U-TURN [1997]

Ich habe ja bekanntlich einen Hang zu sogenannten schlechten Filmen. Vor allem, wenn neben einem platten Drehbuch die Kostüme besonders hervorkommen. Vielleicht ist U-TURN so ein Film. Mal abgesehen davon, dass die Razzies ihn verurteilt haben, was hätte der Film ohne meinen Liebling Joaquin Phoenix, dem Hintern von JLO oder Sean Penns verzweifelter Visage zu bieten? Die Story ist irgendwie plump, die Aufnahmen und der Schnitt zwar experimentell und manchmal schwindelerregend (wie die Situation, in der sich Bobby (Sean Penn) befindet, als er über einen scheinbar harmlosen Umweg in eine Sackgasse mit amerikanischen Dorfdeppen à la Cletus und Brandine Spuckler gerät), aber hier auch das einzige Highlight. Ja optisch muss man U-TURN doch einiges lassen. Und wenn wir wieder auf die Kostüme zurückkommen, die hier von Beatrix Aruna Pasztor sind, stellen wir fest, dass alle Klischees bedient werden. Bobby, der Casanova, der vor Geldeintreibern flüchtet, im Anzug mit weit geöffnetem Hemd und lässiger Pilotenbrille. Die rassige Grace (Jennifer Lopez) als Dorfpomeranze und Femme Fatale. Die Gäste im Café, die im Rockabilly- und Country-Style der 50er hängen geblieben sind, da im Dorf scheinbar die Welt still zu stehen scheint.

Beatrix Aruna Pasztor kostümierte übrigens Charaktere aus einigen meiner Lieblingsfilme ein: TO DIE FOR, BUFFALO 66, GOOD WILL HUNTING oder INDECENT PROPOSAL. Und U-TURN… nun ja, man muss vielleicht den Witz, das Augenzwinkern dahinter sehen. Es ist kein Film mit Botschaft oder Gesellschaftskritik, auch wenn er einen irgendwie abartigen Inzest-Fall beinhaltet. Obwohl, vielleicht steckt doch eine Art Warnung in dem Film. Nämlich die, dass wir – nicht nur metaphorisch gesprochen – auf unserem Weg bleiben sollten, weil wir womöglich in einem abgelegenen Dorf irgendwo unter der heißen Sonne der amerikansichen Wüste landen könnten, wo wir höchstwahrscheinlich nie mehr entkommen könnten. Wie ein Albtraum (siehe Kamerastil), aus dem der Protagonist nicht mehr fliehen kann, sondern sich immer weiter verstrickt, umgeben von fremden, skurrilen Charakteren, die scheinbar irgendwas von ihm wollen, ihn gegen seinen Willen in das Geschehen hineinziehen. Eine kafkaeske Situation in amerikanische Stereotype verlegt. Also warum verdammt man dann U-TURN noch zu einem schlechten Film?

Bobby Cooper (Sean Penn):

U-TURN [1997]

Grace McKenna (Jennifer Lopez): Das berühmte orangerote Kleid mit Spagetthiträger

U-TURN [1997]

Jenny (Claire Danes): Ein weiß-rot-schwarz gepunktetes Shirt mit der Aufschrift “DON’T BUG ME” und dreidimensionalen Marienkäfer-Aufnähern. Dazu ein acidwashed Denimrock und zwei toupierte Zöpfe. So hässlich, dass es schon wieder süß ist.

U-TURN [1997]

Toby N. Tucker (Joaquin Phoenix): Mein Geliebter im Johnny-Cash-Look noch vor WALK THE LINE mit einem Aufdruck einer Berglandschaft auf seinem Hemd. Und weil er ja so explosiv ist, hat er sich gleich mal TNT auf seinem Hinterkopf rasiert. ♥

U-TURN [1997]

U-TURN [1997]

Jake McKenna (Nick Nolte): Der inzestöse Vater in einer Mischung aus Pastor und Cowboy und einem Bolotie um den Hals.

U-TURN [1997]

Flo (Julie Hagerty): Die Serviererin mit hochtoupierten Haaren und künstlichen Wimpern.

U-TURN [1997]

Darrell (Billy Bob Thornton): Die widerliche Aufmachung eines extrem verdummten, aber gewitzten Automechanikers.

U-TURN [1997]


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