Richard Yates – Young Hearts Crying (Eine strahlende Zukunft)
Lucy, so glaubt er, bringt ihm nichts als Bewunderung entgegen. Seine Prinzipientreue, seine Gedichte, seine Art, sich auf Parties zu geben, beeindrucken sie und sie bemüht sich nach Kräften, eine vorbildliche Frau (später auch Mutter) zu sein. Michael Davenport nimmt seine Frau nicht wirklich ernst und umso schockierter ist er, als erste kleine Anzeichen in der gemeinsamen Wohnung auftauchen, dass Lucy sich für andere Dinge als Hausarbeit und ihre Ehe interessiert und dass sie ihn vielleicht nicht so vorbehaltlos anhimmelt wie er denkt.
Michael Davenport ist in seinem Bestreben, sich als Schriftsteller durchzusetzen, nicht alleine in seinem Freundes- und Bekanntenkreis (und auch die kaum perfekte Beziehung der Davenports ist kein Einzelfall). Die Davenports umgeben sich in diesen späten 50er / frühen 60er Jahren mit anderen aufstrebenden Künstlern. Durch Zufall lernt Michael schließlich Tom Nelson kennen, einen Künstler, der mit Frau und Kindern in der Nähe der Davenports wohnt und der kommerziell erfolgreicher ist als Michael oder seine alten Freunde aus Harvard je sein werden. Auf Nelsons regelmäßig stattfindenden Feiern stoßen die Davenports auf andere erfolgreiche Künstler, auf Professoren und Kritiker von der Newsweek oder The Nation und beide Davenports versuchen nach Kräften, sich in diese Gruppe einzufügen. Michael beneidet Nelson und versucht, ihn vor Lucy und sich selbst kleinzureden – schließlich mache Nelson keine ernstzunehmende Kunst sondern lediglich solche, die kommerziell erfolgreich sei. Sehr viel später wird er sich in einem ruhigen Moment eingestehen, dass Tom Nelson genau das perfektioniert hat, was Michael Davenport jahrzehntelang versucht: etwas Schwieriges leicht wirken zu lassen.
Richard Yates bedient sich – wie immer – einer ausgesucht schönen Sprache und er seziert die Motivation hinter den Aktionen seiner Charaktere gewohnt genau. Michael Davenport ist aufgeblasen und ichbezogen; oft fühlt er sich anderen überlegen und berauscht sich an seinem eigenen vermeintlichen Intellekt. Und doch kann man ihn bemitleiden, denn Yates vermag es, ohne zu dick aufzutragen, leicht Seitenhiebe auf seinen Protagonisten einzubauen, die ihn teils ein wenig lächerlich wirken lassen.
Zwei der drei Teile, aus denen dieser Roman besteht, konzentrieren sich auf Michael. Der mittlere Teil wiederum befasst sich ausführlich mit Lucy. Wie schon in The Easter Parade beweist Richard Yates in diesem Segment, dass er glaubwürdige und vielschichtige weibliche Charaktere schaffen kann, die sich emanzipieren und ihren eigenen Weg gehen ohne sie dabei völlig überzeichnet wirken zu lassen.
Kurzfazit: Unglückliche Beziehungen, aussichtslose Aspirationen und das konstante Streben nach Wunscherfüllung – Yates gewohnt gut.
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