Über Muslime und Hindus


Letzte Wochen am 31. August und am 1. September standen in Indien zwei staatlich bzw. religiöse Feiertage auf dem Programm: „Ramsan“ (31.08.), ein muslimisches Fest und das „Ganesha“-Festival (ab dem 01.09.), ein hinduistischer Brauch. So wirklich viel weiß ich über diese Feierlichkeiten nicht, aber ich kann ja einfach mal beschreiben, wie ich sie so in einem christlichem Waisenheim erlebt habe.
Ramsan: Es fiel die Schule aus und nach einem etwas längeren Schlaf als üblich begannen Franz und ich gegen neun Uhr einen Waschmarathon. Es hatte sich in den letzten Tage allerhand dreckige Wäsche angestaut, die auf der Schrubbsteinplatte im Raum nebenan mit Wasser, Waschpulver und einer Bürste gereinigt werden musste. Ein großer Fan bin ich von dieser Prozedur nicht, aber was soll's. Irgendwie hab ich, das Gefühl, dass es von Mal zu Mal schneller geht. Ob ich es langsam wirklich drauf haben oder ob ich die Wäsche einfach aus morgendlicher Faulheit heraus etwas nachlässiger schrubbe?! Als sich der Berg Kleidung zum Tal verwandelt hatte, ging es hochmotiviert weiter mit der nächsten Putzaktion. Franz und mein Zimmer plus das dazugehörige Bad mussten mal wieder auf Vordermann gebracht werden. Zum Glück hatten wir während einer unseren Einkäufe in Karkala nicht nur einen Wischmob besorgt, sondern auch noch Lautsprecher für meinen Laptop mitgebracht. Mit Musik war die trotz Wasser sonst eher trockenere Angelegenheit gleich viel spritziger! Gegen Mittag fuhren für mich fremde Männer auf Motorrädern und ein Lastwagen voller Menschen auf den Schulhof. Jakin Mam, die Leiterin des Waisenheim stellte uns die Leute vor. Es handelte sich um eine muslimische Familie aus unserem Dorf, Ranganpalke. Sie erzählten uns, dass sie zum Ramsan jedes Jahr zur Little Flower School kommen und es dort mit den Kindern feiern. Einige muslimische Waisenkinder gibt es ja tatsächlich auch hier. Doch mit „feiern“ meinten die Gäste vor allem „essen“, denn sie spendeten dem Waisenheim eine gigantische, fertig zubereitete Portion Hühnchen, Reis und Soße. Selbst an einen Nachtisch hatten sie gedacht – abgepacktes Vanille Eis für mehr als 100 Leute. Auf den nur zu besonderen Anlässen verwendeten grünen Tellern wurde jedem nach der Reihe seine Mahlzeit serviert. Bei Franz und mir machte der sonst bereits routinierte Essensverteiler plötzlich halt und orderte eine besonders riesige Portion aus dem Essen-auf-den-Teller-schaufel-Bereich. Unglaublich, was für ein Berg da plötzlich vor mir stand, nur diesmal war es keine Wäsche, sondern Hühnchen, Reis und Soße. Franz saß mir gegenüber und ich erkannte sofort ohne, dass er etwas sagen brauchte, dass er genau das Gleiche dachte wie ich, „Das schaffe ich niemals!“ Wir schafften es! Franz hatte zwar mit dem etwas scharf-gewürzten Chicken etwas zu kämpfen, doch sogar mit dem Nachschlag, bei dem ich aus Höflichkeit nicht „Nein“ sagen wollte, hatte ich keine Probleme. Es war mit Abstand das beste Essen, was ich in der Little-Flower-School je auf den Teller bekommen habe. Wirklich sehr, sehr lecker! Nach dem Festmahl wurden noch einige hunderte Fotos von Franz und mir, der europäischen Attraktion der Little-Flower-School gemacht. Das ist man in Indien mittlerweile schon gewöhnt. Doch irgnedwann ließ auch das nach und die muslimische Großfamilie nahm ihre leeren, Monster großen Töpfe mit in den LKW und fuhr davon. Für mich ging es dann erstmal los mit der Verdauung. Es regnete in strömen und alle Kinder wollten unbedingt draußen spiele. „Sport wäre eigentlich gar keine so schlechte Idee“ hielt mir mein Gewissen vor. Das war es auch tatsächlich nicht. Denn es machten einen tierischen Spaß, klitschnass vom Monsun ein neues Spiel bzw. eine neue Sportart namens „Lagori“ zu lernen. Vielleicht kann ich es mal wann anders genauer erklären, aber so viel sei gesagt: Man muss sich recht viel bewegen. Da meine Füße in den Plastiklatschen durch das ganze Wasser keinen festen Halt mehr fanden, entschied ich mich dafür barfuß zu spielen. Das war gleich viel angenehmer und flexibler. Doch durch den rauen, steinigen Boden des Schulhofes war es auch viel gefährlicher. Nach dem spannenden und mega-spaßigen Spiel im Wasser musste ich feststellen, dass meine knapp 20 Jahre lang in Ruhe gelassene Hornhaut an meinen Fußsohlen plötzlich weg war. Zwei Stunden in Pfützen aufgeweichte Füße und dazu ein rauer harter Bodenbelag haben gewirkt wie ein Ultra-Pealing für die Haut. Ein paar Minuten mehr und es wäre bestimmt zu viel abgeschubbelt worden. Jetzt werde ich erstmal wieder Schuhe benutzen und dem natürlichen Schmirgelpapier aus dem Weg gehen.
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„Ganesha“-Fest: Ganesha, das ist der hinduistische Gott mit dem Elefantenkopf. Ab dem ersten September wird im ganzen Land ihm zu Ehren eine Zeremonie abgehalten und ordentlich gefeiert, selbst im kleinsten Kaff Indiens. Je nach Größe des Ortes dauert die Party dann mehrere Tage. Mir wurde erzählt, in Mumbai sollen es sogar 21 Tage sein. Keine Ahnung, ob das stimmt. Hier in Ranganpalke war es jedenfalls nur ein Nachmittag/Abend. Im Dorfzentrum konnte man die Vorbereitungen bereits am Vortag wahrnehmen. Es wurde ein Art offene Halle konstruiert, unter der man während der Veranstaltung am ersten September Schutz vor Regen und Sonne finden konnte. Tatsächlich war es aber nur für den Schutz vor Regen von Nöten. Das ganze Dorf war zusammen gekommen und es regnete mal wieder in Strömen. Franz und ich waren gegen fünf Uhr abends vor Ort. Man traf auf einige bekannte Gesichter von Kindern, die auch auf die Little-Flower-School gehen. Männer und Frauen saßen mehr oder weniger getrennt auf Plastikstühlen. Uns wurden direkt zwei Stühle in der ersten Reihe auf der Männerseite angeboten. In der Mitte des Unterschlags lief eine Person mit einer Schale voller kleinen Geldscheinen herum und grölte wie ein Marktschreier. Wie wir erfuhren, handelte es sich um eine Art Verlosung. Franz und ich machten auch mit und schmissen zehn Rupie in den Pott. Wenn in diesem Augenblick ein zufällig gestellter Alarm ertönt wäre, hätten wir gewonnen und zwar einen gesegneten Schal. Aber naja, man kann ja nicht alles haben. Das eigentliche Highlight der ganzen Veranstaltung war allerdings eine Statue von Ganesha. Sie stand beleuchtet und voll Blumen beschmückt in zentraler Position. Man konnte beobachten, wie neue Gäste kleine Gaben, wie Blüten oder Kokosnüsse mitbrachten und sie einen der drei Mönche gaben, die in der Nähe der Statue platziert waren. Vor Ganesha lagen dutzende Früchte, Blumenketten und qualmende Räucherstäbchen, die einen himmlischen Dumft im offenen Raum verbreiteten. Die Statue wurde nach einer intensiven Puja-Zeremonie (Gebeten) des Hauptmönches von einigen kräftigen Männern hochgehoben und auf die Ladefläche eines Pickups gesetzt. Eine Gruppe spielte laut wilde Trommelrhythmen. Einige wohl etwas angetrunkene Männer tanzten zur Musik. Plötzlich fuhr ein LKW vor. Auf seiner Ladefläche waren verkleidete und geschminkte Gestalten, die wichtige hinduistischen Personen darstellen sollten. Die meisten der Menschen, die auf den Plastikstühle saßen oder um den Festbereich herumstanden, zogen nun gemeinsam mit der Trommelgruppe, dem LKW und der Ganesha-Statue auf dem Pickup los. Es war eine Prozession zu einem Nahe gelegenen Fluss. Dort sollte die Statue in einem nächsten Ritual in das Wasser geworfen werden. Da dass ganze aber mehr als zwei Stunden dauern sollte, entschieden Franz und ich uns aufgrund der Dunkelheit nicht mit zu ziehen. Wir hatten auch so einen interessanten Eindruck von der Zeremonie bekommen und nette Leute aus dem Dorf kennengelernt.Über Muslime und Hindus
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