ÜBER ABSCHIEDE & TRAUER

ÜBER ABSCHIEDE & TRAUER

Als ich vor einem Jahr mit dem Bloggen angefangen habe, wollte ich ursprünglich nur über das Thema Mode schreiben. Daher auch der Name Modepuppen. Die Zeit verging und ich bemerkte, dass dieser Modeblog einen viel größeren Platz in meinem Leben einnahm als ursprünglich geplant. Einige meiner wertvollen Leser wünschten sich mehr Beiträge über mich und mein Leben. Es ist wirklich sehr schön zu wissen, dass manche von euch mich etwas besser kennenlernen möchten.

Wie ihr schon der Überschrift entnehmen könnt, geht es heute um das Thema Abschied und Trauer. Warum ich gerade dieses Thema anschreibe? Jeder Mensch muss sich mehrfach im Laufe des Lebens mit den Themen wie Tod, Abschied und Trauer befassen. In meinen Augen sehr schwierige und heikle Themen, welche viel Fingerspitzengefühl erfordern. Jeder Mensch trauert nämlich auf seine eigene Weise. Vor einigen Jahren habe auch ich einen ganz wichtigen Menschen in meinem Leben verloren. Ich habe es nie so wirklich und offen angesprochen wie heute. Lange Jahre habe ich gebraucht um diese Erfahrung zu verarbeiten. Ich war damals sehr jung, wenn man es genau nimmt sogar noch ein Kind. Heute geht es mir gut. Ich habe meine Trauer überwunden und lebe mein Leben und stehe auf eigenen Beinen.

Meine Mutter war stets eine kerngesunde Frau. Eines Tages kam sie mit grippeähnlichen Symptomen wie Gliederschmerzen und Fieber ins Kreiskrankenhaus. Aus den grippeähnlichen Symptomen wurden plötzlich starke Krampfanfälle, die von keinem Arzt erklärt werden konnten. Notgedrungen wurde sie daraufhin an eine Münchner Uniklinik zugewiesen. Die Krampfanfälle wurden schlimmer und auch die besten Ärzte der neurologischen Klinik konnten keine Ursachen und Antworten finden. Um die Krampfanfälle zu minimieren wurde sie ins künstliche Koma versetzt. In den 3 Monaten in denen sie schlief, hörten die Anfälle dennoch nicht auf. Ich besuchte sie jeden Tag. Die Ärzte konnten mir in der gesamten Zeit keine Antworten auf meine Fragen geben. Sie waren überfordert. Die Forschung ist so weit und dennoch stößt sie täglich an ihre Grenzen des Machbaren. Meine Mutter, damals 42 Jahre alt, starb 2 Wochen vor meinem 18. Geburtstag. Obwohl ich bei ihr war, verlief der Abend wie in Trance. Man ist zwar physisch anwesend, realisiert aber dennoch nichts von dem was in diesem Moment geschieht.

Der Theologe Yorick Spiegel beschreibt in seiner Habilitationsschrift „Der Prozess des Trauerns. Analyse und Beratung" das Vierphasenmodell der Trauer.

Die Schockphase: Diese Phase tritt unmittelbar nach der Todesnachricht ein und lässt den Menschen in eine Art Lähmung verfallen. Das Geschehen um einen herum wird nicht wahrgenommen und ausgeblendet. Kurz darauf widmete ich mich einer Routinetätigkeit als wäre nichts passiert.

Die kontrollierte Phase: In der Phase werden Emotionen zwanghaft kontrolliert, um einen möglichen Zusammenbruch zu vermeiden. Man geht arbeiten, plant die Bestattung - Zeit für Trauer und Emotionen gibt es nicht. Die starke emotionale Selbstkontrolle führt zu einer Distanz. In dieser Phase stellt sich oft ein Gefühl der absoluten Leere ein. Die zuvor zurückgestellten Emotionen können anschließend schwer ausgelebt bzw. wieder gefühlt werden.

Die Phase der Regression: Nun beginnt der Alltag wieder. Ich war immer ein verwöhntes Einzelkind. Haushalt und Kochen? Mit solchen Dingen hatte ich mich zuvor nie wirklich beschäftigt. Nun wird der Trauernde mit aller Wucht mit dem Alltag ohne den verlorenen Menschen konfrontiert. Ich zog mich von der Außenwelt zurück und durchlebte ein Wechselbad der Emotionen. Hilflosigkeit und Angst gehörten insbesondere dazu. Aufmunterungsversuche und Hilfsangebote empfand ich oft als sinnlos und anstrengend und lehnte sie daher ab. Ich fühlte mich wie in einem Schwebezustand: Weder in der Welt der Lebenden noch in der Welt der Verstorbenen fühlte ich mich Zuhause. Alles wirkt so unwirklich und fern. Dinge wie Essen und Schlafen werden plötzlich zur Herausforderung. Alles wirkt schwer und unlösbar. Der Teufelskreis nimmt kein Ende. In der Zeit fand man mich oft in den dunkelsten Ecken der Clubs. Ich trank viel. Viel zu viel. Die Suche nach Liebe und Zuwendung treibt den Menschen oft zu den dümmsten Dingen.

Die Phase der Adaption:

Die ersten 3 der 4 Phasen hielten bei mir mehr als 2 Jahre an. Ich war rastlos und hatte mehrere Totalausfälle. Meine Freunde hatten es mit mir nicht immer leicht. Die Schule ließ ich oft schleifen und erschien mehrere Tage unentschuldigt im Unterricht. Trotz meiner vielen Fehlverhalten zeigten meine Lehrer Verständnis und unterstützten mich während der Abiturzeit. Langsam fand ich wieder ins Hier und Jetzt zurück. In der Phase wurde ich auch schwanger und begann wieder den Weg zurück ins Leben zu finden. Von dem Moment an war ich bereit loszulassen. Sämtliche Bindungen wurden plötzlich gelöst und auch die einst so schweren Erinnerungen schmerzen nicht mehr.

Dieser Abschied ist nun mehr als 6 Jahre her. Ich habe nie so offen über dieses Kapitel gesprochen. Nach all den Jahren hatte ich zum ersten Mal das Gefühl endlich soweit zu sein. Die Bloggerwelt ist sehr oberflächlich. Die Instagramwelt der Handtaschen und perfekt drapierten Teller ist nicht die Realität. Modepuppen ist nicht mehr nur ein Modeblog. Ich will auch Themen ansprechen, die nicht nur mit den neuesten Trends zu tun haben. Heute kann ich offen und frei über dieses Thema sprechen. Es ist ein Kapitel in meinem Leben und ich möchte, dass meine treuen Leser auch die Möglichkeit haben so mehr über mich zu erfahren.

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