Über den Umgang mit Fehlurteilen – ein Blick über den Teich

Am 09.07.2011 boxte in Atlantic City, New Jersey Paul Williams (42 Kämpfe, 40 Siege, 27 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) gegen Erislandy Lara (17 Kämpfe, 15 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage, 1 Unentschieden). Williams ging als Favorit in den auf 12 Runden angesetzten WBC Junior Mittelgewichts Eliminator. Der um 10 Zentimeter größere Williams konnte jedoch seiner Favoritenrolle nicht gerecht werden. Lara war zu schnell, zu explosiv und zu diszipliniert. Daher konnte auch niemand verstehen, warum die Punktrichter Donald Givens 116-114 und Hilton Whitaker III 115-114 für Williams punkteten und Al Bennett mit 114-114 den Kampf unentschieden wertete. So weit, so bekannt: Ein Boxer wird durch Punktrichter um den Lohn seiner Arbeit gebracht. Dergleichen müssen wir auch hier in Deutschland immer wieder mit ansehen.
Aber im Gegensatz zu Deutschland, wo solche Fehlurteile gerne oder klaglos akzeptiert werden, hatte dieser Skandal Folgen. Alle drei Punktrichter wurden von der zuständigen New Jersey State Athletic Control Board bis auf weiteres suspendiert. „Falls sie noch einmal eingesetzt werden sollten, müssen sie zuvor mehrere Schulungen absolvieren.“ Eine solche, wie ich finde, angemessene Reaktion auf unfähige, korrupte oder servile, dem Willen der Veranstalter hinterher hechelnde, Punktrichter ist in Deutschland leider nicht möglich. Obwohl die USA so wenig staatliche Reglementierung wie möglich wollen, gibt es dort aber doch staatliche Stellen, die versuchen, das Profiboxen zu kontrollieren. In Deutschland ist das Profiboxen dem einfachen Vereinsrecht ausgeliefert. Erst unlängst hatte ich ein längeres Gespräch mit dem Präsidenten des Bundes Deutscher Berufsboxer Thomas Pütz. In diesem Gespräch betonte er, dass sein Verband machtlos sei, wenn Punktrichter ihre Aufgabe schlecht erledigten. Gerade Punktrichter, die sich in der Vergangenheit schon durch, wie ich finde, skandalöse Fehlurteile hervorgetan hatten, werden von bestimmten Veranstaltern explizit angefordert.
Ein weiter Unterschied zwischen den USA und Deutschland ist, dass sich die amerikanischen Fernsehanstalten es in der Regel nicht nehmen lassen, das zu berichten, was wirklich im Ring passiert. Dadurch, dass sich deutsche TV Sender exklusiv an einen Veranstalter binden, fühlen sich die Reporter diesen so nahe, dass sie in der Regel aufhören, Journalisten zu sein, und zu Propagandisten mutieren. Diese Verkäufer eines Produkts parlieren gerne über „Heimvorteil“ und „Weltmeisterbonus“, wenn es darum geht zu verschleiern, dass sie nicht das Rückgrat haben zuzugeben, dass „ihr Boxer“ in Wirklichkeit verloren hat. Auch die so genannten „Boxexperten“, ehemalige Boxer, die für den TV-Sender als Co-Moderator auftreten, schaffen es einfach nicht, einen Betrug einen Betrug, ein Fehlurteil ein Fehlurteil zu nennen und auch nur irgendetwas Kritisches gegenüber ihrem ehemaligen Veranstaltern zu vertreten.
Es wäre nicht schlecht, wenn das Profiboxen in Deutschland in einigen Dingen von den USA lernen würde.
© Uwe Betker



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