Über die Vergesslichkeit von Sauerland Event und ARD

Von Betker

Vermutlich kennt das jeder. Jeder hat schon einmal etwas vergessen. Ich spreche nicht von der Butter oder den Zwiebeln. Nein, ich spreche davon, dass wohl jeder schon einmal etwas vergessen hat, von dem er sich vorher nicht vorstellen konnte, dass er es je vergessen könnte. So habe ich einmal meinen Hochzeitstag vergessen. Das hatte zur Folge, dass mich nun meine Frau kurz vor unseren Hochzeitstag unauffällig daran erinnert. Seitdem vergesse ich ihn auch nicht mehr.
Wenn man sich nun das Profiboxen in Deutschland ansieht oder, um genauer zu sein, das Profiboxen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, so kann man da auch schon mal das Gefühl bekommen, dass die Hauptprotagonisten hier etwas ganz Zentrales vergessen haben. Dieses Etwas müsste aber eigentlich ihr Denken und Handeln bestimmen. Da es ja aber nun mal jeden passieren kann, dass er etwas vergisst, sollte man die ARD und Sauerland Event einfach daran erinnern, um ihnen dabei zu helfen, es nicht wieder zu vergessen.
Die ARD gibt Sauerland Event einen, wie ich finde ziemlich hohen Betrag und bekommt dafür dann Profiboxkämpfe geliefert. Alle Beteiligten scheinen allerdings vergessen zu haben, woher das Geld eigentlich kommt, von dem die Veranstalter und damit auch die Boxer, Trainer, Matchmaker und Geschäftsführer bezahlt werden. Aus demselben Topf kommt auch das Geld für die Gehälter der Redakteure der ARD. Zahler sind alle Haushalte der Bundesrepublik Deutschland, die gezwungen sind, Rundfunkgebühren zu zahlen, egal ob sie nun Boxen mögen oder nicht und ob sie Boxen anschalten oder nicht. Sauerland Event und ARD haben demnach gegenüber den Gebührenzahlern eine Verantwortung und genau dieses scheinen beide vergessen zu haben. Wie kann man denn ernsthaft rechtfertigen, dass ein Mann wie der Weltmeister im Cruisergewicht nach Version WBO, Muamer Hukic, der sich jetzt Marco Huck (35 Kämpfe, 34 Siege, 25 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) nennt, im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt wird? Seine Pflichtverteidigung gegen Denis Lebedev gewann er nur, weil zwei Punktrichter ihm den Sieg zuschanzten. Dieses skandalöse Fehlurteil hatte dann keinen Rückkampf zur Folge. Vielmehr wurden in der Folgezeit Herrn Huck aus Ugao, Serbien handverlesene Gegner, manche meinen auch Opfer, vorgesetzt, wodurch er auf extrem leichte Art viel Geld verdiente. Es handelte sich um Geld, das jeder einzelne Gebührenzahler aufbringen muss.
Es ist an der Zeit, dass Sauerland Event und ARD sich ihrer Verantwortung gegenüber denjenigen, die sie schließlich finanzieren bewusst wird. Beide sollten sich allmählich verpflichten, den Zuschauern gute und ausgeglichene Boxkämpfe zu zeigen, bei denen zuletzt dann auch der zum Gewinner erklärt wird, der den Kampf gewonnen hat und nicht derjenige, der für den heimischen Veranstalter antritt.
© Uwe Betker