Über das Scheitern: der Kampf gegen die Leberwurst

Die liebe ALu vom Blog Grosse Köpfe hat gefragt: Wo und wie scheitern wir bei unserem Kind? Oder ganz idealistisch, ob wir niemals scheitern? Janz ehrlich: keiner kann mir erzählen, er würde bei seinen Kindern nicht scheitern. Jedes Kind macht mal etwas anders, als es Mama oder Papa wollen. Ich sage bewusst nicht “falsch”. Und irgendwann macht es das dann endlich “anders richtig”, dann sicherlich, weil vorher der Dauertropf angehängt wurde. In der eingeschworenen Elterngemeinschaft geistern Zahlen rum, dass ein Kind Dinge mindestens xxx mal machen oder hören muss, bis es sie kann/versteht oder sogar einsieht. Ich kenne diese Zahl nicht, da ich sie bisher nicht für wichtig erachtete. Also nehmen wir mal an, diese Zahl bewegt sich zwischen 10 und 500, dann bin ich gescheitert. Haushoch. Ich habe den Kampf gegen die Leberwurst verloren. Die Leberwurst bekommt ab und an auch Gesellschaft von den Kumpel Frischkäse, Butter und aktuell liebend gern von der Tomate: in miniberlins Haaren geht es kulinarisch zu. Jeden Abend das gleiche Spiel. Zwei Happen essen, einer geht ins Haar, zwei für miniberlin, einer in die Frise. Immer und immer wieder.

So wie ALu auch gern ihre Sätze vom Band abspielen möchte, höre ich mich oder herrnberlin jeden Abend sagen: miniberlin NEIN, Essen gehört nicht in die Haare. Mittlerweile haben wir darauf gute, schlechte oder richtig schlechte Reaktionen. Gut: sie guckt uns mit großen Rehaugen an und steckt sich das nächste Brot in den Mund. Es wirkt, als habe sie uns nicht gehört und wenige Minuten später geht das Spiel von vorne los. Schlecht: miniberlin fängt an zu plärren, aber so richtig. Richtig schlecht: miniberlin beginnt zu plärren, bekommt Hörner bis zur Decke, wischt mit einem Arm alles vom Tisch und mit dem anderen krallt sie sich mit allen greifbaren Essensresten in den Haaren fest. Egal, welches Szenario wir haben, erfolgreich waren wir nicht. Die Leberwurst hat weiterhin die beste Aussicht von da oben. Nun sind wir es leid, miniberlin jeden Abend den Kopf zu waschen oder durch die Badewanne zu ziehen. Gestern Abend kam dann auch bei uns das Thema auf: was nu? Was können wir machen, um von unserer 13 Monate alten Tochter endlich ernst genommen zu werden? Hände auf dem Rücken zusammen binden, das Essen abbrechen und so eine unruhige Nacht vorprogrammieren oder nur noch trocken Brot geben (was mit genug Spucke auch super klebt…miniberlin hat getestet…läuft). Nicht alles moralisch vertretbar und in meinen Augen nicht erfolgsversprechend. Wir wissen es ehrlich nicht, wir sind gescheitert. Ich persönlich habe zwei Hoffnungen. Die erste: wir sagen es jeden Abend mit ernstem Ton und ohne Lächeln mehrmals zu ihr, irgendwann rafft sie es schon noch. Die zweite: wenn mit fünf Jahren die Eitelkeit kommt, wird sie schon merken das sie mit dem Duft “Eau de Leberwurst” auf keinen grünen Zweig bei den Heeren im Kindergarten kommt. Oder vielleicht gerade mit dem? Na ok, vielleicht mit sechs dann in der Schule.

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herrberlin möchte seiner Tochter aktuell eine Badekappe beim Essen aufsetzen. Ist zwar gut gegen das Ergebnis, aber trotzdem hält es sie sicher nicht davon ab, sich an den Kopf zu greifen. Ich habe insgeheim auch noch die Hoffnung, dass es sich nur so häuft, weil sie gerad ein Bewusstsein für ihre Mähne entdeckt hat. Wenn sie sich daran gewöhnt, wird sich sicher damit aufhören. Ganz bestimmt. Aber dieser Kampf gegen die Wurst zeigt wohl das, was alle Eltern lernen mussten: scheitern gehört dazu. Es wäre doch seltsam, wenn unsere Kinder, egal in welchem Alter, folgsam wären. Wenn sie nicht testen, gucken, träumen oder schlunzen würden. Denn ich erinnere mich an viele Diskussionen mit meiner Mama zu Wäschebergen, Schulbroten und Unterhemden im Winter. Nun kann ich das nicht mit meiner 13 Monate alten miniberlin vergleichen, aber ich gehe einfach mal von aus, dass auch ich mit meiner Mama schon früh kleine Dispute hatte. Und auch meine Mama ist gescheitert. Damals. Denn langfristig gesehen ziehe ich mich jetzt im Winter warm an und versuche mindestens einmal die Woche meine Wäscheberge zu bändigen. Immerhin. Es ist einfach nur eine lange Diskussion, die mich hoffen lässt, dass miniberlin dann irgendwann mit 20+ keine Wurst mehr in den Haaren trägt.

Haltet durch
eure Bella

Mehr Geschichten vom elterlichen Scheitern findet ihr hier. #Geschichtenvomscheitern


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