Die altbekannte Art von Rassismus, die wir alle ablehnen, äußert sich im Lästern und Diskriminieren anderer Ethnien. Als ich im vierten Schuljahr war, durfte ich "Holocaust" im Fernsehen sehen. Aber erst, nachdem ich darauf bestanden hatte, weil meine Freunde es auch sehen durften. Ähnliches galt für "Roots". Beide Filme schlugen mich für immer auf die Seite der Opfer. Traf ich -selten genug- mal einen Farbigen oder eine Farbige, sah ich darin eine Gelegenheit, wieder gut zu machen, was meine weißen Vorfahren an Afrikanern verbrochen hatten. Ähnliches galt, als ich zum ersten mal von einem Bekannten erfuhr, dass er Jude ist. In ihnen begegnete mir eine fast unaussprechliche Zerbrechlichkeit, die sich aus meinem eingeredeten persönlichen Schuldgefühl gegenüber dem kulminierten Opfererbe meines Gegenübers speiste. Mir war der Unterschied zwischen Schuld aus einer eigenen Vergangenheit und Verantwortung für die Zukunft nicht klar. Dieses Missverständnis ist auch heute noch populär, man erkennt es daran, wenn Leute sich persönlich angegriffen oder beschuldigt fühlen, wenn wir "schon wieder" über die Nazizeit sprechen oder einen Film zu sehen bekommen.
Irgendwann las oder hörte ich zum ersten mal davon, dass auch das Rassismus sei: Dem anderen gegenüber betont freundlich oder zuvorkommend zu sein, weil man irgendwas zu kompensieren habe. Das begriff ich lange Zeit nicht und ich fand keine Antwort auf die Frage, was denn nun das "richtige" Verhalten sei. Ähnliches galt auch gegenüber Berlinern, die aus arabischen Ländern stammen.
Erst vor kurzem begriff ich: Du hörst nicht dann auf ein Rassist zu sein, wenn Du anfängst, gut über Angehörige anderer Ethnien oder Religionen zu denken und zu reden. Sondern wenn Du aufhörst, den Unterschied zu sehen - und zu thematisieren.
Diese geniale Erkenntnis stammt nicht von mir, sondern von jemandem, der mir sehr nahe steht. Es hat mir die Augen geöffnet und mich an Freuds Satz erinnert, dass der Mensch nur den Unterschied sieht.
Das Verschwinden des Unterschieds ist keine Angelegenheit der Ratio. Man kann es sich hundertmal vorsagen. Es funktioniert erst, wenn man innerlich wirklich so frei und gelassen ist, dass man aufhört, den Unterschied zu sehen. Es hat mit dem Gefühl innerer Sicherheit zu tun.
Es mag paradox klingen, aber: Man sieht den Unterschied umso weniger, je mehr man von der Welt gesehen hat, je mehr Unterschiede man also auch schon gesehen hat, von denen man später erkennt, dass sie überwiegend nur formal oder äußerlich sind, jedenfalls keiner Verständigung im Wege stehen. Den Unterschied zu sehen, lehrt die Angst. Die Gemeinsamkeit zu sehen, die Weisheit.
Diese Einsicht fördern auch die Fernsehbilder aus Tunesien und Ägypten. Die Menschen, die dort mutig demonstrierten und ausharrten waren ganz "normale" Menschen wie Du und ich. Das steht im krassen Gegensatz zu dem Image, dass uns unsere Regierungen lange über die Regierungen dieser Menschen vermittelt haben. Lassen wir die extremen Minderheiten in Regierung und religiösem Terrorismus außer acht, sind es buchstäblich Menschen wie Du und ich. Die arabischen Revolutionen haben mir die Menschen aus den arabischen Ländern schlagartig näher gebracht. Das latente Misstrauen oder auch nur Unverständnis, das sich aus dem 11. September ergab und dem, was Bush und Rumsfeld daraus gemacht hatten, fiel mit einem mal von mir ab.
Irgendwann las oder hörte ich zum ersten mal davon, dass auch das Rassismus sei: Dem anderen gegenüber betont freundlich oder zuvorkommend zu sein, weil man irgendwas zu kompensieren habe. Das begriff ich lange Zeit nicht und ich fand keine Antwort auf die Frage, was denn nun das "richtige" Verhalten sei. Ähnliches galt auch gegenüber Berlinern, die aus arabischen Ländern stammen.
Erst vor kurzem begriff ich: Du hörst nicht dann auf ein Rassist zu sein, wenn Du anfängst, gut über Angehörige anderer Ethnien oder Religionen zu denken und zu reden. Sondern wenn Du aufhörst, den Unterschied zu sehen - und zu thematisieren.
Diese geniale Erkenntnis stammt nicht von mir, sondern von jemandem, der mir sehr nahe steht. Es hat mir die Augen geöffnet und mich an Freuds Satz erinnert, dass der Mensch nur den Unterschied sieht.
Das Verschwinden des Unterschieds ist keine Angelegenheit der Ratio. Man kann es sich hundertmal vorsagen. Es funktioniert erst, wenn man innerlich wirklich so frei und gelassen ist, dass man aufhört, den Unterschied zu sehen. Es hat mit dem Gefühl innerer Sicherheit zu tun.
Es mag paradox klingen, aber: Man sieht den Unterschied umso weniger, je mehr man von der Welt gesehen hat, je mehr Unterschiede man also auch schon gesehen hat, von denen man später erkennt, dass sie überwiegend nur formal oder äußerlich sind, jedenfalls keiner Verständigung im Wege stehen. Den Unterschied zu sehen, lehrt die Angst. Die Gemeinsamkeit zu sehen, die Weisheit.
Diese Einsicht fördern auch die Fernsehbilder aus Tunesien und Ägypten. Die Menschen, die dort mutig demonstrierten und ausharrten waren ganz "normale" Menschen wie Du und ich. Das steht im krassen Gegensatz zu dem Image, dass uns unsere Regierungen lange über die Regierungen dieser Menschen vermittelt haben. Lassen wir die extremen Minderheiten in Regierung und religiösem Terrorismus außer acht, sind es buchstäblich Menschen wie Du und ich. Die arabischen Revolutionen haben mir die Menschen aus den arabischen Ländern schlagartig näher gebracht. Das latente Misstrauen oder auch nur Unverständnis, das sich aus dem 11. September ergab und dem, was Bush und Rumsfeld daraus gemacht hatten, fiel mit einem mal von mir ab.