Two Days A Week 2015: „Love and Music“ mit Iggy Pop

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Two Days A Week 2015: „Love and Music“ mit Iggy Pop

Erneut ein Liebes-Wochenendausflug der pressplay Crew nach Wiesen: Wir waren für euch am Two Days A Week im schönen Burgenland. 

Na gut, so sehr dieser Ausflug für euch war, war er ebenso gespickt mit Eigennutz: Nachdem wir uns letzte Woche schon Patti Smith in der Arena angesehen haben, folgte in der Liga der zwar schon gealterten, aber keinen Deut weniger kraftvollen, ausdrucksstarken Rockstars einer auf dem Fuße, den man einfach live gesehen haben muss. Iggy Pop hat, zwei Jahre, nachdem er eben in der Wiener Arena eine Orgie gefeiert hat, dieselbe – oder eine noch bessere?- Show in Wiesen abgezogen.

Dieser Nachbericht ändert dementsprechend seinen Fokus. Unser Dank geht wie immer an alle Bands, die Schweiß, Blut und viel Bier vergossen haben, um uns das Wochenende in gekonnter musikalischer Pracht erstrahlen zu lassen. Nichtsdestotrotz hat Iggy, soviel sei vorweggenommen, alles andere so ziemlich in den Schatten gestellt. Im Vorabendprogramm des letzten Tages des Two Days a Week, das von 17. bis 19. Juli stattgefunden hatten es Arch Enemy und The Baseballs schon einigermaßen schwer, das Publikum  von ihrem Magneten des Abends abzubringen. Frisurtechnisch alle Regenbogenfarben vereinend hat uns die blaugefärbte Frontfrau von Arch Enemy in androgyn-futuristischem, knallengen Anzug ein bisschen mehr Schaudern als Headbangen gemacht, auch wenn sie par excellence die Mähne geschüttelt hat.  Man könnte den gestrigen Abend auch durchwachsen nennen, denn das darauf gefolgt ist, hat sich dann in eine komplett andere Richtung bewegt: Shubidu mit drei Elvis-Imitatoren der zweiten Liga, war nett, weil es an diesem letzten, biergeschwängerten Tag ob der tropischen Hitze und gefühlten 100prozentigen Luftfeuchtigkeit eigentlich alle nur mehr auf ein bisschen seichte Unterhaltung aus waren. Oder? Naja. Gecovert wurde bei den Baseballs in ein bisschen zu überarbeitender Rockability-Manier, was das Zeug hielt. Wenn dann aber alle im Chor: „I’m lovin angels instead“ mitbrüllen und man sich kollektiv  an die William’schen Schwärmereien der 90er Jahre zurückerinnert, brodelt das nostalgische Herz schon ein bisschen. Also sei’s drum. Lalala, shubidu.

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Essen ist der Sex des Alters? Weit gefehlt. Iggy Pop sagt: Sex ist der Sex des Alters. Seine 68 Jahre trägt – oder schwingt? – Mr. Universe mit einer derartigen Galanz und Springfreudigkeit auf die Bühne, dass man sich selbst fragt, wie alt man sich selbst bei dessen Anblick fühlt. Dass man ein energiegeladenes, ja, überbordendes Set erwarten durfte, war ja wirklich klar. Dass Iggy nach der ersten Nummer die Lederjacke lüftet und fortan oben von einer Ecke der Bühne in die andere schießt,  beinahe schon ebenso obligatorisch. Selbst Gürtel ist überflüssig, der wird dann schnell einmal lasziv geöffnet, aber züchtigerweise auch bald wieder zugemacht. Schließlich schauen ja auch ein paar Kinder zu. Right? Den Summer of love 1960 hat Iggy mit seinen Stooges ein bisschen links liegen gelassen, in ihm lebt eher eine Punktradition fort, die sich dann Ende der 60er Jahre hochgewogt hat: Sex, drugs. Punkmusic. Iggy verkörpert nicht nur die Hingabe zur Stilrichtung, die so stark vom Anarchismus geprägt war, sondern ist auch in seinem Ausreißertum, in seinem Aufschreien und vor allem darin, dass er scheinbar immer mehr gibt, als er nimmt, ein Punkrocker, wie er im Buche steht.

Das Schönste an solchen beinahe schon ehrwürdigen Auftritten ist ja dann der Moment, wenn Stücke wie „Lust for Life“ oder natürlich „Passenger“ hingeschmettert werden, die man eigentlich kennt seit – ja, wie lange eigentlich? – und sich dann schon beinah mit einer Träne im Auge erwischen lassen muss, die einem klar macht, dass man hier ein Stück Musikgeschichte miterlebt. Patti, Iggy, wie ihr alle heißt. Ihr seid groß, ihr bleibt groß. Lust for live, love and music, baby. (Link zum Bilderalbum auf Flickr, fyi)


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Autor

Lisa Schneider

Aufgabenbereich selbst definiert als: Groupie, nichtsdestotrotz. Findet „Schrecklich amüsant aber in Zukunft ohne mich“ (David Foster Wallace) immer wieder treffend.


 
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