Erst mal an alle, die sich fragen, wieso ich nicht seit 8 im Projekt bin: Bin heute krank. Mein Magen wurgst ein bisserl herum. Hab vergessen Essen und Trinken außerhalb mir bekannter Einrichtungen abzulehnen. Konkret: Das Mittagessen im Schwimmbad. Beim Essen würde ja gelten „Cook it, peel it or leave it“, also „Koch es, schäl es, sonst vergiss es“. Beim Erfrischungsgetränk kann ich zwar nicht erwarten, dass es gekocht wurde, aber so süß wie das Zeug hier schmeckt, glaub ich immer, es kommt aus der Flasche. Man muss sich das „Standardgetränk“ nämlich vorstellen wie Fanta. Mit ungefähr 5kg Zucker zusätzlich pro Glas. Cola wirkt richtig lächerlich dagegen. Beim Salat hab ich ehrlich gesagt einfach nicht dran gedacht, der wird ja schließlich noch einmal gewaschen, wenn er geschält ist. In Wasser aus der Leitung, das ich auf jeden Fall vermeiden sollte.
Erst mal Vergangenheitsbewältigung, damit für heute Abend ein eigener Artikel über die „Überraschungsparty“ Platz hat:
Kurs „pintura y dibujo“, also „Malen und Zeichnen“ ist diese Woche dran. Es wird locker leicht und flockig an dem Mural weitergepinselt, zwischendurch mit der Tanzgruppe eine kurze Partie Ballspiel aufs Parkett gelegt und dann wieder weiter Picasso gespielt. Das geht auch schief, wie das Bild des Nationalvogels Guardabarranco, das auch das Mural zieren soll. Junior, der Junge, dem ich vorige Woche bei seiner Hausübung für Englisch geholfen habe, malt den armen Vogel komplett dunkelgrün an. Gut, er hat grüne Farbe auch im Gefieder, aber doch nicht dunkelgrün! Naja. Junior gewinnt durch die Aktion eine Tour weißpinseln und als nächstes darf sich eine junge Dame beweisen. Da schaut das Vögelchen auch gleich viel besser drein, trotzdem legt hier Großmeister und Leiter des Kurses Ivan noch einmal Hand und Pinsel an.
Der Guardabarranco, Nationalvogel von Nicaragua - ©Wikipedia
Am Nachmittag ist es beinahe unerträglich heiß, weil die Sonne sich da entscheidet genau die Seite des Murals in Angriff zu nehmen. Und da kann ein großes, über die Köpfe der Künstler gespanntes Tuch auch fast nichts dagegen ausrichten. Vor allem, wenn es schwarz ist.
Die Hitze lässt sich an bestimmten Punkten gleich gar nicht messen. Direkt am Blechdach den elektrischen Thermometer angesetzt fängt dieser an die Ziffern hoch zu zählen. Hört nicht mehr auf, bis bei 47° plötzlich „HOT“ angezeigt wird. Bisher ist mir aber noch kein „echtes“ Thermometer untergekommen, um meine empirische Studie über die aktuelle Hitze zu unterstützen. Überhaupt wird in den letzten zwei Tagen die Hitze ab 15 Uhr beinahe unerträglich, was die Schwüle nur zu gerne unterstützt. Und pünktlich um 17 Uhr, wenn ich mich auf den Weg nach Hause mache fängt es an zu regnen. Mich erwischen jedesmal nur ein paar Tropfen, aber sobald ich das Rad abstelle fängt es an zu schütten, dass sich die Balken biegen.
Auf der Suche nach neuem Tee, weil das aktuelle Packerl té limón inzwischen erste Anzeichen von Ende zeigt, klappern wir die lokalen Anbieter ab. Drogerien, interessanterweise. Gekauft wird dann eine Packung Canela und eine Rosa de Jamaica. Canela meint Zimt, weshalb ich in Zukunft den Klassiker von Elton John immer mit Weihnachten in Verbindung bringen werde. Und Jamaica meint hier nicht das chillige kleine Inselchen irgendwo in der Karibik, sondern die Pflanze Roselle, wie sie auf deutsch genannt werden will. Zum Zimttee kann ich sagen, er schmeckt nach Zimt. Das ist nicht weiter überraschend. Der Roselletee schmeckt hingegen wie normaler Früchtetee, sieht sogar so aus und überdies riecht er auch noch so. Mir ist aber immer noch der Zitronentee am liebsten.
Weitere Neuigkeiten: Mein Handy ist nicht bereit dem nicaraguanischen Netz die Hand zu reichen. Wenn ein Anruf kommt, kann ich genau überhaupt nichts machen, nicht auflegen und nicht annehmen. Aber es bimmelt. Das ist insofern störend, als ich es exakt dafür mitgenommen habe …
Jetzt halte ich ein altes Handy in Händen, das einmal Reynaldo gehörte. Und es weiß immer noch was zu tun ist. Es teilt mir regelmäßig mit, dass Alcaldía oder Kabel zu zahlen sind. Finde ich putzig
Und ich habe Bekanntschaft mit einem neuen Tier gemacht. Ein 2cm großer, völlig schwarzer Käfer kam ins Geschäft geschwirrt und machte ein für Käfer in dieser Größe typisches Geräusch: BRRRRRR. Wie ein kleiner Hubschrauber. Aber das lustigste an dem Tierchen ist sein Name. Im Volksmund werden Käfer, die ihre Flügel unter Hartschalen zusammenfalten Ronron genannt. Das muss man mit einem gepflogenen, spanisch rollendem R aussprechen, dann klingt das einfach zum totlachen komisch. Ich hab es zumindest irrsinnig witzig gefunden
Muss mal sehen, dass ich solche Tierchen vor die Linse bekomme. Mir wurde von bis zu fast 10cm großen Exemplaren mit Nashorn berichtet. Die stelle ich mir wie den Hubschrauberkäfer aus Pixars „Das große Krabbeln“ vor.
Der Nashornkäfer - ©Wikipedia
Ich wurde außerdem soeben darauf aufmerksam gemacht, dass der Name von Elvin, dem Tanzkursführer von Elevin stammen könnte. Hierzu das Zitat aus Wikipedia zu dem Thema:
Als Eleve [e'le:və] und Elevin werden die Schüler an Schauspiel- und Ballettschulen bezeichnet sowie angehende Land- und Forstwirte während ihrer praktischen Ausbildung. Früher war der Begriff ein allgemeines Synonym für Schüler.