalerweise unmittelbar als Folge beruflicher und/oder privater Überlastung erlebt. Darüber hinaus gilt Burnout als Phänomen eigener Art und somit nicht als eine -potentiell als stigmatisierend erlebte – psychische Erkrankung.
Die Art und Weise, wie man mit Belastungen und mit sich selber umgeht, hat erheblichen Einfluss darauf, ob man „ausbrennt“ oder nicht.
So denkt man vielleicht oft, der entscheidende Faktor hierbei sei der Druck der Leistungsgesellschaft. Die Anforderung der anderen. Doch auch wir selbst tragen einen Teil der Verantwortung. So fanden diverse Untersuchungen heraus, dass Menschen, welche zu Perfektionismus tendieren, ein gesteigertes Harmoniebedrüfnis haben und es daher allen recht machen wollen, solche, oder auch über eine geringe Kompetenzerwartung verfügen („Ich schaffe es ja doch nicht, ich bin nicht gut genug…“) einem erhöhten Risiko unterliegen „auszubrennen“.
Insofern ist der Begriff des Burnout wohl ein Mitbringsel unserer heutigen Gesellschaftsstrukturen. Arbeiten bis zur Erschöpfung sozusagen.
Doch ist es das wert? Sich so zu verausgaben, bis man so ausgebrannt ist, dass einfach gar nichts mehr geht? Muss man erst an diesen Punkt kommen, bis man merkt, dass es so wie bisher nicht mehr weiter gehen kann?
Was ist es wirklich was in dieser Welt zählt? Für uns selbst. Doch auch allgemein.
Was bestimmt unseren Wert als Mensch?
Von Verausgabung und Selbstfürsorge
Ein Faktor sind nicht selten äußere Einflüsse. Stressoren, welche unsere Grenzen reizen und überschreiten. Gekoppelt mit gewissen extrinsischen Erwartungen. Wie wir sein und handeln sollen. Ein anderer Fakor sind aber auch nicht selten wir selbst. Wenn wir in uns selbst inneren Druck erzeugen, immer nach mehr streben und dazwischen nicht auf die Signale unseres Körpers hören. Die Art wie wir Prioritäten setzen.
Ein Faktor allein bewirkt wohl eher selten, dass wir irgendwann ausgebrannt sind.
Egal an welcher Schwelle man steht, Selbstfürsorge ist ein entscheidender Faktor. Denn ohne die Fürsorge zu sich selbst, schwinden irgendwann die eigenen Reserven. Mal eine Pause machen, vielleicht mal gemeinsame Zeit mit Freunden verbringen, mit dem oder der Liebsten. Uns etwas Gutes tun sozusagen.
Denn was hat erbrachte Leistung für einen Sinn, wenn das Sozialleben leidet? Oder wenn Wünsche und Träume aufgrunddessen ins Abseits geraten?
Leben um zu arbeiten? Oder arbeiten um zu leben?
In einer Studie mit dem Titel Arbeitsmotivation 2019, welche unter 1004 Befragten erhoben wurde, äußerten sich 55 Prozent dafür, dass sie nur an vier Tagen in der Woche arbeiten möchten. Der Aspekt der Work-Life-Balance scheint für immer mehr Menschen an Wichtigkeit zu gewinnen.
So seien Mitarbeiter auch zufriedener, wenn ihre Arbeit einen Sinn erfülle. Zudem sei einer der wichtigsten Faktoren für Mitarbeitermotivation der eines guten Verhältnisses zu Kollegen und Vorgesetzten. Viel wichtiger als ein hohes Gehalt.
Dem kann ich mich nur anschließen. Als Mensch und für seine erbrachte Arbeit wertgeschätzt zu werden, sowie ein respektvolles Miteinander, ist auch etwas, das mir im Arbeitsalltag zentral wichtig ist. Denn, wenn man das Gefühl hat nur eine Nummer zu sein, nimmt das einem langfristig gesehen auch die Freude und damit die Motivation.
Darüber hinaus ist auch das Konzept einer Vier-Tage-Woche immer öfter in der Diskussion. Und wird auch schon von einigen Unternehmen umgesetzt.
Doch was bestimmt nun unseren Wert als Mensch?
Über Leistung und Erwartungen hinaus
Wenn man einen anderen danach fragt was ein Mensch wert ist, so wird wohl als häufige Antwort der Verweis darauf kommen was man erreicht und vielleicht was man hinterlassen hat.
Doch was ist, wenn all das Äußerliche wegfällt? Wenn man im Koma liegt zum Beispiel?
Ist man dann plötzlich nur noch ein wertloser Zellklumpen, da man in diesem Zustand zu keiner Leistung mehr fähig ist?
Bei manchen von uns wird es vielleicht so gewesen sein, dass wir Liebe erst dann erfuhren, wenn wir Leistung erbrachten. Dann, wenn wir besonders brav waren oder gute Noten schrieben, ernteten wir positiven Zuspruch. War dem nicht so – das Gegenteil.
So wuchsen vielleicht manche unter uns damit heran, dass Leistung Liebe bedeutet. Wenn man etwas erreicht hat, dann hat man Liebe verdient. Wenn ein anderer durch das eigene Handeln zufrieden ist, dann darf man auch zufrieden sein und so etwas wie Zuneigung als gerechtfertigt ansehen.
Oder aber wir denken eine Putzfrau sei weniger wert als ein Anwalt oder Arzt. Denn die Putzfrau putzt ja nur. Und der Arzt rettet Leben und der Anwalt usw.
Doch was ist, wenn da kein beruflicher Status ist?