Über das Lesen

Von Xeniana

Mir wäre es lieber, die Teenager würden Thomas Mann lesen oder Balzac. Sie lesen Fantasy, relativ ausschließlich.

Ich lese querbeet Snowden, Grass und Ranicki, Winnemuth. Der Alltag beansprucht mich, Joyce geht nicht, Proust geht nicht, Thomas Mann geht nicht.

Die Bücher rufen, sie quengeln , besonders Joyce, aber es nützt ja nichts. Die Liebe zum Lesen wurde durch mein Elternhaus angelegt, nicht in der Schule. Meine Deutschlehrerin vermittelte stets den Eindruck nicht am richtigen Ort zu sein. Sich mit Jugendlichen, die von selbst nie ein Buch anrühren würden, abzumühen, erschien ihr vermutlich wie Fronarbeit. Die stets latent vorhandene Überheblichkeit brachte uns definitiv nicht zum Lesen. Lustlos wurden Aitmatow und Goethe heruntergespult. Deutsch wurde für uns zur Fronarbeit.

Wieso konnte Ranicki mit 12 Jahren Balzac lesen?( beschrieben in „Das Duell“) Wieso können meine das nicht? Wieso konnte ich das nicht? Wieso vermag ich es jetzt nicht?

Der Herbst ist da. Mit Sturmböen und schräg fallenden Regengüssen, Quitten die Hund sich vom Tisch klaut, einer mageren Apfelernte und Herbstzeitlosen. Im Garten balgen sich die Eichhörnchen, wenn sie nicht beim rastlosen Sammeln von Haselnüssen sind. Die Haselnüsse sind in diesem Jahr erstaunlich oft nur Schale. Keine Nuss im Innern. Keine Spur die auf den Räuber hinweisen würde.

Die Eichelhäher krächzen im Wäldchen, die Wildgänse ziehen. Es ist endlich Herbst.

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