Über das Helenistische Zeitalter

Von Stefanie
Liebe Helene,
was für ein Glück, dass es dich gibt. Syrien und der Irak sind fast menschenleer und die paar, die noch dort sind, hauen auf den Putz. Claus Weselsky sorgt währenddessen bei uns dafür, dass wir unser Leben in vollen Zügen genießen - vorausgesetzt, es fährt überhaupt mal einer. Doch so schwer und hart die Zeiten auch sind, wir haben dich. Und du bist einfach großartig. Großartige Stimme, eine klassische Schönheit, auf dem Boden geblieben, Mädchen von nebenan. Du bist fehlerfrei. Jeder, der etwas anderes behauptet, ist ein Unmensch. Soweit dein Image.
Trotzdem kann ich nicht anders: Helene, du nervst. Du übertreibst es. Kaum ist der Fernseher an, fährst du mit wehenden Haaren in der Helene Fischer Edition spazieren. Vom Auto bekommt man nicht viel mit. Es geht eher darum, wie toll du aussiehst. Und wie toll du in dem Auto aussiehst. Wenn du gerade keine Lust auf Autofahren aber irre Bock auf Dreharbeiten hast, versuchst du mit Til Schweiger dem Münsteraner Tatort den Rang abzulaufen. Als ob das überhaupt ginge. Man kann sich dich mittlerweile sogar in die Haare schmieren, denn auch Douglas ist dir und deinem "ganz persönlichen Duft" verfallen. Du bist der Star zum Anfassen, neuerdings wortwörtlich und aus Pappe in jeder Tchibo-Filiale. Manchmal singst du auch.Du bist die dringend benötigte Verjüngungskur der Schlagerszene, die Botoxspritze der Volksmusik. Dank dir ist es voll 2014, stumpfsinnig auf die 1 und auf die 3 zu klatschen. Schunkelfreunde finden in dir ihr Pin-up-Girl und dein hübsches Gesicht tröstet so manchen über deine Weichspültexte hinweg. Für das Schunkelgenre und dich freut es mich sehr, dass ihr euch gefunden habt. Aber wieso wird außerhalb des Musikantenstadels so ein Rummel um dich gemacht? Markus Lanz hatte dich, Jan Böhmermann will dich und der Flori will dich am allermeisten. Meinetwegen können sie dich gerne alle haben, denn du kannst mich auch mal gern haben.
Versteh mich bitte nicht falsch, vor deinem musikalischen Erfolg habe ich Respekt. Du bist mit Millionen verkaufter Platten eine der erfolgreichsten deutschen Sängerinnen überhaupt. Und singen kannst du ja auch. Aber die Marke Helene Fischer - immer und überall und so unglaublich sympathisch - ist mir einfach zu viel. Ich möchte deine Texte kitschig und deine gute Laune aufgesetzt finden dürfen. Ohne dass man mich im Gegenzug ansieht, als hätte ich schutzlose Welpen getreten. Weniger ist oft mehr, Goldkehlchen. Halte zwischendurch einfach mal die Luft an, atemlos zu sein liegt dir doch angeblich.
Mit den besten Wünschen,

Jetzt bei Tchibo: Helene Fischer, eindimensionale Schlagersängerin


PS: Kannst du mir trotzdem verraten, wo dein roter Glitzeranzug von der Bambiverleihung 2013 her ist? Der war wirklich eine Wucht.