Es ist wieder einmal so weit. TwentyTwenty geht jetzt in die dritte Runde und auch diesmal lass’ ich es mir nicht nehmen, meine Gedanken zum Thema “Bürger 2020 – Wie wird mit der Politik und Verwaltung interagiert” beizusteuern.
Der gläserne Mensch vs. dem gläsernen Staat
Angst und Schrecken, Panik. Gläsern. Sofort schiessen einem die Gedanken von George Orwell’s 1984 in den Kopf. Der Mensch wird komplett überwacht, das Individuum ist erfolgreich vom Staat abgeschafft worden. Es ist alles grau in grau, Einheitsbrei, Einheitskleidung und Einheitsgedanken.
Selbst mir läuft jetzt ein kurzer Schauer über den Rücken und stelle mir die Frage, wie nahe wir diesem Zustand eigentlich schon sind!? Naja, das ist wohl ein anderes Thema.
Der Staat lebt von den Bürgern, wir sind durch unsere Gelder die Erhalter dieses Systems, dh wir haben einen Anspruch auf Informationen und einen freien Zugang zu diesen. Alltägliche Daten, die der Vater Staat täglich über uns speichert, kategorisiert, mit Warnhinweisen vserseht und diese ablegt, sollten uns doch auch zugänglich sein. Gut, jedem seine Daten zumindest.
Angefangen von meinen Arztbesuchen, meinen Strafzetteln und meinen kleinen Gesetzesübertretungen, sollte ich also einen Überblick über das bekommen, was als hochsensibel gilt und bis jetzt nur dem Instrument Staat vorbehalten ist. Fakt ist, dass aber auch Menschen für diesen Arbeiten, im Sinne des Staates gewisse Aufgaben erfüllen, oder erfüllen sollten. Ja, es haben also Menschen schon Einblick auf meine Daten, auf die vielen Informationen, die Fingerabdrücke, die ich in diesem Land hinterlasse. Nur ich nicht.
Schnitt.
Gehe nicht über Los, ziehe keine € 1000,–
Wenn ich an OpenData denke, oder davon träume, dann stell ich mir sämtliche Behördenwege vor, Behördenwege, die ich mir ersparen könnte, die ich von zu Hause aus erledigen könnte. Keine Warteschlangen, keine Beamten, die zwischen den Pausen arbeiten sollten.
Kein gehe zu X, hol dir Formular Y, damit du dann zur Stelle G gehen kannst um das eigentliche Formular J abzuholen, dass du dann an Stelle A abgeben sollst. Jaja, das Haus, das Verrückte macht. Asterix lässt grüßen.
Ja, das eine oder andere kann man schon online erledigen, die Arbeitnehmerveranlagung. So schön so gut. Ich kann mir auch schon den Meldezettel vorab herunterladen, ausfüllen und ausdrucken. Gewisse, zeit- und nervenaufreibende Amtswege bleiben einem aber nicht erspart.
Ich gehe aber einmal davon aus, dass nicht nur mir meine Zeit wertvoll ist und hier tatsächlich noch einiges an Optimierungspotential vorhanden ist.
Bürgerkarte ole ole. Für diesen Bereich kann ich aber nicht wirklich ein Urteil abgeben, als ich mich vor Jahren damit beschäftigt habe, war das noch sehr sehr sehr in den Kinderschuhe. Definitives NoGo, ist die Anschaffung eines Kartenlesegeräts, what the hell? Das muß einfach einfacher gehen. Aus.
Da bin ich jetzt aber richtig nackt
Das Konstrukt Staat in dem wir leben ist so kompliziert, durch “Freunderlwirtschaft” getrieben und wahrscheinlich auch korrupt, dass eine “Open-Data-Isierung” des Staates, für mich als Bürger wohl mehr Vorteile hätte. Mir sogar ein Art von Sicherheit geben würde, es wäre transparent, politische Entscheidungen wären nachvollziehbarer und alle Staatsdiener wären viel mehr im Gewissen. Hmm, klingt ja eigentlich recht schnieke, wenn ich mir vorstelle, daß (politische) Entscheidungen dann mit mehr Weitblick und Überlegungen getroffen werden.
Aber… will dass der Vater Staat bzw. seine Staatsdiener überhaupt? Ich glaube, dass es hier sehr viele Strömungen gibt, die so eine Transparenz verhindern wollen. Gut, ich gebe zu, ich bin einer der Politikverdrossenen, der so oder so keinem Politiker vertraut… Another Story.
Dumm und glücklich
Können wir als normale Bürger mit dieser Transparenz überhaupt umgehen? Sind wir reif genug, für diese Informationen? Sind wir, mit denen wenigen Informationen vielleicht glücklicher? Wir sind jetzt schon gefangen, gefangen in einem System, in dem es oft schwer ist, Selbst- und Eigenverantwortung zu übernehmen.
Ich seh das eher aus der existenzialistischen Ecke, Freiheit bedeutet auch Verantwortung zu übernehmen, dazu gehört aber eine gewisse Reife, eine gewisse Bildung.
Worauf ich hinaus will? Es braucht in erster Linie Medienkompetenz, Interesse an Informationen, das Wissen ihrer (semantischen) Bedeutung, um dann mit den Informationen für sich einen Nutzen herauszuholen und wenn es mir nur den Weg zum Amtsschimmel erspart.
Das ganze wirft natürlich die Frage auf, was die vielen unzähligen Beamten dann tun? Diese Frage kann und will auch nicht beantworten.
Conclusio
Jaaa, openData immer her damit. Sind ja schließlich Informationen über uns selbst bzw. Informationen, auf die wir ein Anrecht haben. Vielleicht ist im Jahr 2020 auch die dafür notwendige techn. Infrastruktur geschaffen und das Thema Medienkompetenz und Medienbildung hat schon längst Einzug in den Alltag genommen. </wunschliste>
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