U-Turn

Karin Park „Highwire Poetry“ (State Of The Eye)
Auch wenn das vierte Album von Karin Park schon seit Ende April im Regal steht, ist es doch mehr als eine schnöde Erwähung wert, schließlich klingt es zwar nicht wesentlich besser, aber eben auch keinesfalls schlechter als das, was zuvor Zola Jesus, Fever Ray oder Austra zum gleichen Thema abgeliefert haben. Dieses wiederum ist mit Newgoth nur grob umschrieben, zählt man auch Janine Rostron alias Planningtorock zu Kreis der einschlägig bekannten, weiblichen Verdächtigen, dann ist der Spielraum, den all diese Damen ausloten, doch recht vielfältig.
Karin Park, die zusammen mit ihrem Bruder David musiziert, stammt ursprünglich aus Schweden, wohnt aber meistenteils im norwegischen Oslo und gewann dort immerhin, Wiki will‘s wissen, mit ihrer ersten Single „Superworldunknown“ schon 2003 den Grammy als beste Newcomerin – damals allerdings noch als satingewandetes Darling mit Allzeitwohlfühlkammerpop. Die aktuelle Platte wurde, die bevorzugte Richtung nur klar erkennbar, von Cristoffer Berg, dem Mann hinter The Knife und Fever Ray, coproduziert, die Schnittmenge zu seiner sonstigen Klientel ist mittlerweile erheblich, die Zusammenarbeit also fast zwangsläufig. Parks größtes Pfund, das sie neben der zwingenden, tanzbaren Rhythmik in die Waagschale werfen kann, ist ihre klare und ausdrucksstarke Stimme – an vielen Stellen ähnelt sie auf angenehme Art der von Björk zu Zeiten von „Human Behavior“ oder „Army Of Me“.
Der Sound dazu und dahinter ist nun pure Synthetik, auf düster getrimmt, gleich mit dem Beginn von „Highwire Poetry“ und den Stücken „Restless“ und „Fryngies“ packt er zu und entläßt den Hörer eigentlich bis kurz vor Schluß nicht mehr aus der Umklammerung. Es pocht und klopft, stampft und schnalzt ganz wunderbar; wie schon Katie Stelmanis von Austra legt Park sehr viel wert auf die Tanzbarkeit ihrer Kompositionen, „Tension“, „Explosions“ und „Thousand Loaded Guns“ sind Ausdruck purer, körperlicher Dynamik. Bei „6000 Years“ wird jäh die Reißleine gezogen, eine kurzes Innehalten, ähnlich verhalten, wenn auch verquerer angelegt als das Schlußstück „Bend Albert’s Law“. Erstaunlich an diesem Album ist – eingedenk ihrer Anfänge – weniger das Ergebnis als vielmehr die Konsequenz, mit der sich Karin Park einmal mehr aus der Kuschelecke verabschiedet. Mit Sicherheit keine falsche Entscheidung. http://www.karinpark.com/
Zweimal Deutschland im Herbst:20. September  Hamburg, Reeperbahnfestival21. September  Berlin, Berghain

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