Über Freiheitskämpfer in Syrien und anderswo

Von Modesty

Mit unserer Bundesregierung bin ich ja selten genug einer Meinung. Aber dass sie die Forderungen nach einer militärischen “Lösung” in Syrien ablehnt, finde ich richtig. Auch wenn die Bildzeitung schon seit geraumer Zeit mit widerlichen Schlagzeilen gegen Assad geifert und sich Bildreporter in Talkshows klar für eine Militärintervention aussprechen. Dabei kann man in Irak oder Afghanistan doch sehen, wie sehr eine Militär-Intervention den Leuten hilft – nämlich gar nicht. Insofern kann man nur froh sein, dass Bild allenfalls bestimmen kann, wer Bundespräsident sein darf, nicht aber, wohin Deutschland Soldaten schickt.

Das einzige, was man seit Jahren aus dem Irak hört, ist, dass es dort ständig Anschläge und Attentate mit vielen Toten und Verletzten gibt. Saddam Hussein war gewiss kein sympathischer Zeitgenosse – aber es hat den Irakern wenig geholfen, dass die USA mit ihren Vasallen das Land komplett in Schutt und Asche gelegt haben, um den bösen Diktator zur Strecke zu bringen. Mit dem man doch zuvor lange Zeit wunderbar zusammengearbeitet hatte, etwa um den Iran unter Kontrolle zu behalten. Und der seit Ewigkeiten andauernde Militär-Einsatz in Afghanistan ist auch nicht gerade ein Erfolg – am Wochenende sind wieder vier ISAF-Soldaten bei einem Anschlag getötet worden. Zwar hieß es in der letzten Zeit, die Taliban seien militärisch geschwächt, aber letztlich müssen sie ja nur warten, bis die ausländischen Truppen 2014 endlich abgezogen werden. Wird es dann friedlicher dort zugehen? Wohl kaum.

Und jetzt sind es die Syrer, bei denen bewaffnete Freiheitskämpfer um internationale Unterstützung im Kampf gegen das gemeine Unterdrücker-Regime von Baschar al Assad heischen. Freiheitskämpfer sind im Westen derzeit sehr beliebt, auch in Lybien ist die NATO ihnen zur Hilfe geeilt, um den plötzlich ach so fiesen Diktator Muhammar al-Gadaffi zu erledigen. Mit dem man sich Jahrzehntelang auch ganz prächtig verstanden hat. Mir fällt gerade auf, dass man derzeit verdächtig wenig aus Libyen hört – vermutlich, weil sich die Libyer nun auch nicht flugs daran gemacht haben, endlich aufrechte Demokraten westlichen Stils zu werden, um eine florierende Marktwirtschaft zu etablieren, mit der die ganze kapitalistische Welt wunderbare Geschäfte machen kann. Immerhin, trotz immer wieder aufflackernder Stammesfehden ist der Wüstenstaat nicht im Chaos versunken, auch wenn Grünen-Chefin Claudia Roth ihre geplante Reiseroute ändern musste. Aber wer sich bei den Grünen so lange in der Führungsriege halten kann, muss ohnehin einen besonderen Hang zum Survival-Training haben. Oder was hatte Claudia Roth sonst in Libyen zu suchen?

Ich erinnere mich dunkel, dass es in den 70ern sogar mal bewaffnete Freiheitskämpfer in Deutschland gab, die bei der Bild aber – vorsichtig formuliert – kein optimales Standing hatten. Dabei wollten die RAF das Volk von der Knechtschaft des Imperialismus befreien, ja nicht nur das, sie verstanden sich als Avantgarde einer revolutionären Bewegung, die nun ja, alle irgendwie von allem möglichen befreien wollte. Vielleicht war auch das Theorie-Defizit dafür verantwortlich, dass die meisten Leute einfach nicht kapierten, dass die durchgeknallten Jungs und Mädels mit den scharfen Waffen das alles nur auf sich nahmen, damit es nach der Revolution allen besser ginge. Hat nicht geklappt: Die Leute dachten und denken bis heute, dass wir doch schon dermaßen viel Demokratie und freie Marktwirtschaft haben, dass es gar nicht mehr besser werden könne. Und das wird es ja auch nicht.